Laut World Gold Council wurden in der zweiten Oktoberhälfte erhebliche Abflüsse aus weltweiten Gold-ETFs registriert. Insgesamt wurden rund 35 Tonnen verkauft. Warnsignal oder Nachkaufchance? Wie Anleger das interpretieren sollten.

Schneller als von vielen erwartet, hat sich der Goldpreis nach einer in der zweiten Oktoberhälfte zu beobachtenden scharfen technischen Korrektur wieder erholt. Die aus charttechnischer Sicht überfällige Konsolidierung endete bereits nach weniger als einer Woche. Noch vor dem Monatsende setzte eine kraftvolle Gegenbewegung ein, die noch immer anhält und den Preis rasch wieder in Richtung seiner vorherigen Hochs führte. Diese Dynamik überraschte umso mehr, als sie in einem Umfeld stattfand, das eigentlich weiteren Gegenwind für das gelbe Edelmetall hätte erwarten lassen.

Trotz nachlassender Zinssenkungshoffnungen in den USA und robuster Aktienmärkte zeigte die Krisenwährung Gold ein hohes Maß an relativer Stärke. Normalerweise reagiert der Goldpreis eher negativ auf steigende Renditen am Markt. Doch trotz der nachlassenden Hoffnung auf eine baldige Zinssenkung hielt sich der Goldpreis relative gut. Dass er sich inmitten eines risikofreudigen Marktumfelds, in dem Aktienindizes neue Jahreshochs ansteuerten, so klar nach oben orientierte, unterstreicht das weiterhin große Interesse an Gold und die unveränderte Attraktivität als strategische Absicherung.

ETF-Sektor stützt den Goldpreis

Die technische Korrektur erklärt sich aus Daten, die vom World Gold Council (WGC) Daten für den ETF-Sektor gemeldet wurden. In den beiden betreffenden Oktoberwochen registrierte das WGC deutliche Abflüsse aus goldgedeckten ETFs: zunächst 13 Tonnen und in der Folgewoche dann sogar 22,1 Tonnen. Auffällig dabei ist, dass diese Abflüsse fast ausschließlich auf Verkäufe in Europa zurückzuführen waren. Doch schon in den ersten Novembertagen zeigte sich, dass diese Entwicklung wahrscheinlich nur eine temporäre Erscheinung war. So hat sich beispielsweise die gehaltene Goldmenge des weltgrößten Gold-ETFs SPDR Gold Shares seit Ende Oktober wieder von 1.039,2 auf 1.044,00 Tonnen erhöht.

SPDR Gold Shares (WKN: A0Q27V)

Mit Blick auf das Gesamtjahr 2025 sprechen die WGC-Daten ohnehin eine eindeutige Sprache. Nachdem in den Jahren 2021 (minus 188,8 Tonnen), 2022 (minus 109,5 Tonnen), 2023 (minus 244 Tonnen) und 2024 (minus 6,7 Tonnen) ziemlich viel Gold aus dem weltweiten ETF-Sektor abgeflossen war, zeigte sich in diesem Jahr ein starker Trendwechsel. Die Gold-ETFs verzeichneten seit dem Jahreswechsel 2024/25 Zuflüsse in Höhe von bislang 674,2 Tonnen.

Zahlreiche Kaufmotive für Gold

Die anhaltend hohe Nachfrage der Anleger unterstreicht die starke Rolle von Gold als strategischer Krisen-, Vermögens- und Inflationsschutz. Innerhalb eines Wertpapierportfolios wird dem Edelmetall dank seiner häufig negativen Korrelation gegenüber den Zinsen, dem Dollar und den Aktienmärkten eine Funktion als „Stabilitätsanker in unsicheren Zeiten“ zugestanden. Diverse Studien belegen zudem, dass ein Beimischen von Gold in der Regel die risikobereinigte Gesamtrendite eines Portfolios verbessert. 

Gegenwärtig sind viele Investoren in Aktien und Anleihen viel stärker gewichtet als in Gold. Sollte es hier zu einem Umdenken – und somit zu massiven Umschichtungen – kommen, dürften nennenswerte technische Korrekturen eher selten und relativ begrenzt ausfallen. Wer nicht aussteigen muss, sollte der „ewigen Krisenwährung Gold“ daher treu bleiben. Es dürfte derzeit nur wenige Goldinvestoren geben, die mit ihrer Position im Verlust liegen. Schließlich weisen sämtliche vor Ende September getätigten Goldkäufe (je nach Kaufzeitpunkt) mitunter hohe Buchgewinne aus.

Hier finden Sie Informationen über den BO Stabile Werte Index, der ebenfalls Positionen mit Goldbezug enthält

Gold (ISIN: XC0009655157)

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