FRANKFURT (dpa-AFX) - Vor Inflationsdaten im weiteren Wochenverlauf bleiben die Anleger am deutschen Aktienmarkt am Dienstag vorsichtig. Der Dax dürfte zum Handelsstart am Dienstag unter der 16 000 Punkte-Hürde bleiben, unter die er tags zuvor wieder gefallen war. Rund eine Stunde vor dem Börsenstart signalisierte der X-Dax ein Minus von 0,1 Prozent auf 15 951 Punkte. Der Eurozonen-Index EuroStoxx 50 wird ebenfalls 0,1 Prozent tiefer erwartet.

Eine Fortsetzung der seit rund vier Wochen laufenden Jahresendrally ist derzeit ungewiss. In der vergangenen Woche hatte der starke Lauf den deutschen Leitindex dicht an das Zwischenhoch von Ende August bei knapp unter 16 043 Punkten herangeführt. Seit seinem Zwischentief im Oktober konnte sich der Dax somit um nahezu 10 Prozent erholen.

Ohne gute Nachrichten in Form positiver Wirtschaftsdaten werde es aber nun schwer, kurzfristig wieder die Hürde von 16 000 Punkten zu überwinden, kommentierte Thomas Altmann, Portfoliomanager von QC Partners. "Es ist hoch wahrscheinlich, dass sich das zuletzt übliche Bild eines starken Novembers und eines anschließend schwächeren oder gar negativen Dezembers auch in diesem Jahr wiederholt."

Chefmarktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets hebt außerdem den starken charttechnischen Widerstand etwas unter 16 050 Punkten hervor, der einem Weiterlaufen der Rally im Wege stehe und überwunden werden müsse. Insgesamt jedoch bleibt das Bild laut der Helaba technisch gesehen weiterhin freundlich, auch wenn die Dynamik nachlässt. Helfen könnten es, wenn sich der Abwärtstrend der Teuerungsrate im November stärker als erwartet fortsetzen konnte.

Unter den Einzelwerten dürfte vor allem dem Energiekonzern RWE mit dem Kapitalmarkttag Aufmerksamkeit zukommen. JPMorgan-Analyst Vinvent Ayral ist optimistisch gestimmt und erwartet, dass das Management profitables Wachstum prognostizieren wird. Dabei könnten auch die Ertragsziele für das Segment Alternative Energien erhöht werden.

Die Aktien von Telefonica Deutschland (O2) und Freenet stiegen auf Tradegate im Vergleich zum Xetra-Schluss vorbörslich. Spekulationen über eine Zusammenarbeit waren der Auslöser. Wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf Insider berichtet, bereitet O2 eine weitreichende Partnerschaft mit der Konkurrentin Freenet vor. Die Unternehmensführung erwäge, den Hamburgern mit attraktiveren Konditionen entgegenzukommen und den Zugang zum schnellen 5G-Netz des Konzerns zu eröffnen, heißt es. Die Discountmarke von Freenet, Klarmobil, könnte so womöglich ebenfalls Tarife auf Basis der O2-Infrastruktur verkaufen. "Das wäre positiv für beide Seiten", sagte ein Händler.

Auch Umstufungen durch Analysten bewegten Einzelwerte auf Tradegate. Während die Anteile der Merck KGaA nachgaben, legten die von Continental zu. Analyst Romain Gourvil von der Privatbank Berenberg ist für den Autozulieferer zuversichtlicher gestimmt, weshalb er die Conti-Aktie nun zum Kauf empfiehlt und das Kursziel von 68 auf 83 Euro anhob. Nach 2023 dürften die Margen dank der Restrukturierung wieder anziehen, schrieb er. Mit Blick auf 2024 sei das Chance/Risiko-Verhältnis überzeugend.

Die DZ Bank strich indes ihre Kaufempfehlung für die Aktie des Pharma- und Chemieunternehmens Merck. Analyst Peter Spengler verwies vor allem darauf, dass die Jahresprognose nur in der unteren Hälfte der Spanne bestätigt wurde./ck/jha/

Quelle: dpa-Afx