(neu: Schwankender Kursverlauf, neue Aussagen, Schlusskurs)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die zuletzt in Turbulenzen geratenen Aktien von Adler Group
Vonovia hat sich in einer Vereinbarung mit dem Adler-Großaktionär Aggregate Holdings das Recht gesichert, einen Anteil von 13,3 Prozent an Adler zu erwerben. Wird die Kaufoption gezogen, würde sich der Anteil von Aggregate an Adler halbieren. Vonovia teilte anschließend mit, die Kaufoption zu 14 Euro je Aktie über die nächsten 18 Monate ausüben zu können. Von den Bochumern hieß es zur Begründung, die ganze Immobilienbranche habe kein Interesse an einer instabilen Adler Group.
Mit 14 Euro läge der Kaufpreis für die Anteile deutlich über dem aktuellen Aktienkurs, aber unter dem Niveau noch vor einer Woche. Zur Wochenmitte waren sie auf ein Rekordtief von nur noch knapp über 9 Euro eingebrochen, nachdem der Shortseller Viceroy schwere Vorwürfe gegen das Unternehmen erhoben hatte. Adler hatte diese bereits "auf das Schärfste" zurückgewiesen. "Die Aussagen im Viceroy-Bericht sind irreführend und nicht korrekt", hieß es nun.
Das Unternehmen betonte mittlerweile, dass die Prüfung des angesetzten Portfoliowertes sowie von Zukäufen durch externe Prüfer erfolgt sei. Zudem wurde nun eine "unabhängige Untersuchung von Transaktionen und Bewertungsprozessen" angekündigt.
Händler begründeten die über weite Strecken deutlichen Kursgewinne am Freitag auch mit Eindeckungen durch Leerverkäufer. Hatten diese zuvor im Zuge des Viceroy-Angriffs in großem Stil auf fallende Kurse gewettet, mussten sie womöglich Papiere zurückkaufen, um ihre Positionen glattzustellen und größere Verluste zu vermeiden. Allerdings kamen am Markt auch Zweifel auf, warum Vonovia nur eine Kaufoption erworben hat, statt die Aktien direkt zu erwerben.
Einige Experten sind derweil dazu übergegangen, die Beobachtung der Aktie angesichts der diffusen Situation erst einmal auszusetzen. Diese Information kam am Freitag etwa von der US-Großbank JPMorgan sowie dem französischen Analysehaus Kepler Cheuvreux. Die britische Barclays-Bank hatte sich am Vortag noch skeptisch geäußert mit der Aussage, ein Boden sei für die Aktie nicht in Sicht. Analyst Sander Bunck sorgte sich in seiner Studie insbesondere um die Verschuldungslage und Liquidität des Unternehmens.
Viceroy ist in der Börsenwelt längst für seine Attacken bekannt, zuletzt war vor etwa einem Jahr der Leasingspezialist Grenke in den Fokus des Shortsellers gerückt. Jahre zuvor hatte die Firma des bekannten Spekulanten Fraser Perring den inzwischen insolventen Zahlungsabwickler Wirecard ins Visier genommen, als ansonsten noch niemand Ungemach witterte./tih/ag/nas/he
Quelle: dpa-Afx