"Die wirtschaftlichen Bedingungen rechtfertigen noch keine Erhöhung", sagte Fed-Chefin Janet Yellen am Mittwoch in Washington. Der Höhenflug des Dollar hatte zuletzt mit dazu beigetragen, dass der Aufschwung ins Stocken geraten war. Trotz hartnäckiger Nachfragen von Journalisten wollte sich Yellen nicht auf einen Zeitpunkt für die erste Zinserhöhung festlegen. Womöglich noch dieses Jahr, hieß es lediglich. Der Leitzins liegt in den USA seit dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise Ende 2008 auf dem Rekordtief von null bis 0,25 Prozent. Viele Experten rechnen damit, dass sich das im September oder spätestens zum Jahresende ändern wird.

Dazu passt, dass die Währungshüter im Mittel für Ende 2015 einen Zinssatz von 0,625 Prozent vorhersagen - dies entspricht zwei kleinen Anhebungen. "Für mich heißt das: im September und Dezember", sagte Fed-Beobachter Bruce Zaro vom Finanzhaus Global Asset Management in Boston.

Der Schwächeanfall der US-Wirtschaft im Winter verhinderte, dass Zentralbankgeld schon jetzt erstmals seit Mitte 2006 verteuert wird.[ID:nL5N0YK3U2] Mittlerweile hat sich die Konjunktur laut Fed aber wieder berappelt. Dennoch will Yellen zunächst handfeste Hinweise sehen, dass der Aufschwung nicht mehr ins Wackeln gerät.

Die Notenbanker erwarten für 2015 im Mittel ein Wirtschaftswachstum von 1,8 bis 2,5 Prozent. Im März hatten sie noch 2,3 bis 2,7 Prozent vorhergesagt. Angesichts dieser Aussichten neigt die Fed zur Vorsicht. Mit einem zu frühen Zinsschritt riskiere die Notenbank, den Aufschwung abzuwürgen, so die Fed-Chefin. Auch die Schuldenkrise in Griechenland lässt die US-Währungshüter nicht kalt. Falls es keine Einigung mit den Gläubigern gebe, dürften dies die globalen Finanzmärkte spüren.

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STARKER DOLLAR HEMMT AUFSCHWUNG



Weltbank und Internationaler Währungsfonds (IWF) hatten die Fed zuletzt gemahnt, die Geldpolitik erst im nächsten Jahr zu straffen. Die Zinspolitik ist die schärfste Waffe im Arsenal der Fed: Mit dem ultra-billigen Zentralbankgeld sorgt sie dafür, dass die Wirtschaft gestützt wird. Dennoch war ihre Leistung Anfang des Jahres geschrumpft - auch wegen des ungewöhnlich kalten Winters. Zugleich macht den exportstarken US-Konzernen der Höhenflug des Dollar zu schaffen, der seit dem vorigen Sommer zum Euro um 18 Prozent zugelegt hat und so amerikanische Produkte im Ausland verteuert. "Der Dollar scheint sich im großen und ganzen stabilisiert zu haben", sagte Yellen nun.

Die Wall Street reagierte auf die Aussicht anhaltend niedriger Zinsen mit leichten Kursgewinnen. Der Euro legte zum Dollar 0,8 Prozent zu. Sollte die Fed die Zinszügel anziehen, werden die USA für ausländisches Kapital noch attraktiver und die US-Währung dürfte weiter aufwerten - ein Alptraum für international aufgestellte Konzerne wie Procter & Gamble oder Microsoft, die ihre Gewinne durch den Wechselkurs beeinträchtigt sehen. Chefökonom Carsten Brzeski von der Großbank ING-DiBa erwartet, dass die US-Notenbank mit Blick auf den starken Dollar die Zinswende erst zum Jahresende oder Anfang 2016 vollziehen wird. "Die Märkte sind nervös. Die Fed möchte nicht die erste Zentralbank sein, die höhere Zinsen einführt, wenn es nicht unbedingt nötig ist."

Die US-Notenbank soll Vollbeschäftigung fördern und zugleich für stabile Preise sorgen. Am Arbeitsmarkt sehen sich Yellen & Co. dicht vor dem Ziel: In ihren Prognosen erwarten die Notenbanker für 2016 eine Arbeitslosenquote von nur noch rund fünf Prozent.

Reuters