Beim deutschen Leitindex DAX kommt es dabei zu einer Aufstockung um zehn auf 40 Werte, was der Indexbetreiber als eine bedeutende Entwicklung des Index und des deutschen Kapitalmarktes bezeichnet. Zugleich wird der MDAX als Index für mittelgroße Unternehmen von 60 auf 50 Mitglieder verkleinert. Wie die Änderungen beim DAX genau aussehen, ist der nachfolgenden Aufstellung zu entnehmen.
Die Erweiterung des DAX bildet laut STOXX Ltd den Abschluss eines umfassenden Reformprozesses, der im Sommer 2020 seinen Anfang genommen hatte. Mehrere neue Regeln hat man dabei in den vergangenen neun Monaten bereits schrittweise eingeführt.
So müssen DAX-Kandidaten seit Dezember 2020 in ihren beiden letzten Jahresabschlüssen ein positives EBITDA aufweisen. Außerdem ist seit März 12021 eine Index-Berechtigung für alle Emittenten im Regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse wirksam sowie eine Einführung von Finanzberichterstattungspflichten mit festgelegten Sanktionen bei Nichteinhaltung. Hinzu kommt die Vorgabe zur Einhaltung bestimmter Vorschriften des Deutscher Corporate Governance Kodex in Bezug auf Prüfungsausschüsse sowie eine zusätzliche DAX-Überprüfung im März nach den Kriterien Regular Entry und Regular Exit.
Ab diesem September erfolgt darüber hinaus das Ranking nur noch nach dem Parameter Marktkapitalisierung und es kommt zur Einführung einer Mindestliquiditätsanforderung. Der nächste Termin für die planmäßige Überprüfung der DAX-Indexfamilie ist der 3. Dezember 2021.
Normalerweise sollte eine Index-Aufnahme und -Entnahme alleine keine dauerhafte Wirkung auf die Bewertung haben, welche die Börse einem Unternehmen zubilligt. Kurzfristig gesehen kann das aber anders aussehen, weil indexorientierte Anleger entsprechend der Veränderungen in ihren Portfolios umschichten müssen.
Auch dieses Mal waren die im Vorfeld als Aufsteiger gehandelten Kandidaten im Vorfeld im Schnitt auffällig gefragt. Wobei die Effekte Umsetzung der jetzigen Beschlüsse erst zu den Schlusskursen am 17. September vollzogen wird und sie dann mit Handelsbeginn am 20. September effektiv in Kraft treten. Man darf gespannt sein, was bis dahin mit den Kursen der positiv und negativ betroffenen Unternehmen noch passiert.
Losgelöst davon ist natürlich ein Auf- oder Abstieg in einen Leitindex wie dem DAX mit einem gewissen Prestige verbunden. Folglich ist so ein Ereignis ein guter Anlass, um sich die betroffenen Werte näher anzusehen. Wir tun das in diesem Fall, indem wir jene drei Aktien einer näheren Analyse unterziehen, die laut den Kurszielen der BÖRSE ONLINE-Redaktion über das meiste Aufwärtspotenzial verfügen.
Konkret ist das bei den Aktien von Siemens Healthineers, Symrise und Zalando der Fall. Wobei es streng genommen so ist, dass die potenzielle Performance-Hitliste die Vorzugsaktien von Porsche anführen. Denn einem Kursziel von 120,00 Euro steht hier ein aktueller Kurs von 87,60 Euro gegenüber, woraus sich rund 37 Prozent Luft nach oben ergeben. Doch die Porsche-Vorzugsaktien haben wir in diesem Format erst am vergangenen Donnerstag besprochen, weshalb wir diesen Titel dieses Mal außen vor lassen.
Die drei anderen Favoriten sind aber ebenfalls sehr interessant, zumindest wenn sie die Hoffnungen erfüllen. Denn gemäß unserer Zielvorgaben verspricht dieses Trio derzeit Kursanstiege von 20 Prozent bis 32 Prozent.
Bei unserem umfassenden Anlage-Check zu diesem Titeln begutachten wir die Chartbilder, die allgemeine Aufstellung/Strategie sowie die Bewertungen. Zudem verraten wir nachfolgend, warum die BÖRSE ONLINE-Redaktion diese Werte als aussichtsreich einstuft. Bevor es losgeht, noch kurz der Hinweis, dass bis auf eine Ausnahme derzeit bei allen DAX-Aufsteigern unser aktuelles Anlagevotum auf Kaufen lauten, und es nur bei Hellofresh auf Beobachten steht.
Symrise-Aktie
Unter den zehn DAX-Aufsteigern verfügt aus Sicht der BÖRSE ONLINE-Redaktion unter anderem Symrise über nennenswertes Aufwärtspotenzial. Konkret beträgt unser Kursziel 144,00 Euro, während der Titel am Freitag mit 119,95 Euro aus dem Xetra-Handel ging. Das heißt, damit die Rechnung aufgeht, musste die Notiz um 20,05 Prozent anziehen. Ergänzend sei noch erwähnt, dass sich der Stopp-Loss-Kurs bei 103,50 Euro bewegt.
Charttechnik: In Sachen Chartbild ist es bei diesem bisherigen MDAX-Mitglied so, dass es einen sauberen langfristigen Aufwärtstrend zu konstatieren gibt. Dabei sind die Notierungen von März 2009 bis heute von 7,07 Euro auf in der Spitze 126,45 Euro gestiegen. Das letztgenannte Schlussrekordhoch stammt vom 23. August, ist somit noch nicht sehr alt und die aktuelle Notiz hat dazu auch noch relativ engen Kontakt, so dass die Charttechnik grünes Licht für einen Kauf gibt.
Aufstellung/Strategie: Symrise bezeichnet sich selbst als einen globalen Anbieter von Duft- und Geschmackstoffen, kosmetischen Grund- und Wirkstoffen sowie funktionalen Inhaltsstoffen. Zu den Kunden gehören Parfum-, Kosmetik-, Lebensmittel- und Getränkehersteller, die pharmazeutische Industrie sowie Produzenten von Nahrungsergänzungsmitteln und Heimtiernahrung.
Mit einem Umsatz von rund 3,5 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2020 gehört das Unternehmen zu den global führenden Anbietern. Der Konzern mit Sitz in Holzminden ist mit mehr als 100 Niederlassungen in Europa, Afrika und dem Nahen sowie Mittleren Osten, in Asien, den USA sowie in Lateinamerika vertreten. Gemeinsam mit seinen Kunden entwickelt Symrise neue Ideen und marktfähige Konzepte für Produkte, die aus dem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken sind. Wirtschaftlicher Erfolg und unternehmerische Verantwortung sind dabei aus der Sicht der Verantwortlichen untrennbar miteinander verbunden.
Symrise zählt gemessen am Marktanteil laut DZ Bank zu den Top-4-Unternehmen der Branche. Die dortigen Analysten davon aus, dass Top-Player wie Symrise auch weiterhin Marktanteile gewinnen (und die kleineren Marktteilnehmer Anteile verlieren), weil sie flexibler auf regulatorische Änderungen (und damit einhergehende Kosten) reagieren können, weil sie besseren Zugang zu Rohstoffen haben und es aufgrund ihres globalen "Footprints" leichter haben, auf die "Core-Listen" (bevorzugte Lieferanten) der Konsumgüterhersteller zu gelangen.
Zudem zählt man Symrise auch zu den zu den wachstumsstärksten Unternehmen des Sektors, wobei die Gesellschaft gleichzeitig eine relativ geringe Zyklik aufweise. Selbst bei einem stark rückläufigen Wirtschaftswachstum könne man in der Regel positive Wachstumsraten und EBITDA-Margen über 20 Prozent generieren. Neben dem Grundbedürfnis nach Essen und Trinken dürften Megatrends wie Gesundheit & Wohlbefinden sowie Schönheit & Pflege die Nachfrage weiter antreiben, so das Urteil. Positiv zu erwähnen ist darüber hinaus ein ausbalanciertes Portfolio aus lokalen, regionalen und globalen Kunden. Auf keinen Kunden entfallen dabei mehr als fünf Prozent des Umsatzes.
Bewertung: Der Analystenkonsens taxiert den Gewinn je Aktie für 2021 auf 2,67 Euro, nach 2,27 Euro im Vorjahr. Bis 2024 rechnet man mit einer weiteren Verbesserung bis auf 3,48 Euro je Anteilsschein. Auf dieser Basis errechnet sich ein geschätztes KGV von 34,5. Das ist ein Multiplikator, der optisch betrachtet recht ambitioniert erscheint.
Zu beachten ist allerdings, dass der Titel historisch gesehen meistens eher hoch bewertet daherkommt, was auch mit der guten Aufstellung sowie allgemein der Qualität zu tun hat, die dieses Unternehmen zu bieten hat. Die DZ Bank spricht von einem heterogenen Bewertungsprofil. Auf Basis von Unternehmenswert zum EBITDA ergebe sich ein Wert in etwa auf Höhe des Medians der globalen Vergleichsgruppe. Bei der Kennzahl Unternehmenswert zum Umsatz zeige sich eine Unterbewertung gegenüber der Peer Group.
Im Hinblick auf das KGV werde Symrise dagegen mit einer hohen Prämie bewertet. Die anspruchsvolle KGV-Bewertung resultiert nach Einschätzung der Analysten vor allem aus der regen Akquisitionstätigkeit von Symrise, die zu vergleichsweise hohen Abschreibungen führt und in der Gewinn- und Verlustrechnung die Kennzahlen unterhalb der EBITDA-Linie belastet.
BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: In der BÖRSE ONLINE-Printausgabe fanden die Symrise-Aktien zuletzt in Ausgabe 33-21 ausführlicher Erwähnung. Im Zuge einer bekräftigten Kaufempfehlung schrieben wir damals unter anderem folgendes: "Der Hersteller von Aromen, Geschmacksund Duftstoffen ist weltweit top in Märkten, in denen wenige Anbieter dominieren. Dementsprechend hoch ist die Preissetzungsmacht. Symrise wächst hier kontinuierlich, und auch die Corona-Pandemie hat diesen Aufwärtstrend nicht ausgebremst. Dank der global gestreuten Absatzmärkte lassen sich temporäre Dellen in einzelnen Ländern gut wegstecken."
Siemens Healthineers-Aktie
Einiges verspricht sich die BÖRSE ONLINE-Redaktion auch von Siemens Healthineers. Bei diesem künftigen DAX-Neuling beträgt das Kursziel 75,00 Euro. Das ist eine Vorgabe, die sich um 27,7 Prozent über dem Xetra-Schlusskurs von 58,74 Euro vom Freitag bewegt. Den Stopp-Loss-Kurs haben wir auf 49,00 Euro festgezurrt.
Charttechnik: Die Siemens Healthineers AG ist erst seit Mitte 2018 an der Börse notiert. Folglich fehlt es an einer langen Kurs-Historie, was die Bedeutung der Charttechnik etwas einschränkt.
Der Gang an den Aktienmarkt erfolgte zu einem Ausgabepreis von 28,00 Euro und ein damals zwischenzeitlich erlittener Schwächeanfall führte dazu, dass der Titel zwei Jahre später nur um rund 10 Prozent höher notierte.
Ausgehend vom damals bei 31,00 Euro aufgestellten Zwischentief hat sich der Wert aber fast verdoppelt, wenn man als Maßstab den am 18. August bei 61,00 Euro aufgestellten Schlussrekord heranzieht. Seitdem konsolidiert die Aktie zwar, der übergeordnete mittelfristige Aufwärtstrend ist aber intakt.
Aufstellung/Strategie: Bei Siemens Healthineers (der Name setzt sich aus den Wörtern "Healthcare", "Engineer" und "Pioneer" zusammen.) handelt es sich um einen weltweiten Anbieter von Lösungen und Dienstleistungen im Gesundheitswesen, der in zahlreichen Ländern der Welt tätig ist. Laut Eigeneinschätzung hat das Unternehmen eine starke Präsenz und Größe in einem attraktiv wachsenden Markt, mit einer direkten Vertretung in weltweit mehr als 70 Ländern. Die wesentlichen Produktionsstandorte liegen in den USA, China und Deutschland. Mehrheitsaktionär ist mit einem Anteil von rund 75 Prozent die Siemens AG.
Mit ganzheitlicher Systemkompetenz entwickelt, produziert und vertreibt man ein vielfältiges Angebot innovativer Bildgebungs-, Diagnostik- und neuartiger Therapieprodukte und Dienstleistungen an Gesundheitsdienstleister in mehr als 180 Ländern. Das bisherige MDAX-Mitglied bietet außerdem klinische Beratungsleistungen, abgerundet durch ein umfangreiches Set an Trainings- und Serviceangeboten, an. Das Portfolio unterstützt Kunden entlang der Behandlungskette, von der Prävention und Früherkennung über die Diagnose bis zur Therapie und Nachsorge. Die Geschäftstätigkeiten sind in vier Segmente unterteilt: Imaging, Diagnostics, Varian und Advanced Therapies. In allen diesen Segmenten ist man ein weltweit führender Anbieter.
Man verfügt über eine große installierte Produktbasis. Etwa 600 000 Systeme sind weltweit derzeit aktiv im Einsatz. Stündlich werden mit den Systemen von Siemens Healthineers 240.000 Patienten behandelt. Hauptproduktgruppen sind dabei Ultraschallgeräte, Magnetresonanztomographen oder Computertomographen des größten Segments Bildgebende Systeme. Knapp ein Drittel des Umsatzes werden mit Diagnosetechnologien erwirtschaftet. Wichtige Produktlinien des Segments Advanced Therapies (gut ein Zehntel Umsatzes) sind Hybride Operationsräume und Angiographiesysteme.
Laut Landesbank Baden-Württemberg kehrte Siemens Healthineers nach einer COVID¬¬ 19-Delle überraschend dynamisch auf den Wachstumspfad zurück. Die Produktpipeline dürfte auch mittelfristig attraktiv bleiben und das medizintechnische Marktumfeld erscheint aufnahmefähig, heißt es. Insofern halten die Analysten die Voraussetzungen für gegeben, dass die Expansion auch mittelfristig anhält.
Das Unternehmen selbst nimmt für sich eine mehr als 120-jährige Innovationsgeschichte in Anspruch. Als ein Beispiel dafür verweist man darauf, dass man nur ein Jahr nach der Entdeckung der Röntgenstrahlen durch Wilhelm Conrad Roentgen im Jahr 1895 das erste eigene medizinische Röntgengerät entwickelt hat. Mit jährlichen Investitionen in Forschung und Entwicklung in Höhe von 1,3 Milliarden Euro und mehr als 18.500 Patenten, Patentanmeldungen und Gebrauchsmustern bringt man nach eigener Aussage kontinuierlich bahnbrechende Innovationen auf den Markt. Dabei gestalte man als ein weltweit führendes Medizintechnikunternehmen die digitale Transformation des Gesundheitswesens mit. Man erforsche und entwickele Kerntechnologien mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz, Automatisierung und Robotik sowie Sensorik.
Bewertung: Bei Siemens Healthineers hält der Analystenkonsens von 2020 bis 2025 eine Verbesserung beim Gewinn je Aktie von 1,41 Euro auf 3,15 Euro für möglich. Folglich ergibt sich auf letztgenannter Basis ein geschätztes KGV von 18,6. Gemessen an der erwarteten stetigen Aufwärtsentwicklung des Ergebnisses scheint das vertretbar zu sein, zumal Analysten auch noch von steigenden Dividendenzahlungen ausgehen.
Die Landesbank Baden-Württemberg erklärte zu diesem Punkt unlängst folgendes: "Im Verlauf des Jahres 2021 stieg die Bewertung um rund 50 Prozent relativ zum Jahresanfang und im Vergleich zu 2018/2019 um etwa den Faktor 2x (jeweils EV/EBITDA). Basierend auf der guten operativen Entwicklung könnte sich der Aufwertungstrend in gewissen Grenzen fortsetzen."
BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: In der BÖRSE ONLINE-Printausgabe meldeten wir uns zu Siemens Healthineers erst unlängst in Ausgabe 33-21 im Rahmen einer bekräftigten Kaufempfehlung zu Wort. Das nutzen wir außerdem auch dazu, Kursziel und Stopp-Loss-Kurs von zuvor 65,00 Euro bzw. 46,00 Euro anzuheben.
Die Begründung für unsere positive Haltung lautete wie folgt: "Der Gesundheitsdienstleister Siemens Healthineers hat den US-Strahlentherapiespezialisten Varian für 16 Milliarden Dollar übernommen und im dritten Quartal erstmals konsolidiert. Die operative Marge des teuersten Zukaufs der Siemens-Geschichte lag zuletzt bei 15 Prozent, sie soll mittelfristig aber auf über 20 Prozent steigen und durch Synergien die Profitabilität im Gesamtkonzern weiter erhöhen.
Konkrete Prognosen der neuen Sparte wird es laut Finanzchef Jochen Schmitz am virtuellen Kapitalmarkttag am 17. November geben. Dann will Schmitz auch über die mittelfristigen Ziele im Gesamtkonzern und die Wege dorthin sprechen. Gut möglich, dass das Management erneut die Schlagzahl für das Wachstum erhöht. Die MDAX-Aktie zählt trotz der jüngsten Kurssteigerungen weiterhin zu den weltweit attraktivsten Medizintechnikern und bleibt ein Favorit der Redaktion. Wir erhöhen das Kursziel und ziehen den Stoppkurs leicht nach."
Zalando-Aktie
Von den Aktien der Zalando SE verspricht sich die BÖRSE ONLINE-Redaktion noch einiges. Denn das Kursziel beläuft sich hier auf 125,00 Euro, was sich um 32,0 Prozent über dem Xetra-Schlusskurs von 94,70 Euro vom Freitag bewegt. Der Stopp-Loss-Kurs beträgt derzeit 73,50 Euro.
Charttechnik: An der Börse handelt dieser Titel seit Anfang 2014. Gegenüber dem damaligen Ausgabepreis von 21,50 Euro hat sich der Wert derzeit locker mehr als vervierfacht.
In der Spitze war auch fast schon eine Verfünffachung erreicht, da sich die Notiz beim aktuell gültigen Schlussrekordhoch am 07. Juli bereits bei 104,65 Euro bewegte. Dieses Niveau konnte der Titel aber nicht halten und so hat sich in diesem Jahr letztlich ein Seitwärtstrend breit gemacht. Der übergeordnete langfristige Aufwärtstrend ist aber intakt, so dass sich die charttechnische Ausgangslage grundsätzlich betrachtet konstruktiv gestaltet.
Aufstellung/Strategie: Zalando bezeichnet sich selbst als Europas führende Online-Plattform für Mode und Lifestyle. Im Jahr 2008 in Berlin gegründet, bietet Zalando heute rund 45 Millionen aktiven KundInnen in 23 Ländern Produkte aus den Bereichen Bekleidung, Schuhe, Accessoires und Kosmetik. Das Sortiment umfasst weltbekannte, internationale Marken ebenso wie lokale Labels.
Zudem stufen die Verantwortlichen das eigene Unternehmen als Europas modischstes Tech-Unternehmen ein, das laufend nach neuen digitalen Lösungen für jeden Teil des Einkaufserlebnisses für die KundInnen, Partner und alle anderen beteiligten Akteure sucht. Die verfolgte Vision lautet, der Starting Point for Fashion - die erste Anlaufstelle für Mode - und eine nachhaltige Plattform mit einer netto-positiven Auswirkung auf Mensch und Erde zu sein.
Laut UBS ist Zalando ein in 17 europäischen Märkten aktiver Online-Kleiderhändler mit einem Anteil von 1,5 Prozent am gesamten europäischen Modemarkt (420 Milliarden Euro). Auf die DACH-Region entfallen nach wie vor rund 50 Prozent des Fashion Store-Umsatzes von rund fünf Milliarden Euro. Auf Bekleidung entfallen mehr als 90 Prozent des Umsatzes, aufgeteilt in 90 Prozent Marken von Drittanbietern und zehn Prozent Eigenmarken.
Während rund 90 Prozent des Bruttowarenvolumens auf Großhandelsartikel von Drittanbietern entfallen, verfügt Zalando auch über einen Marktplatz (Partnerprogramm), der immer schneller wächst. Zu den kleineren Geschäftsbereichen von Zalando gehören Off-Price- und B2B-Dienstleistungen (d.h. ZFS und ZMS).
Langfristig strebt das Unternehmen einen Marktanteil von zehn Prozent am europäischen Modemarkt, dessen Volumen Zalando auf rund 450 Milliarden Euro schätzt, an. Um diese Ziele zu erreichen, will Zalando laut Independent Research das Geschäft in bestehenden Märkten ausbauen und zusätzlich in acht weitere europäische Länder (2021: Estland, Kroatien, Lettland, Litauen, Slowakei, Slowenien; 2022: Rumänien, Ungarn) expandieren. Das bestehende Logistiknetzwerk soll dazu bis 2023 von aktuell zehn auf 15 Logistikzentren ausgebaut werden.
Das Partnerprogramm, in dem Modemarken Markenshops auf der Zalando-Webseite haben, soll weiter wachsen. Deutliches Potenzial sieht Zalando bei stationären Modegeschäften, die sich 2020 angesichts pandemiebedingt geschlossener Geschäfte Zalandos Connected-Retail-Programm anschlossen. Ende 2020 waren mehr als 2.400 Geschäfte an die Plattform angebunden und Ende Juni 2021 bereits rund 4.700. Bis Ende 2021 soll das Connected-Retail-Programm, das in Deutschland startete, auf 13 (bisher: 6) Märkte ausgeweitet und die Zahl der beteiligten Geschäfte verglichen mit 2020 verdreifacht werden. Langfristig will Zalando etwa die Hälfte des GMV durch die Partner- und Connected-Retail-Programme erzielen, so Independent Research.
Bewertung: Bei Zalando kalkuliert der Analystenkonsens von 2020 bis 2025 mit einem Anstieg beim Ergebnis je Aktie von 0,90 Euro auf 2,63 Euro. Daraus errechnet sich auf letztgenannter Basis ein geschätztes KGV von 36. Optisch betrachtet mag das eher hoch aussehen, relativiert sich angesichts der positiven Geschäftsaussichten und der üblichen Bewertungsrelationen im E-Commerce-Bereich.
Die Bank of America sieht Zalando in einem frühen Stadium des Aufbaus eines Geschäftsmodells, das nach Meinung der dortigen Analysten eine seltene Kombination aus mittlerem bis hohem Umsatzwachstum und einer Verdopplung der Margen innerhalb von fünf Jahren bieten kann. Der Umsatz sollte letztendlich durch das Wachstum des Bruttowarenvolumens getrieben werden, von dem Zalando erwarte, dass es in den nächsten fünf Jahren mit einer CAGR von 20-25 Prozent wachsen kann. Die Margenexpansion sollte aus dem Partnerprogramm kommen, wo die Margen mit rund 25 Prozent wesentlich höher seien, was zu einer EBIT-Marge in der Gruppe von 10-13 Prozent führe.
BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: Bei den Porsche-Vorzugsaktien bekräftigten wir in Printausgabe 32-21 unsere Kaufempfehlung. Damals verwiesen wir unter anderem darauf, dass sich die Befürchtungen nicht bewahrheitet hätten, dass sich das Geschäft des Online-Modehändlers bei zunehmenden Öffnungen abschwäche. Das über die Plattform vermittelte Geschäftsvolumen sei um 40 Prozent auf 3,8 Millionen Euro angestiegen. Damit habe das Unternehmen sogar die Erwartungen der Analysten übertroffen.
Auch andere Kennzahlen deuteten darauf hin, dass das Unternehmen sich strukturell verbessert habe. Die Zahl der Kunden sei auf 44 Millionen gestiegen, die der Bestellungen pro aktiver Kunde habe mit rund fünf einen neuen Rekordwert erreicht. Zudem nutzten bereits 4.700 Dritthändler die Zalando-Plattformen, um Waren zu verkaufen.
Trotz hoher Investitionen in Plattform, Service und Logistik sei Zalando ziemlich profitabel. Die Marge von 6,7 Prozent sei einigen Analysten aber zu niedrig, weshalb die Aktie kurz unter Druck geraten sei. Für das laufende Jahr werde ein Leistungsplus von mindestens 30 Prozent anvisiert. Der Betriebsgewinn solle Richtung 475 Millionen Euro gehen.