Der Chef der Hypovereinsbank, Michael Diederich, wird 2023 Finanzvorstand beim Fußballklub FC Bayern. Das sind die wahren Gründe für den Wechsel. Von Wolfgang Ehrensberger
Dieser Wechsel ist ungewöhnlich: Von der Spitze einer deutschen Großbank in den Vorstand des deutschen Top-Fußballklubs: Michael Diederich, Vorstandschef der deutschen Unicredit-Tochter Hypovereinsbank (HVB), wechselt im nächsten Jahr als Finanzvorstand zum deutschen Spitzenklub FC Bayern und wird dort Stellvertreter von Vorstandschef Oliver Kahn. „Die Möglichkeit, die mir angeboten wurde, konnte ich nicht ablehnen“, sagt Diederich. Was steckt hinter dieser rätselhaften Erklärung?
FC-Bayern-Fan Diederich
Diederich ist Bayern-Fan, „mit Leib und Seele“, soviel weiß man. Künftig einen Platz auf der Ehrentribüne in der Allianz-Arena zu haben, um am Wochenende die Spiele seines Lieblingsvereins im Kreis von Fußball-Legenden zu verfolgen, kann es aber nicht gewesen sein. Den hatte Diederich auch als HVB-Chef schon. Denn die Bank und der Klub sind über Sponsoring-Verträge geschäftlich eng miteinander verbunden.
Eine größere Rolle dürfte dagegen gespielt haben, dass Diederich zwar Chef einer deutschen Großbank ist, aber doch unter der Fuchtel der italienischen Mutter Unicredit litt. Und die Mailänder verlangten zuletzt immer schärfere Sparrunden, Filialschließungen und auch Stellenabbau. Dass das Herumreiten auf Kostenzielen auf Dauer an den Nerven zehrt, hatte bereits Diederichs Vorgänger Theodor Weimer zermürbt. Der hatte vor Jahren ebenfalls die Gelegenheit beim Schopf gepackt und ist als Vorstandschef zum DAX-Konzern Deutsche Börse gewechselt. Diederich, so wird in München spekuliert, sollen ähnliche Motive getrieben haben.
Die Motive für den Diederich-Wechsel
Aber muss er da beim Gehalt nicht Abstriche machen? Nicht unbedingt, meint der Infodienst „Finanzszene“, und macht dazu eine interessante Rechnung auf. Laut Geschäftsbericht der HVB hat der achtköpfige Vorstand demnach 2021 eine Gesamtvergütung von 6,2 Millionen Euro bekommen. Der fünfköpfige FC-Bayern-Vorstand verdiente dagegen laut Geschäftsbericht 2020/21 insgesamt 17,6 Millionen Euro. Das lässt das eingangs erwähnte Zitat schon in einem ganz anderen Licht erscheinen. Und es legt nahe, dass Diederich sich bei seinem Wechsel von einer Großbank mit 312 Milliarden Euro Bilanzsumme zu einem Mittelständler mit 636 Millionen Umsatz finanziell nicht unbedingt verschlechtert haben muss.