2016 setzte der Autobauer mit 217,3 Milliarden Euro gut zwei Prozent mehr ein als im Vorjahr. Der um Sondereffekte wie die hohen Rückstellungen bereinigte operative Gewinn legte mit einem Plus von 14 Prozent auf 14,6 Milliarden Euro deutlich stärker zu und erreichte damit eine neue Bestmarke. Doch auch unter dem Strich verdiente Volkswagen 2016 wieder Geld. Das Nettoergebnis erreichte 5,1 Milliarden Euro, nachdem im Vorjahreszeitraum noch 1,5 Milliarden Miese gemacht wurde. Der Gewinn je Aktie lag damit bei 10,30 Euro. "Das abgelaufene Geschäftsjahr hat uns vor sehr große Herausforderungen gestellt, dennoch hat der Konzern trotz Krise eine Bestleistung im operativen Geschäft abgeliefert", sagte Konzernchef Matthias Müller. "Die Zahlen zeigen: Volkswagen ist sehr robust aufgestellt, operativ und finanziell. Das gibt uns Zuversicht für die Zukunft."
Doch das Zahlenwerk überzeugte nicht überall. Während der Umsatz und das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) besser beziehungsweise im Rahmen der Markterwartungen ausfielen, verfehlte der Konzern an anderen Stellen die Schätzungen. Besonders beim Nettogewinn hatten sich Börsianer mit 7,4 Milliarden Euro deutlich mehr erhofft. Noch stärker überraschten die mit 6,4 Milliarden Euro zwar gesunkenen, aber deutlich höher als erwartet ausgefallenen Rückstellungen.
Dafür kommt der Konzern den Kritiker zu hoher Managementgehälter nun entgegen. Nach den Plänen wird das Gehalt des Konzernchefs bei zehn Millionen Euro und das der übrigen Vorstandsmitglieder bei 5,5 Millionen Euro gedeckelt. Volkswagen macht die Vorstandsboni für das Topmanagement zudem künftig vom Aktienkurs abhängig und orientiert sich damit stärker am Kapitalmarkt. Konzernchef Müller erklärte, der Vorstand stehe voll hinter der Modernisierung des Vergütungssystems und habe der Modifikation der laufenden Verträge zugestimmt und tritt 2017 in Kraft.
Ruhe scheint auch an einer zweiten Stelle einzukehren. Die Familieneigner Porsche und Piech stärkten unterdessen VW-Markenchef Herbert Diess demonstrativ den Rücken. Der frühere BMW-Manager war in den vergangenen Wochen massiv unter Beschuss des mächtigen Betriebsrats geraten, der ihm unsoziales Verhalten beim Umbau des Unternehmens vorwarf. "Die Familien Porsche und Piech stehen weiter hinter Diess. Das ist so", sagte eine Person mit Kenntnis der Beratungen im Aufsichtsrat der Nachrichtenagentur Reuters. "Das Thema ist gelöst." Eine weitere Person bestätigte, dass Diess von den Familien gestützt werde. Die Porsches und Piechs halten über ihre Familienholding Porsche SE gut 52 Prozent der Stimmrechte an Volkswagen.
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Einschätzung der Redaktion
Volkswagen arbeitet sich Schritt für Schritt aus der Krise. Die Folgen aus dem Abgasskandal sind weitgehend abgearbeitet. Auch wenn die Rückstellungen mittlerweile bei insgesamt 22,6 Milliarden Euro liegen, muss der Konzern immer weniger für die gerichtlichen Folgen seines Dieselgate beiseite legen. Noch wichtiger aber ist, dass Volkswagen Klarheit über mögliche Schadensersatzforderungen schafft. Aus einer Aktie, die seit Bekanntwerden der Abgasmanipulation von Gerichtsurteilen getrieben wurde, wird zunehmend wieder ein Papier, dessen Schicksal sich am Erfolg auf dem Automarkt entscheidet.
Hier kann Volkswagen bereits wieder erste Erfolge verbuchen, während die Großaktionäre Porsche und Piech hinter Diess und damit den harten Umbaumaßnahmen im Konzern stehen. Seit dem Tief im vergangenen Oktober aber hat der Titel einiges seines Aufholpotentials realisiert. Dennoch sehen wir Raum für weitere Kurssteigerungen, mit unserem Kursziel von 160 Euro erscheinen diese für den Moment jedoch limitiert. Das Tempo der Kurssteigerungen dürfte sich nun langsamer fortsetzen und zunehmend am operativen Erfolg orientieren. Daher sollten nur risikobreitere oder langfristig orientierte Anleger einsteigen.
Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 160,00 Euro
Stoppkurs: 114,00 Euro