"Mit dieser Transaktion haben wir einen wichtigen Meilenstein bei der Verwertung des Vermögens der Wirecard AG im besten Interesse der Gläubiger erreicht." Laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" spült der Verkauf mehr als 300 Millionen Euro in die klammen Kassen. Die Schulden des Zahlungsabwicklers belaufen sich allerdings auf mehr als das Zehnfache.
Wirecard North America gilt als eines der werthaltigsten Teile des in einem Bilanzskandal zusammengebrochenen Konzerns aus Aschheim bei München. Wirecard hatte das Unternehmen 2016 von der Großbank Citi übernommen. Wirecard North America gibt vor allem vorbezahlte Kreditkarten aus. Richtig integriert in das übrige Geschäft wurde die Tochter nie - in der Insolvenz entpuppt sich die weitgehende Eigenständigkeit als Vorteil. Mit der Übernahme soll die bisherige Wirecard-Tochter in North Lane Technologies umbenannt werden - nach der Straße, in der sie in Philadelphia 1997 gegründet wurde.
Finanziert wird die Übernahme von Wirecard North America von dem auf Sanierungen spezialisierten Investor Centerbridge, der damit Mehrheitseigentümer von Syncapay wird, wie Jaffee erklärte. Dem Unternehmen aus Dallas im US-Bundesstaat Texas, an dem bisher unter anderem Bain Capital beteiligt ist, gehört bereits der Zahlungsabwickler daVinci Payments. Es ist die zweite größere Auslandstochter von Wirecard, die Jaffe verkauft hat. Die brasilianische Tochter geht an den an der US-Technologiebörse Nasdaq gelisteten Zahlungsdienstleister PagSeguro.
Für das deutsche Kerngeschäft sucht der Insolvenzverwalter weiter nach einem Käufer. Als aussichtsreiche Bieter werden die spanische Großbank Santander und die britische Lycamobile gehandelt. Weil die - nicht insolvente - Wirecard Bank zusammen mit dem Kerngeschäft, der Abwicklung und Absicherung von Zahlungen über Kreditkarten im Internet und an Ladenkassen, verkauft werden soll, hat auch die Finanzaufsicht BaFin ein Wort mitzureden. Das zieht den Prozess allerdings in die Länge.
Wirecard musste Ende Juni Insolvenz anmelden, nachdem sich 1,9 Milliarden Euro in der Bilanz als nicht existent entpuppten. Nach Erkenntnissen der Münchner Staatsanwaltschaft haben die Manager von Wirecard die Bilanz mit Luftbuchungen in Asien über Jahre künstlich aufgebläht und damit Verluste im Kerngeschäft kaschiert. Allein Banken und Investoren seien um mehr als drei Milliarden Euro geprellt worden. Ex-Vorstandschef Markus Braun sitzt in Untersuchungshaft, Vorstandsmitglied Jan Marsalek ist auf der Flucht und wird weltweit gesucht.
rtr