Der Dax werde einen möglichen Rücksetzer sicher binnen weniger Stunden wettmachen können. In den vergangenen Tagen pendelte der Leitindex um die Marke von 12.400 Punkten.

Auch für den Euro würde ein "Nein" der SPD zur Groko nur eine vorübergehende Belastung darstellen. "Eine große Koalition ist zwar die Regierungskombination, die Emmanuel Macrons Pläne für eine Reform der EU am stärksten unterstützt", sagt Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen. Ein strikter Anti-Euro-Kurs sei aber kein Thema. Allerdings werde man dem französischen Präsidenten bei einer anderen Zusammensetzung wohl eher mit symbolischen statt konkreten Schritten entgegenkommen.

"Bei einer Minderheitsregierung werden voraussichtlich weniger Gesetze verabschiedet", sagt Anlagestratege Christian Jasperneite vom Bankhaus MM Warburg. "Damit bleibt der Status Quo erhalten - und der ist gut." Sollte es zu Neuwahlen kommen und Angela Merkel nicht als Spitzenkandidatin der CDU antreten, könnte der deutsche Aktienmarkt allerdings etwas länger unter Verkaufsdruck stehen. Denn bei angelsächsischen Anlegern gelte die Bundeskanzlerin als Garantin für Stabilität.

Am 4. März will die SPD-Führung das Ergebnis der Mitglieder-Abstimmung zur Annahme oder Ablehnung des Koalitionsvertrages mit CDU und CSU vorlegen. Während die SPD-Spitze für eine Neuauflage der großen Koalition unter Merkel plädiert, lehnen Jusos und Teile der SPD-Linken dies kategorisch ab.

Einen größeren Einfluss als der SPD-Entscheid habe die Parlamentswahl in Italien, sagt Solvecon-Experte Hellmeyer. Dort sei entscheidend, dass eine funktionsfähige Regierung gebildet werde. Die Wahrscheinlichkeit hierfür sei recht hoch, ergänzt Fondsmanager Claudio Ferrarese vom Vermögensverwalter Fidelity. Die europa-kritische Fünf-Sterne-Bewegung sei koalitionswilliger als von Anlegern bislang vermutet. "Damit sinkt die Gefahr einer von Populisten geführten Regierung und steigen die Chancen für eine verantwortlichere Lösung im Sinne des Landes."