FRANKFURT (dpa-AFX) - Am großen Verfallstag an den Börsen hat der Dax vor dem Wochenende weiter Federn gelassen. Nach einer trotz des Ukraine-Kriegs bisher gewinnträchtigen Woche drückten die Anleger den deutschen Leitindex am Freitag weit ins Minus, zuletzt notierte er um 1,02 Prozent tiefer bei 14 241,74 Zählern.

Der Kampf zwischen Bullen und Bären am Markt habe den Handelsverlauf wesentlich bestimmt, hieß es von Beobachtern. Im Tagestief hatten nur noch gut 100 Punkte bis zur psychologisch wichtige Marke von 14 000 Punkten gefehlt.

Starke Kursschwankungen sind zum großen Verfall keine Seltenheit, weil vor dem Auslaufen von Optionen und Futures auf Indizes und einzelne Aktien große Marktakteure oft versuchen, die Kurse noch in die von ihnen gewünschte Richtung beeinflussen. In diesem Ringen ging es für den MDax der mittelgroßen Börsenkonzerne zuletzt weniger stark bergab als für den Dax - hier stand ein Minus von 0,36 Prozent auf 31 360,48 Punkte auf der Anzeige. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor in etwa zeitgleich 0,66 Prozent auf 3859,57 Punkte.

Obwohl nach drei Wochen Krieg ein Waffenstillstand zwischen Russland und der Ukraine noch immer nicht greifbar ist, hat der deutsche Aktienmarkt in den vergangenen Tagen eine starke Erholung hingelegt. Noch in der vergangenen Woche war der Dax wegen des Ukraine-Kriegs bei 12 438 Punkten auf ein Tief seit November 2020 gefallen.

Die Nervosität unter den Anlegern bleibt gleichwohl hoch, denn der geopolitische Konflikt dürfte laut Marktbeobachtern auch in den nächsten Tagen über Wohl und Wehe der Börsen entscheiden. Die Hoffnung auf einen Burgfrieden im Ost-Konflikt stehe weiterhin auf "tönernen Füßen", stellte Timo Emden von Emden Research fest. Trotz der jüngsten Eroberung der 14 000-Punkte-Marke schwelten somit die Risiken weiter. Ein Telefonat des russischen Präsidenten Wladimir Putin mit Bundeskanzler Olaf Scholz am Freitag brachte keine greifbaren Fortschritte.

Derweil setzte sich der Zahlenreigen der Unternehmen am deutschen Aktienmarkt auch vor dem Wochenende fort: Ein als solide eingestufter Bericht reichte im Dax dem Immobilienkonzern Vonovia jedoch nicht für eine Fortsetzung der jüngsten Kurserholung, Gewinnmitnahmen setzten dem mit minus zweieinhalb Prozent ein Ende.

Vantage Towers schossen an der MDax-Spitze auf einen Rekord und standen zuletzt noch mit mehr als neun Prozent im Plus. Hier sorgte ein Medienbericht über ein angebliches Interesse von Investoren an einem Milliardeninvestment bei der ehemaligen Funkturm-Sparte von Vodafone für Rückenwind. Gleich mehrere positive Analystenkommentare gaben der Rekordrally von Rheinmetall weiteren Schub, die Papiere des Rüstungskonzerns verteuerten sich um mehr als vier Prozent.

In den hinteren Börsenreihen gesellten sich im SDax die Cewe -Aktien mit fast sechs Prozent Minus zu den größten Verlierern. Ein wegen unterschiedlicher Auffassungen nicht über das Jahresende hinaus verlängerter Vertrag von Vorstandschef Christian Friege sorgte die Anleger. Der Manager sei federführend für den Erfolg des Fotodienstleisters in den vergangenen Jahren gewesen, merkte ein Händler an. Auf dem letzten Index-Platz zollten Anteile des Leasingspezialisten Grenke mit fast sieben Prozent Minus ihrem starken Lauf tags zuvor Tribut.

Der Euro rutschte deutlich ab und kostete am Nachmittag 1,1018 US-Dollar. Am Morgen war die Gemeinschaftswährung noch über 1,11 Dollar gehandelt worden. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Donnerstagnachmittag auf 1,1051 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite bei 0,22 Prozent, der Rentenindex Rex stieg um 0,06 Prozent auf 140,46 Punkte. Der Bund-Future kletterte um 0,27 Prozent auf 161,54 Zähler./tav/mis

--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx