Gefangen zwischen Zinsangst, steigender Inflation, Stagflations-Gerüchten und den noch immer nicht verstummen wollenden Stimmen, die die Weltwirtschaft vor einem erneuten deflationären Schock sehen, hat der Goldpreis eine weitere Woche der Konsolidierung hinter sich gebracht. Es scheint, als ob Bullen und Bären sich rund um die Marke von 1921 Dollar, das ehemalige Allzeithoch aus dem Jahr 2011, ein hartes Gefecht liefern. In einem Umfeld solcher Unsicherheit haben sich die Goldminenaktien in den vergangenen Jahren eher schlecht als recht entwickelt. Umso erstaunlicher, was ausgerechnet das Papier des weltgrößten Goldproduzenten Newmont (WKN: 853 823) zum Ausklang der vergangenen Woche geschafft hat.
Höher als Mitte der 1980er
Die Aktie brach am Freitag vergangener Woche auf ein frisches Allzeithoch aus. Das allein wäre sicherlich kaum bemerkenswert. Immerhin schafften einige kleinere Produzenten, deren Börsenhistorie noch nicht so lange währt, in den vergangenen Wochen ein neues Allzeithoch. Doch Newmont ist im Vergleich zu vielen anderen Goldminenkonzernen ein echter Dino. Der Kurs, den die Aktie Ende vergangener Woche erreicht hat, ist der höchste seit mittlerweile 34 Jahren. Mitte der 1980er-Jahre hatte das Papier seinen bis dahin höchsten Stand erreicht. Damit hat die Aktie eine 34-jährige Korrektur vollendet. Eine beeindruckende Vorstellung, bedenkt man, dass dies in dem eingangs skizzierten Umfeld erfolgte.
Sicher, der eine oder andere mag an dieser Stelle einwenden: Die Newmont von heute hat wenig mit der von Mitte der 1980er gemein. Die Minen sind andere, die Anzahl der ausstehenden Aktien deutlich höher. Stimmt. Doch all das tut aus charttechnischer Sicht nichts zur Sache.
Mögliche Signalwirkung
Nun wird den Minenaktien gern eine vorauslaufende Funktion zugesprochen. Daher stellt sich die Frage: Ist das neue Hoch des weltgrößten Goldproduzenten ein Fingerzeig in Richtung des Goldpreises? Empirisch lässt sich die vorauslaufende Funktion kaum belegen. Richtig ist, dass Bewegungen beim Goldpreis, die nicht von entsprechenden Bewegungen der Minen begleitet werden, mit Vorsicht zu genießen sind.
Es ist aber nicht belegbar, dass Minenaktien die Trendwende stets einläuten müssen. 2015 macht Gold sein Tief im Dezember, der Minen-ETF GDX aber drehte erst Mitte Januar 2016 nach oben. Dennoch darf das neue Allzeithoch der Nummer 1 der Branche mittelfristig als Fingerzeig in Richtung des gesamten Sektors verstanden werden. Immerhin bedeutet das auch, dass wieder Geld institutioneller Investoren in den Sektor fließt. Das hat man lange nicht mehr gesehen.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der
Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der
durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Markus Bußler.