Verdrängt haben viele Börsianer eine andere, auf den ersten Blick unspektakuläre Herausforderung: die Zinswende in den USA. Die meisten Volkswirte erwarten, dass die amerikanische Notenbank spätestens im Dezember den Leitzins anhebt. Es wäre das erste Mal seit dem Jahr 2006 und würde ein Ende der Ära des ultrabilligen Geldes einleiten. Auch wenn es zunächst nur eine leichte Anhebung um einen Viertelprozentpunkt sein dürfte - die Reaktionen an den Finanzmärkten könnten deutlicher ausfallen. Vor allem die Schwellenländer können unter Druck geraten, da mit steigenden US-Zinsen Anlagen im amerikanischen Dollar attraktiver werden und Investoren deshalb Geld aus anderen Regionen der Welt abziehen dürften.
Auch an den Aktienmärkten würde eine Zinswende Spuren hinterlassen: Der "Wettbewerb um das Kapital" werde sich insgesamt erhöhen, warnt die Fondsgesellschaft Fidelity. Im Schatten der Finanzkrise hatten die Notenbanken der westlichen Welt ihre Leitzinsen massiv gesenkt. Die Folgen sind bis heute dramatisch. Die Rendite einer zehnjährigen US-Staatsanleihe ist in der Spitze auf 1,4 Prozent gefallen, die einer deutschen Bundesanleihe sogar auf 0,1 Prozent. Viele Anleger sind deshalb in Aktien geflüchtet. Schließlich schütten etliche Unternehmen relativ verlässlich Geld an ihre Aktionäre aus. Das hat Aktien als Alternative zu Anleihen attraktiv gemacht. Enorme Summen sind in Dividendenfonds geflossen. In den vergangenen fünf Jahren gab es laut Citigroup nur zwei Quartale, in denen Anleger aus dieser Fondskategorie mehr Geld abgezogen als eingezahlt haben. Mittlerweile liegen 250 Milliarden Dollar weltweit in Dividendenfonds.
Dividenden sind die neuen Zinsen - dieses Motto gilt aber nur mit Einschränkung. Denn: Aktien sind riskanter als Anleihen. Bei einer Staatsanleihe kassiert ein Anleger einen festgelegten Zins und erhält am Ende der Laufzeit seinen Einsatz zurück. Das Ausfallrisiko ist bei soliden Staaten wie den USA oder Deutschland minimal. Bei einer Aktie hingegen kann der Kurs noch extremer ausschlagen. Zudem ist die Ausschüttung nicht garantiert, ein Unternehmen kann sie jederzeit kürzen oder streichen.
Deshalb wird mit steigenden Zinsen der Anreiz größer, von Dividendenaktien in Anleihen zu wechseln. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe ist inzwischen auf mehr als zwei Prozent gestiegen - das ist noch immer wenig, aber womöglich der Beginn eines neuen Zyklus. Die Citigroup hat die Zinsentwicklung der vergangenen zehn Jahre mit der Kursentwicklung von Dividendenaktien verglichen und dabei ein deutliches Muster ermittelt: Fallen die Zinsen, steigen die Kurse von Aktien mit hoher Dividendenrendite. Und steigen die Zinsen, geht es mit den Dividendenaktien bergab.
Schon jetzt sind viele Anleger auf der Suche nach Rendite in Dividendenfallen getappt. Die Aktie des deutschen Rückversicherers Munich Re etwa kletterte Anfang des Jahres um fast 30 Prozent nach oben. Bei steigenden Kursen schrumpfte die Dividendenrendite - von knapp fünf auf 3,9 Prozent. Selbst auf diesem Niveau lag Munich Re damit noch immer deutlich über dem Durchschnitt des DAX. Trotzdem war die Aktie überteuert. Denn: Gemessen an den Maßstäben von Munich Re sind 3,9 Prozent einfach zu wenig. Im Schnitt der vergangenen zehn Jahre lag der Rückversicherer bei fünf Prozent. Entsprechend endete der Höhenflug der Aktie schnell. Die Kursgewinne sind komplett verschwunden, die Dividendenrendite liegt wieder auf einem für diese Aktie angemessenen Niveau.
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Realistische Renditen
BÖRSE ONLINE nimmt die sich abzeichnende Zinswende in den USA zum Anlass, die Dividendenrendite beliebter Aktien genauer unter die Lupe zu nehmen. Dabei hat die Redaktion nicht einfach nur auf die absolute Prozentzahl geschaut, sondern auch auf die Historie der Unternehmen. Grundsätzlich gilt, dass die Dividendenrendite je nach Branche sehr unterschiedlich ist. Die Aktien von Versicherern oder Versorgern bieten überdurchschnittlich hohe Prozente. Sie entschädigen Anleger für die geringen Wachstumsraten dieser Unternehmen.
Technologiefirmen oder Biotechs hingegen investieren viel Geld in ihr operatives Geschäft, um die Basis für Wachstum zu schaffen - für eine Bargeldausschüttung bleibt da wenig oder gar nichts übrig. Und es gibt Unternehmen, die beides bieten: Wachstum und Dividende. Vor allem im Konsumgüterbereich gibt es Klassiker, die ihre Ausschüttung seit Jahrzehnten kontinuierlich steigern. Diese Aktien werfen meist rund drei Prozent ab.
Diese Richtwerte sind natürlich nicht in Stein gemeißelt. Bricht an den Börsen Panik aus, fallen auch die Kurse der Dividendenstars. Wer in solchen Phasen mutig ist, kann wahre Schnäppchen machen. Die BASF-Aktie etwa stürzte auf dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise im Jahr 2008 auf 20 Euro ab - für jenes Jahr zahlte der Chemiekonzern 1,70 Euro Dividende. Das entsprach einer Dividendenrendite von mehr als acht Prozent. Die hohe Prozentzahl war also ein klares Zeichen, dass die Aktie unterbewertet war.
Es kann aber auch anders kommen. In ruhigen Zeiten, also ohne große Schwankungen an den Börsen, ist eine ungewöhnlich hohe Rendite oft eine Falle. Die französische Bank Société Générale hat errechnet, dass bei Werten von mehr als fünf Prozent die Wahrscheinlichkeit deutlich steigt, dass die Rendite auf einer zu optimistischen Prognose basiert. Die Lufthansa beispielsweise ist in Statistiken oft einer der DAX-Werte mit der höchsten Dividendenrendite. Die Fluggesellschaft allerdings hat in der Vergangenheit häufig gar kein Geld ausgeschüttet, weil es zu viele Probleme im operativen Geschäft gab.
Die aktuellen Daten beliebter Dividendenwerte liefern ein insgesamt positives Bild: Die Renditen liegen laut Datenbank der Redaktion auf einem vernünftigen Niveau. Nestlé beispielsweise kommt auf Basis der von Analysten für das kommende Jahr erwarteten Ausschüttung auf 3,2 Prozent. Das entsprich ziemlich genau dem langfristigen Mittelwert.
Ähnlich sieht es im DAX aus: Allianz und Munich Re, Daimler und BMW, aber auch BASF-Aktie liegen mit ihren Dividendenrenditen in etwa auf dem langjährigen Durchschnittswert. Günstig erscheint auf den ersten Blick Siemens: Die Prozentzahl ist auf dem Papier hoch. Allerdings hat der Konzern Probleme im operativen Geschäft, die den Aktienkurs weiter drücken können. Auffällig sind auch die Verhältnisse bei RWE: In absoluten Zahlen gehört der Versorger zu den Aktien mit der höchsten Dividendenrendite im DAX - in früheren Jahren aber konnten Anleger mit RWE etwas mehr erzielen.
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Extreme Dividenden
Auch bei den deutschen Nebenwerten sind die Renditen der Top-Dividendenwerte mit steigenden Kursen gesunken. Bei Fielmann liegt die Dividendenrendite rund 20 Prozent unter dem langjährigen Schnitt. Damit honorieren Börsianer das krisenfeste Geschäftsmodell und die praktisch schuldenfreie Bilanz. Zugleich aber könnte die Aktie der Optikerkette unter Druck geraten, wenn Anleger wieder verstärkt in zyklische Branchen umschichten.
Auch bei Drillisch und Freenet, den Dividendenstars des TecDAX, sind die Renditen vergleichsweise niedrig - allerdings sind diese Unternehmen stark gewachsen und haben ihr Geschäftsmodell erweitert. Darum sind nach Einschätzung der Redaktion diese Aktien als Dividendenwerte weiterhin attraktiv.
Die extremsten Werte gibt es derzeit bei den internationalen Ölkonzernen. Beim US-Riesen Exxon Mobil ist die Dividendenrendite sogar so hoch wie noch nie in den vergangenen zehn Jahren. Andere Konzerne der Branche bewegen sich nahe der langjährigen Höchstwerte. In Europa kommen Royal Dutch und BP derzeit auf dem Papier auf rund sechs Prozent - das ist in etwa doppelt so viel wie der DAX. Allerdings gibt es ein Problem: Die Prozentzahlen der Ölkonzerne sind hoch, weil die Aktienkurse gefallen sind. Sorgen macht der Ölpreis, der über die vergangenen zwölf Monate um rund 45 Prozent abgestürzt ist und die Gewinne der Branche drückt. Damit wird es für die Konzerne immer schwerer, die Ausschüttung zu finanzieren. Extreme Rendite ohne Risiko - das gibt es an der Börse eben nicht.
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Allianz: Ein klares Zeichen an die Aktionäre
Der Versicherungskonzern Allianz ist zum Dividendenstar im DAX aufgestiegen. Möglich macht das die im November beschlossene neue Ausschüttungspolitik. Demnach wollen die Münchner künftig
50 Prozent des Jahresgewinns unter ihren Aktionären verteilen. Darüber hinaus soll die Dividende mindestens auf dem Niveau des Vorjahrs gehalten werden. Damit wäre die diesjährige Ausschüttung von 6,85 Euro je Aktie der Boden für künftige Zahlungen. Und noch ein Extra ist möglich: Alle drei Jahre will die Allianz prüfen, ob eigentlich für externes Wachstum eingeplantes, aber nicht aufgebrauchtes Geld an die Aktionäre fließen soll. Der erste Termin für eine solche Prüfung steht Ende kommenden Jahres an.
In den vergangenen Jahren war die Allianz ein relativ verlässlicher Dividendenzahler, aber nicht ohne Fehltritt. Für das Jahr 2008 kürzte der Konzern im Schatten der Finanzkrise seine Ausschüttung von 5,50 auf 3,50 Euro je Aktie. Das alte Topniveau würde erst jetzt überboten. Der Härtetest für die neue Dividendenpolitik der Allianz steht noch aus. Probleme bereiten dem Konzern Mittelflüsse bei der konzerneigenen Vermögensverwaltung Pimco. Die Rückschläge dort konnte die Allianz zuletzt aber vor allem durch bessere Ergebnisse im Hauptgeschäftsfeld Schaden- und Unfallversicherung auffangen. Als Marktführer sollte die Allianz im Kerngeschäft ihre Größenvorteile auch weiterhin ausspielen können. Analysten erwarten für das kommende Jahr eine leicht auf mindestens sieben Euro steigende Ausschüttung. Das entspricht einer Dividendenrendite von rund fünf Prozent. Auf diesem Niveau müssten Anleger vorübergehende Kursverluste relativ entspannt aussitzen können.
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BP: Harte Zeiten für den Dividendenstar
Ölkonzerne waren lange wie Geldmaschinen. Der hohe Ölpreis garantierte kräftige Gewinne, an denen Aktionäre großzügig beteiligt wurden. In vielen Pensionsfonds sind Aktien wie der britische Riese BP deshalb ein Basisinvestment. Inzwischen allerdings ist der Rausch um das Öl verflogen. Das behäbige Wirtschaftswachstum der Welt und die Konkurrenz durch alternative Energiequellen haben die Nachfrage gedämpft und den Ölpreis unter Druck gesetzt. Zugleich sind neue Quellen nur mit großem Aufwand und hohen Kosten zu erschließen.
Diese Mischung lässt an den Dividenden der Ölkonzerne zweifeln. Bei BP liegt die Rendite gegenwärtig rund 20 Prozent über dem Schnitt der vergangenen zehn Jahre. Ein so starker Ausreißer im aktuellen Zinsumfeld ist aber auch eine Chance für Anleger mit Mut zum antizyklischen Investment. Denn der BP-Vorstand dürfte alles versuchen, um eine Dividendenkürzung zu vermeiden. Der Konzern reduziert bereits radikal die Kosten, Investitionen werden zurückgefahren und weniger wichtige Sparten verkauft. BP kann es sich daher leisten, die Dividende vorübergehend aus der Substanz zu zahlen. Die Ausschüttung habe "oberste Priorität", bekräftigte BP zuletzt bei der Präsentation der Quartalsergebnisse, die deutlich besser ausgefallen sind als von Börsianern erwartet.
Analysten rechnen im laufenden und kommenden Jahr mit einer unveränderten Dividende. Die Strafzahlungen für die
Ölkatastrophe im Golf von Mexiko aus dem Jahr 2010, für die BP gemäß einer Einigung in der vergangenen Woche knapp 19 Milliarden Dollar an die US-Regierung und fünf Bundesstaaten zahlen muss, werden die Dividende nach Angaben des Konzerns nicht treffen.
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BMW Vz.: Kein Klassiker, aber mit verstecktem Hebel
Kaum ein Wirtschaftszweig hat so stark vom Aufstieg Chinas profitiert wie die deutsche Automobilindustrie. Marken wie BMW sind populär und lassen sich in Schwellenländern ohne große Rabatte verkaufen. Inzwischen kühlt Chinas Wirtschaft jedoch ab, die Verkaufszahlen der Autokonzerne wachsen dort nicht mehr so stark. Andere Regionen werden daher wichtiger - die USA, aber auch Europa. In den ersten fünf Monaten des Jahres hat BMW seinen Gesamtabsatz um knapp acht Prozent auf einen neuen Rekord gesteigert. Schwung verspricht sich der Konzern durch die Modernisierung der Flotte. Derzeit läuft die Serienproduktion des neuen 7er an. Gelegen kommt zudem die Schwäche der europäischen Währung: Weil BMW viele Autos in Europa produziert, aber im Dollar-Raum verkauft, gelten die Münchner als einer der Profiteure der starken US-Währung.
Da das Autogeschäft sehr von der Konjunktur abhängt, sind Autohersteller keine klassischen Dividendenwerte. Auch bei BMW müssen Anleger in Krisenzeiten mit einer Kürzung rechnen - langfristig sollte der Trend aber nach oben gehen. Bei Dividendenjägern beliebt ist die Vorzugsaktie. Dieses Papier ist nicht im DAX notiert und wird wenig gehandelt. Bei einer Vorzugsaktie verzichtet ein Anleger unter anderem auf sein Stimmrecht auf der Hauptversammlung, wird aber im Fall von BMW mit einer um zwei Cent höheren Dividende entschädigt. Der im Vergleich zur Stammaktie niedrigere Kurswert hebelt die Dividendenrendite weiter. Wir rechnen für das Jahr 2015 mit 3,02 Euro je Vorzugsaktie. Einige Börsianer spekulieren übrigens darauf, dass BMW im kommenden Jahr zum 100-jährigen Bestehen eine Sonderdividende ausschüttet.
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Philip Morris International: Auch Dividende kann süchtig machen
Rauchen ist tödlich. Jedes Jahr sterben Millionen Menschen weltweit an den Folgen. Darum ist es nachvollziehbar, dass viele Anleger die Tabakindustrie meiden. Wer keine moralischen Bedenken hat, für den sind die Aktien der Zigarettenhersteller eine lukrative Geldquelle. Denn: Die Margen der Industrie sind dank niedriger Herstellungskosten hoch. Bei Philip Morris International, dem weltweit größten an der Börse notierten Tabakkonzern, blieben im vergangenen Jahr mehr als
40 Prozent des Umsatzes als operativer Gewinn übrig. Gegner des Tabakkonsums haben Etappensiege errungen, aber die Konzerne nicht wirklich in Bedrängnis gebracht. Werbeverbote, Warnhinweise auf den Packungen und hohe Steuern führen dazu, dass die Zahl der Raucher leicht sinkt. Dank Preiserhöhungen und neuer Kunden in den Schwellenländern machen die Hersteller trotzdem weiter gute Geschäfte.
Unter den Großen der Branche weist der Marlboro-Hersteller Philip Morris eine besonders hohe Dividendenrendite aus. Das erklärt sich durch ein ungewöhnliches Problem, das den Aktienkurs derzeit belastet: Philip Morris ist aus der Altria Group entstanden und bündelt deren internationales Geschäft. Als US-Unternehmen zahlt Philip Morris seine Dividende in Dollar, verdient sein Geld aber ausschließlich im Ausland. Dadurch fließen bei Einnahmen in fremden Währungen derzeit weniger Dollar in die Kasse als noch vor einem Jahr. Um die Dollar-Dividende dennoch steigern zu können, muss Philip Morris die Ausschüttungsquote anheben. Im ersten Quartal lag sie bei 87 Prozent. Analysten gehen aber davon aus, dass der Konzern die Dividende auch auf diesem hohen Niveau weiter steigern kann.
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Procter & Gamble: Ein Aristokrat räumt auf
Auf die Dividende des weltgrößten Konsumgüterherstellers ist Verlass. Seit 58 Jahren hebt Procter & Gamble (PG) seine Ausschüttung ohne Unterbrechung an. Im vergangenen Jahr gab es einen Aufschlag von sieben Prozent. Ein Aristokrat - so nennen Börsianer Unternehmen, die ihre Dividende mehr als 25 Jahre ohne Unterbrechung steigern - hat an der Börse eigentlich einen hohen Preis und damit eine niedrige Dividendenrendite. Über die vergangenen zehn Jahre schwankte die Rendite der PG-Aktie um die drei Prozent. Wer jetzt kauft, kommt auf einen überdurchschnittlichen Satz.
Möglich macht das die zuletzt schwache Entwicklung der Aktie. Procter & Gamble leidet wie alle amerikanischen Exportfirmen unter dem starken Dollar. Es gibt aber auch tiefer gehende Probleme: Einige PG-Produkte verlieren Marktanteile. Im vergangenen Quartal schrumpfte der Konzernumsatz um acht Prozent. Das Management räumt auf: Die Kosten sollen um zehn Milliarden Dollar gedrückt werden. Um Währungseffekte zu reduzieren, soll stärker vor Ort produziert werden. Und: Rund 100 Marken stehen zum Verkauf, weil sie die Wachstumsziele nicht erreichen. Damit stößt PG etwa zehn Prozent seines Gesamtumsatzes ab.
Auch wenn die Umsetzung dieser Strategie einige Quartale in Anspruch nehmen wird, ist PG auf dem richtigen Weg. Dank seines starken Markenportfolios, seiner Größenvorteile gegenüber der Konkurrenz und eines erfahrenen Managements sollte PG die Wende schaffen. Die Dividende dürfte weiter steigen, die Dividendenrendite der Aktie ausgehend vom aktuellen Kurs spätestens in dem bis Juni laufenden Geschäftsjahr 2018 über vier Prozent klettern.
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Novartis: Qualität hat ihren Preis
Pharmawerte sind bei Börsianern gefragt, weil sie eine schöne Mischung bieten: zuverlässige Gewinne und eine steigende Dividende. Novartis hat in den vergangenen Monaten den Konzern neu aufgestellt, unter anderem durch einen Deal mit
GlaxoSmithKline, bei dem die Schweizer ihr Impfstoffgeschäft verkauft und sich dafür die Krebssparte der Briten gesichert haben. Dank der Umstrukturierungen hat Novartis seine Margen verbessert. Im
ersten Quartal haben die Eidgenossen die Gewinnprognose der Analysten deutlich übertroffen. Die Produktpipeline mit neuen Medikamenten ist vielversprechend und sollte genug Potenzial bieten, um Umsatzrückgänge bei älteren Präparaten aufzufangen. Die Investmentbank JP Morgan traut Novartis zu, den Gewinn je Aktie bis zum Jahr 2020 um durchschnittlich zehn Prozent zu steigern, knapp zwei Prozentpunkte stärker als der Pharmasektor. Damit wäre die Basis für eine weiter steigende Ausschüttung gelegt.
Novartis ist ohnehin einer der zuver-lässigsten Dividendenzahler an den
europäischen Börsen. Seit Gründung des Konzerns im Dezember 1996 ist die Ausschüttung je Aktie in Schweizer Franken gerechnet kontinuierlich gestiegen. Für 2014 gab es einen Aufschlag von sechs Prozent auf 2,60 Franken. Für das laufende Jahr rechnen Analysten mit 2,75 Franken. Auch in den Folgejahren sollte die Serie der Dividendensteigerungen weitergehen. Allerdings: Im historischen Vergleich ist die Dividendenrendite der Novartis-Aktie bei rund drei Prozent deutlich niedriger als über die vergangenen zehn Jahre. Angesichts der starken Wachstumsdynamik im operativen Geschäft hält die Redaktion diesen Bewertungsaufschlag aber für gerechtfertigt.