Bis auf wenige Dollar hat sich der Goldpreis zuletzt seinem alten Rekordhoch bei gut 2.070 Dollar aus Sommer 2021 genähert. Neue Höhen sind nur noch eine Frage der Zeit. In diesen Tagen profitiert das Edelmetall von der Aussicht sinkender US-Leitzinsen. Und von einer Dollar-Schwäche.

Der Goldpreis hat am Spotmarkt den höchsten Stand seit über einem Jahr erreicht. Der Preis für eine Feinunze (rund 31,1 Gramm) des Edelmetalls stieg am Donnerstag an der Börse in London zeitweise bis auf 2.048 US-Dollar (siehe Chart). Das ist der höchste Stand seit März 2022 und liegt nur noch knapp unter dem Gold-Rekordhoch von 2.075 Dollar aus dem Sommer 2020. Auch in Euro gerechnet, legte der Goldpreis deutlich zu. Zeitweilig kostete die Feinunze 1.845 Euro.

TradingView.com
12-Monats-Chart Gold (Spotpreis für eine Feinunze in US-Dollar)

Mögliche US-Zinspause schwächt den Dollar

Neue Daten vom US-Arbeitsmarkt und zur Preisentwicklung in den USA beflügelten den Goldpreis. So fiel die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe höher als erwartet aus, was auf erste Anzeichen einer Abschwächung auf dem US-Arbeitsmarkt hindeutet. Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt spielt eine wichtige Rolle für die Geldpolitik in den USA.

Die US-Notenbank Fed versucht seit über einem Jahr, die hohe Inflation mit Zinserhöhungen in den Griff zu bekommen. Ein robuster Arbeitsmarkt gilt als Treiber für die Teuerung.

Die Hoffnung auf eine weniger restriktive US-Geldpolitik mit einer möglichen Zinserhöhungspause in den USA und perspektivisch womöglich schon wieder sinkenden Zinsen belastet den Dollar aktuell. Gleichzeitig deuteten Notenbanker aus der Eurozone zuletzt weiter höhere Leitzinsen im Kampf gegen die hohe Inflation an. Steigende Leitzinsen in Deutschland bei gleichzeitig stagnierenden oder sogar sinkenden in den USA lockt Kapital in den Euroraum.

Banken-Beben sorgt für Goldkäufe

Auch die Turbulenzen in der Banken-Branche haben einen Beitrag geleistet. WisdomTree meldet für die vergangenen vier Wochen hohe Zuflüsse in Gold-ETCs. Bei Lang & Schwarz greifen Anleger derzeit verstärkt zu bei Goldminen-ETFs, wie Torben Bendt berichtete. Auch der Bestand an Xetra Gold bleibt mit 228 Tonnen auf hohem Niveau. Zum Vergleich: Ende 2022 waren es 231 Tonnen.

Der Goldpreis wird auch vom schwächeren US-Dollar gestützt. Denn eine schwächere US-Devise macht in Dollar gehandelte Rohstoffe für Anleger in anderen Währungsräumen billiger und erhöht so die Nachfrage.

Am Devisenmarkt steht der US-Dollar bereits seit März unter verstärktem Druck. Der Dollar-Index, der den Wert des Greenbacks gegenüber anderen wichtigen Währungen misst, rutscht am Freitag zeitweilig unter 101 Punkte ab auf den tiefsten Stand seit 12 Monaten (siehe Chart).

TradingView.com
12-Monats-Chart Dollar-Index (in Punkten)

Der Euro zieht im Gegenzug zeitweilig auf 1,1075 Dollar an und markiert damit ebenfalls ein 12-Monats-Hoch.

Die Aussichten für die kommenden Monate stehen für Gold und Euro auch charttechnisch betrachtet gut. Neue Höchstpreise für Gold dürften den Preis Richtung 2.200 Dollar weiter treiben. Der Euro hat zunächst Potenzial bis zum Jahreshoch aus 2022 bei knapp 1,15 Dollar.

Lesen Sie auch: China-Aktien wenig beliebt: Warren Buffett verkauft BYD, Softbank Alibaba

(Mit Material von dpa-AFX)