Der privaten Arbeitsagentur ADP schafften US-Firmen im Mai nur 27.000 neue Stellen. Analysten hatten mit gut fünf Mal so viel gerechnet. "Es wird deutlich, dass die US-Unternehmen angesichts des sich immer weiter zuspitzenden Handelskonfliktes vorsichtiger werden", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Entscheidend wird jetzt sein, wie sich Arbeitslosenquote und Stellenzuwachs in den kommenden Monaten entwickeln. Dann wird sich zeigen, welche Spuren der Handelskonflikt tatsächlich am Arbeitsmarkt hinterlässt." Die ADP-Zahlen bieten einen Vorgeschmack auf die offiziellen Daten am Freitag.

FED OFFENBAR ZU ZINSSENKUNGEN BEREIT

Hoffnung schöpften Investoren dagegen aus den jüngsten Aussagen von US-Notenbankchef Jerome Powell, sagte Anlagestratege Sebastian Fellechner von der DZ Bank. Außerdem kursierten Gerüchte dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Geldpolitik stärker lockern könnte als gedacht.

Powell hatte in einer Rede die Tür für Zinssenkungen offen gelassen. Investoren rechneten inzwischen mit zwei Schritten bis zum Jahresende, sagte Craig Erlam, Marktanalyst des Brokerhauses Oanda. EZB-Chef Mario Draghi werde bei seiner Pressekonferenz am Donnerstag sicher Details zu den geplanten Billig-Krediten für Geschäftsbanken (TLTROs) verkünden, prognostizierte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Außerdem könnte die Neuauflage von Wertpapier-Käufen signalisieren.

Vor diesem Hintergrund griffen Investoren bei Bundesanleihen zu, um sich die aktuellen, höheren Zinsen zu sichern. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf ein Rekordtief von minus 0,230 Prozent. Gefragt war auch Gold, das als Absicherung gegen Inflationsgefahren gilt. Das Edelmetall war mit 1343,03 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) zeitweise so teuer wie zuletzt vor dreieinhalb Monaten.

EU VERSCHICKT BLAUEN BRIEF AN ITALIEN

Neben dem Handelskonflikt bereitete auch der Streit über Italiens Haushalt Anlegern Kopfschmerzen. Die EU-Kommission drohte der Regierung in Rom wegen des wachsenden Schuldenbergs mit einem Strafverfahren. Er rechne zwar nicht damit, dass Italien zu milliardenschweren Zahlungen verdonnert werde, sagte LCG-Experte Erlam. Die Stimmung an der dortigen Börse drücke es trotzdem.

Der Leitindex der Mailänder Börse verlor Trend 0,6 Prozent. Bankenwerte rutschten im Schnitt sogar um zwei Prozent ab. Der Ausverkauf bei italienischen Staatsanleihen trieb die Rendite der zehnjährigen Titel auf 2,631 von 2,525 Prozent.

SAP-RIVALE SALESFORCE MIT STARKEN ZAHLEN

Am deutschen Aktienmarkt gehörte SAP mit einem Kursplus von 1,1 Prozent zu den Favoriten. Die starken Zahlen des US-Rivalen Salesforce seien ein gutes Omen für die gesamte Softwarebranche, sagte ein Börsianer. Salesforce-Titel gewannen im vorbörslichen US-Geschäft 3,1 Prozent.

rtr