FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem kurzen Ausflug auf ein Rekordhoch am Freitag zeigt sich der Dax zum Wochenstart wenig bewegt. Starke Arbeitsmarktsignale aus den USA dämpfen wieder etwas die Zinssenkungsfantasien vieler Investoren, sprechen aber auch für konjunkturelle Stärke. Anleger konnten sich nicht für eine eindeutige Interpretation entscheiden.

Gegen Mittag lag der Dax am Montag mit 0,10 Prozent im Plus bei 16 935,91 Punkten. Der Leitindex blieb damit auf Tuchfühlung zur Marke von 17 000 Punkten und dem knapp darüber liegenden Rekord. Der MDax legte um 0,24 Prozent auf 25 712,27 Zähler zu. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx stand zeitgleich auch knapp im Plus.

Überraschend starke US-Arbeitsmarktdaten hatten den kurzzeitig rekordhohen Dax am Freitag gebremst. Grund war die Sorge, dass der robuste Arbeitsmarkt neuen Inflationsdruck verursachen könnte und die erwarteten Zinssenkungen bremst. Gleichwohl unterstrichen die Jobdaten, dass die US-Wirtschaft in guter Verfassung ist. Das wurde am Freitag an der Wall Street letztlich positiv interpretiert, denn die Rekordrally war an den New Yorker Börsen weiter gegangen. Am Montag werden die US-Börsen nun stabil erwartet.

"Am Aktienmarkt ist das aktuell ein Abwägen zwischen der positiven Lage am Arbeitsmarkt und später sinkenden Zinsen", sagte am Morgen der Börsenexperte Thomas Altmann von QC Partners. Beim Dax müsse sich jetzt zeigen, ob der Rekord eine Eintagsfliege bleibt. Mit 17 004,55 Punkten hatte der Leitindex am Freitag seine alte Bestmarke aus dem Dezember knapp hinter sich gelassen, dann aber fehlten Anschlusskäufe.

Die Experten von Index-Radar betonten, dass es nach den US-Jobdaten klar sein dürfte, dass die Fed die Zinsen in nächster Zeit nicht senken werde. Sollte der US-Arbeitsmarkt so weiter brummen, werde selbst eine Zinssenkung im Mai unwahrscheinlich. Für Aktien müsse das aber nicht unbedingt negativ sein: "Eine starke Wirtschaft bedeutet aber auch, dass die Unternehmen derzeit gut verdienen und die Gewinnprognosen mindestens erfüllt werden."

In der neuen Woche richten sich die Blicke weiter auf die laufende Berichtssaison der Unternehmen. Überraschend veröffentlichte am Montag der Essenslieferdienst Delivery Hero vorläufige Zahlen, womöglich um am Markt für etwas Beruhigung zu sorgen. Für das neue Geschäftsjahr wurde ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) in Aussicht gestellt, das die Erwartungen von Analysten übertraf.

Nachdem am Freitag der Delivery-Hero-Kurs um fast ein Viertel abgesackt war wegen der Sorge, dass ein geplanter Verkauf von Aktivitäten in Südostasien scheitern könnte, wurde es aber nichts aus einem Stabilisierungsversuch. Zuletzt sackten die Aktien noch weiter um vier Prozent ab. Im Fokus blieben die Bilanzrisiken des Konzerns, erklärte Analyst Joseph Barnet-Lamb von der Schweizer Großbank UBS.

Ansonsten galt die Aufmerksamkeit zwei Analystenstudien: Die Bank RBC stufte Adidas auf "Outperform" hoch, was Analyst Piral Dadhania unter anderem mit dem Produktzyklus des Sportartikelherstellers begründete. Dieser sei derzeit einer der besten in der Branche. Ein Plus von 2,6 Prozent machte die Aktien zum größten Dax-Gewinner. Puma folgten dem um drei Prozent nach oben.

Nemetschek derweil wurde von der UBS in einer Erstbewertung zum Kauf empfohlen. Analyst Michael Briest hob in einer am Montag vorliegenden Studie hervor, dass der Bausoftware-Hersteller sein Wachstum und seine Margen verbessere. Der Kurs bewegte sich hier mit gut zwei Prozent im Plus.

Kursspektakel waren angesagt im Cannabis-Bereich: Die bevorstehende Legalisierung in Deutschland trieb am Freitag schon die Aktien von Synbiotic um mehr als ein Drittel nach oben und dem folgte nun nochmal ein Anstieg um 44 Prozent. Ähnliche Kurssprünge erleben derzeit auch die Aktien der Cantourage Group ./tih/jha/

Quelle: dpa-Afx