"Dann käme auch die Marke von 13.000 Punkten rasch wieder in Reichweite." Nach einem Vorstoß aus Washington setzten Anleger darauf, dass die Autobauer in Europa doch noch um höhere US-Einfuhrzölle herumkommen. Der US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, brachte bei einem Treffen mit den Chefs der Autokonzerne , BMW und Daimler einen Komplettverzicht auf Autozölle ins Gespräch. Der Dax gewann bis Freitagmittag auf Wochensicht 1,4 Prozent auf 12.472 Zähler.

KANN DER GROSSE KNALL NOCH VERMIEDEN WERDEN?

Nun spekulieren die Investoren darauf, dass nicht nur in Europa sondern auch in China der große Knall im Handelsstreit noch vermieden werden kann. "Die Globalisierung der Wirtschaft hat zur Folge, dass es in einem Handelskrieg eigentlich nur Verlierer geben kann", betont Milan Cutkovic vom Handelshaus AxiTrader. "An den Märkten hofft man daher, dass es nicht zu einem wirklichen Showdown zwischen Washington und Peking kommt."

Am Freitag traten US-Zölle auf chinesische Waren im Volumen von 34 Milliarden Dollar in Kraft. Postwendend verhängte China Vergeltungszölle im selben Umfang. Trump hat damit gedroht, schlussendlich Zölle auf chinesische Güter im Wert von über 500 Milliarden Dollar erheben zu können. Das entspricht der Summe der gesamten Einfuhren aus China in die USA im vergangenen Jahr.

US-BANKEN LÄUTEN BERICHTSSAISON EIN

Im Zeichen der globalen Handelskonflikte dürfte auch die Berichtssaison für das zweite Quartal stehen, die am Freitag in den USA mit den Banken JP Morgan Chase, Citigroup und Wells Fargo ihren Anfang nimmt. In den kommenden Wochen dürften viele Unternehmen aufzeigen, wie sie die Auswirkungen auf die künftige Geschäftentwicklung sehen, wenn der Zollstreit weiter eskaliert, erklärten Börsianer. "Es dürfte schwierig werden, Bedenken um ein Abflauen der rekordhohen Gewinndynamik zu zerstreuen", sagt LBBW-Analyst Klumpp.

Wie es um die Erwartungen der Börsenprofis für die deutsche Konjunktur bestellt ist, dürfte der ZEW-Index am Dienstag zeigen. Die Experten der Commerzbank gehen davon aus, dass die Stimmung unter Analysten und Anlegern weiter in den Keller gerutscht ist. Im Juni war der Index bereits auf den tiefsten Stand seit knapp sechs Jahren gefallen.

In den USA stehen in der neuen Woche vor allem die Verbraucherpreise (Donnerstag) im Vordergrund. Laut Commerzbank-Analyst Christoph Balz nimmt der Inflationsdruck allmählich zu - "die amerikanische Notenbank dürfte sich in ihrem Kurs gradueller Zinserhöhungen bestätigt fühlen". Für Juni rechnet der Experte allerdings mit einem kaum spürbar beschleunigten Preisauftrieb.

Auf der Notenbankseite könnte es am Montag spannend werden, wenn EZB-Präsident Mario Draghi am Nachmittag vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des EU-Parlaments in Brüssel Rede und Antwort steht. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte nach ihrer Ratssitzung im Juni angekündigt, die Schlüsselzinsen noch mindestens bis Sommer 2019 auf dem aktuell niedrigen Niveau zu belassen. Zudem sollen die großangelegten Anleihenkäufe zum Jahresende 2018 eingestellt werden.