Ein deutliches Signal von US-Notenbankchefin Janet Yellen für eine Zinserhöhung in diesem Jahr hat die Aktienanleger zum Wochenschluss besänftigt. "Der Markt sieht das als Zeichen, dass es der US-Konjunktur doch nicht so schlecht geht wie befürchtet", sagte ein Börsianer. "Das ist genau das, was man hören wollte." Der Dax legte bis zum Nachmittag 3,2 Prozent auf 9731 Punkte zu. Auf Wochensicht verlor der deutsche Leitindex damit noch knapp zwei Prozent. Auch an den anderen europäischen Börsen zeichnete sich am Freitagnachmittag ein versöhnlicher Wochenausklang ab: Der EuroStoxx50 gewann 3,5 Prozent auf 3122 Zähler.

Fed-Chefin Yellen geht ebenso wie die meisten ihrer Kollegen davon aus, die Zinswende in den kommenden Monaten einzuleiten. Die allgemeinen konjunkturellen Aussichten nannte sie in einer Rede "solide". "Der Markt würde die Zinserhöhung freudig begrüßen", betonte ein Aktienhändler. "Es wäre der erste Schritt auf dem Weg zu einer Normalisierung der Geldpolitik." Außerdem könnten dann die endlosen Diskussionen um den Zeitpunkt der Zinswende endlich ad acta gelegt werden.

Der Dollar profitierte am Freitag zusätzlich von einer stärker als erwartet ausgefallenen Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal. Das Bruttoinlandsprodukt legte von April bis Juni aufs Jahr hochgerechnet um 3,9 Prozent zu. Bislang war von einem Plus von 3,7 Prozent die Rede. Der Euro verbilligte sich um 0,8 Prozent auf 1,1133 Dollar. An den US-Börsen bauten Dow Jones & Co ihr Kursgewinne vorbörslich aus.

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SCHNÄPPCHENJÄGER GREIFEN BEI AUTOBAUERN WIEDER ZU



Unterstützung lieferten den Aktienmärkten die zuletzt gebeutelten Autowerte. BMW und Daimler zählten mit Kursgewinnen von je mehr als fünf Prozent europaweit zu den Favoriten. Die beiden Autobauer waren in den Strudel der Volkswagen -Affäre um manipulierte Abgas-Tests geraten und hatten seit Wochenbeginn kräftig verloren. Daimler wies Behauptungen der Deutschen Umwelthilfe (DUH), bei Mercedes-Dieselfahrzeugen womöglich auch die Abgasmessung manipuliert zu haben, zurück. Auch BMW betonte, der Autobauer manipuliere nicht. Im Windschatten der deutschen Fahrzeug-Hersteller rückten auch die europäischen Konkurrenten wieder vor. Renault, Peugeot und Fiat gewannen rund fünf Prozent.

Auf Achterbahnfahrt gingen hingegen die Aktien von VW, die zuletzt 1,7 Prozent schwächer bei 110,25 Euro lagen. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt zufolge hat der Konzern auch die Dieselmotoren von leichten Nutzfahrzeugen manipuliert. VW haben wegen "Dieselgate" seit Wochenbeginn etwa 30 Prozent eingebüßt. Der VW-Aufsichtsrat wollte im Tagesverlauf einen Nachfolger für den zurückgetretenen Konzernchef Martin Winterkorn küren. Einem Insider zufolge soll der bisherige Porsche -Chef Matthias Müller den Job übernehmen.

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REKORDHOCH BEI NIKE-AKTIEN ZIEHT ADIDAS MIT



Stark gefragt waren die Titel des Autozulieferers Hella, die sich trotz eines Gewinneinbruchs um bis zu 9,1 Prozent verteuerten. Allerdings hatten die Papiere zuvor etwa 17 Prozent verloren, nachdem Hella vergangene Woche die Ergebnisziele kassiert hatte.

Beim Sportausrüster Adidas sorgte ein Gewinnsprung beim Konkurrenten Nike für gute Stimmung. Der US-Weltmarktführer übertraf in den ersten drei Monaten seines neuen Geschäftsjahrs zum neunten Mal in Folge die Erwartungen von Branchenexperten. Die Aktien stiegen im vorbörslichen US-Geschäft um 8,1 Prozent auf ein Rekordhoch von 124,05 Dollar. Im Fahrwasser kletterten Adidas um mehr als vier Prozent.

Reuters