Weltweit brummt die Wirtschaft. Das treibt die Rohstoffpreise an. Die massive Verteuerung von verschiedenen Industriemetallen, Agrargütern, Erdöl und Gas seit dem letzten Jahr erinnert an den Beginn des letzten Superzyklus Anfang des Jahrtausends. Damals kostete zum Beispiel eine Tonne Kupfer mehr als 10 000 Dollar. Im Mai wurde das Niveau übertroffen. Eine ganz ähnliche Entwicklung gibt es bei Zinn. Seit Jahresanfang legte der Preis um mehr als 50 Prozent zu und stellt damit alle anderen Industriemetalle in den Schatten. Zinn ist so teuer wie nie zuvor. Und es spricht einiges dafür, dass der Trend anhält.
Hauptgrund für den jüngsten Preisanstieg bei Zinn sind Sorgen über ein zu geringes Angebot. Es wird befürchtet, dass die Zinnproduktion in China der Nachfrage nicht hinterherkommt, weil in einer großen zinnproduzierenden Region im Südwesten des Landes neue Corona-Fälle aufgetreten sind. Zudem gab es in einer grenznahen Stadt zu Myanmar einen Virusausbruch. Myanmar ist Chinas Hauptlieferant für Zinnkonzentrat. China ist der größte Halbleiterproduzent und auf die Produktion von Zinn angewiesen. Die Hälfte des weltweiten Zinnangebots geht in die boomende Elektronikindustrie.
Metall für die großen Trends
Ein knappes Fünftel der geförderten Menge nutzt die chemische Industrie als Zusatzstoff. Aus rund 17 Prozent der Fördermenge wird Weißblech produziert. Außerdem kommt Zinn in zahlreichen Legierungen zum Einsatz. So verschmelzen die Hersteller von Supramagneten Zinn mit Niobium. Die Stahlindustrie setzt das Metall Stählen zu, die in besonders salzhaltigen Umgebungen wie Küstenregionen die Korrosion verhindern. Und ein wachsender Anteil wird für die Produktion von Batterien benötigt. Unter dem Strich ist Zinn für die Megatrends Digitalisierung und Energiewende unverzichtbar. Deshalb wird der Bedarf langfristig steigen. Doch in Myanmar sind die Zinnvorkommen zunehmend erschöpft. China ist gezwungen, sich auf dem Weltmarkt einzudecken. Indonesien als großer Zinnproduzent wird seine Marktmacht immer mehr über den Preis ausspielen.
Da lohnt sich die Rückgewinnung. Darauf hat sich die belgische Firma Metallo spezialisiert, die zu Aurubis gehört. Die Aktie des Kupferkonzerns hat mit den Rohstoffpreisen bereits stark zugelegt. Die Aussichten im wichtigen Recyclinggeschäft bleiben aber vielversprechend. Eine pure Zinnanlage bieten ETCs. Die Produkte basieren auf den Future-Kontrakten und bilden die Preisentwicklung eins zu eins ab.