Das bewegt den DAX nach dem neuerlichen Rekord, und so kann es mit dem deutschen Leitindex jetzt weitergehen. Außerdem im Fokus der Anleger: Die Aktien von Netflix, nachdem hier Quartalszahlen vorgelegt worden, und die Aktien von Stratec, nach einer Hiobsbotschaft für Aktionäre. 

 Nach der dritten Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) und einem weiteren Rekordhoch für den DAX haben es die Anleger vor dem Wochenende ruhiger angehen lassen. Kurz nach dem Handelsstart am Freitag notierte der deutsche Leitindex kaum verändert bei 19.584,48 Punkten. Damit blieb er in Reichweite seiner am Vortag erreichten Bestmarke bei fast 19.675 Zählern. Der MDax der mittelgroßen Börsenunternehmen stieg 0,13 Prozent auf 27.188,45 Punkte. Der EuroStoxx 50 stand 0,14 Prozent bei 4.954,01 Zählern im Plus.

Am Donnerstag hatte die Europäische Zentralbank den Leitzins erneut gesenkt und mit Blick auf mögliche künftige Schritte darauf verwiesen, die Konjunkturentwicklung abwarten zu wollen. Die Wachstums- und Inflationsrisiken seien aber weiterhin abwärtsgerichtet. "Die Finanzmärkte interpretierten dies als Hinweis darauf, dass die EZB ihre Geldpolitik robuster lockern könnte als zuvor angenommen", schrieb Ulrich Stephan, Chefanlagestratege der Postbank.

Außerdem beschäftigt Chinas Wirtschaft die Anleger. Die chinesische Konjunktur wuchs im dritten Quartal zwar etwas stärker als erwartet, das Wachstum kühlte sich allerdings weiter ab. Infolge der anhaltenden Konjunkturschwäche hatte Chinas Regierung bereits Ende September ein Konjunkturpaket angekündigt. "Die staatlichen Hilfen können kurzfristig wieder zu etwas höheren Wachstumsraten führen, doch das Wachstumspotenzial zeigt nach unten", kommentierte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank.

DAX (WKN: 846900)

Aktien von Stratec im Fokus

Der Diagnostikspezialist Stratec hat gut zwei Monate nach seiner bestätigten Jahresprognose beim Erlös einen Rückzieher gemacht. Auf währungsbereinigter Basis werde das Erlösvolumen stabil bis leicht rückläufig sein, teilte das Unternehmen am Donnerstagabend mit. Bisher hatte Stratec hier ein stabiles bis leicht steigendes Volumen angepeilt. Das Ziel einer adjustierten Ebit-Marge (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) von zehn bis zwölf Prozent bestätigte das Unternehmen hingegen.

Die Umsatzentwicklung sei im dritten Quartal hinter den Erwartungen zurückgeblieben, hieß es weiter. Ursächlich hierfür seien im Wesentlichen ins vierte Quartal 2024 beziehungsweise ins Geschäftsjahr 2025 verschobene Auslieferungen. Andererseits stehe Stratec vor dem Abschluss weiterer Zusatzaufträge mit Kunden, die in der ursprünglichen Finanzprognose für 2024 größtenteils nicht berücksichtigt worden seien. Deshalb sei im vierten Quartal mit einer deutlichen Umsatz-und Ergebnisverbesserung im Vergleich zu den ersten neun Monaten 2024 zu rechnen.

In diesem Zeitraum hatte Stratec vorläufigen Berechnungen zufolge einen Umsatz von 176,3 Millionen Euro erzielt, nach 187,7 Millionen Euro im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Die Ebit-Marge sank von 8,6 auf 8,4 Prozent.

Anleger reagierten reserviert. Die Stratec-Aktie gab im nachbörslichen Geschäft auf der Handelsplattform Tradegate um gut zwei Prozent nach.

Stratec Biomedical (WKN: STRA55)

Aktien von Netflix im Fokus

Das günstigere Abo mit Werbung wird für Netflix zu einem verlässlichen Wachstumsmotor. In den Ländern, in denen es verfügbar ist, machte das Anzeigen-Angebot im vergangenen Quartal mehr als die Hälfte der Neuzugänge aus.

Die Zahl der Nutzer mit solchen Abonnements stieg binnen drei Monaten um 35 Prozent. Der Videostreaming-Marktführer will den Schwung nutzen, um für Anzeigenkunden attraktiver zu werden. Das könnte dafür sorgen, dass mehr Werbeausgaben aus dem klassischen TV zu dem Internet-Dienst umgeleitet werden.

In mehreren Ländern - darunter auch Deutschland - hatte Netflix die einstige günstigste werbefreie Preisstufe abgeschafft. Die Folge ist, dass Kunden, die sparsam sein wollen, im Anzeigen-Abo landen.

Im vergangenen Quartal gewann Netflix mehr als fünf Millionen Kunden dazu. Der Streaming-Anbieter hat jetzt insgesamt rund 282,7 Millionen Kundenhaushalte - und geht von etwa 600 Millionen Zuschauern aus.

"Man muss nirgendwo anders hin"

Die Strategie von Netflix dabei ist, möglichst alle TV-Kategorien abzudecken. Zum einen gibt es exklusiv verfügbare Filme und Serien. "Und man muss nirgendwo anders hin", wenn man Reality-Shows, Animations-Serien oder Wrestling sehen wolle, sagte Co-Chef Ted Sarandos nach der Vorlage aktueller Quartalszahlen. Dabei betont Netflix, dass man selbst in den erfolgreichsten Märkten erst weniger als zehn Prozent des gesamten TV-Konsums auf sich gezogen habe und darauf versessen sei, den Anteil auszubauen.

Kunden verbringen Netflix zufolge im Schnitt zwei Stunden pro Tag bei dem Dienst. Netflix sieht diesen Wert als einen Gradmesser für die Zufriedenheit. Dabei sei die Nutzungszeit bei Werbe-Abos und den teureren Preisstufen ohne Anzeigen in etwa ähnlich.

"Ein wenig mehr bezahlen"

Wenn Kunden viel Zeit bei dem Dienst verbringen und nicht abwandern, gehört das für Netflix zu den Zeichen, dass die Preise angehoben werden können. Dann "bitten wir die Mitglieder gelegentlich, ein wenig mehr zu bezahlen, damit wir investieren können", sagte der zweite Co-Chef Greg Peters.

Bündelangeboten mit mehreren Streamingdiensten, wie sie gerade einige Konkurrenten in den USA ausprobieren, erteilte das Netflix-Management eine Absage. Für sie ergebe das angesichts des kleineren Angebots und der niedrigeren Nutzung vielleicht Sinn, sagte Sarandos mit einem unverhohlenen Seitenhieb gegen die Rivalen. Netflix wolle aber das eigene Programm ausbauen.

Kein Interesse an Kino-Vertrieb

Netflix hat inzwischen das einstige Interesse verloren, seine Filme auch auf die große Kino-Leinwand zu bringen. "Wir sind im Geschäft mit Unterhaltungs-Abos", sagte Sarandos. "Es ist ein ziemlich gutes Geschäft." Die zehn populärsten Netflix-Filme seien mehr als 100 Millionen Mal angeschaut worden - und lägen damit in der Liga von Produktionen, die eine Milliarde Dollar in Kinos eingespielt hätten. "Wir bieten Filmemachern das größte Publikum der Welt", warb Sarandos.

Hollywood macht sich schon seit Jahren Sorgen, wie der Streaming-Boom, der mit sinkenden Zuschauerzahlen in Kinos einhergeht, das Film-Geschäft verändern wird. Zuletzt kam auch noch die Angst dazu, dass die neuen Möglichkeiten, Videos mit Hilfe Künstlicher Intelligenz zu generieren, Menschen aus der Branche verdrängen könnten.

Es gebe zwar gerade viel Hype um Künstliche Intelligenz, sagte Sarandos. "KI muss aber erst einen sehr wichtigen Test bestehen": Ob die Technologie helfen könne, bessere Filme und Serien zu machen. Sei das der Fall, werde man von der höheren Qualität mehr profitieren als davon, dass die Produktionen "etwas billiger" würden.

Analysten-Erwartungen übertroffen

Netflix steigerte den Umsatz im dritten Quartal im Jahresvergleich um 15 Prozent auf gut 9,8 Milliarden Dollar (rund 9 Mrd Euro). Analysten hatten mit etwas weniger als 9,8 Milliarden Dollar gerechnet. Unter dem Strich sprang der Gewinn auf 2,36 Milliarden Dollar von rund 1,68 Milliarden Dollar ein Jahr zuvor hoch.

Für das laufende Quartal hofft Netflix auf einen weiteren Schub unter anderem durch die zweite Staffel der südkoreanischen Erfolgsserie "Squid Game" und erwartet erneut ein Umsatzwachstum von fast 15 Prozent.

Netflix geht seit dem vergangenen Jahr gegen das Teilen von Passwörtern über einen Haushalt hinaus vor. Das treibt auch das Wachstum der Nutzerzahlen an. Viele bisherige Trittbrettfahrer holten sich ein eigenes Abo, statt Netflix den Rücken zu kehren.

Anleger zeigten sich sehr zufrieden mit den Ergebnissen. Die Netflix-Aktie legte im nachbörslichen US-Handel um gut fünf Prozent zu. Das Papier war in den vergangenen Monaten stark gefragt. In den vergangenen zwölf Monaten hat sich der Kurs fast verdoppelt. Seit dem Zwischentief im Frühjahr 2022 hat sich der Börsenwert mehr als vervierfacht auf zuletzt fast 300 Milliarden Dollar./

Netflix (WKN: 552484)

Mit Material von dpa-afx

Lesen Sie auch:

Höchste Zinsen für das Tagesgeld in Deutschland – Bei dieser beliebten Bank gibt es sie jetzt

Oder:

42% Rendite pro Jahr - Diese Aktien performen einfach immer