FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach drei Handelstagen mit Verlusten haben Anleger am Donnerstag bei einigen Aktien in Deutschland wieder zugegriffen. Für große Sprünge reichte es aber nicht, denn hohen Gewinnen etwa im Technologiesektor standen ebenso hohe Verluste in anderen Branchen wie etwa den Energiewerten gegenüber. Experten wollten den Stabilisierungsversuch daher nicht überbewerten, Marktbeobachter Pierre Veyret von ActivTrades etwa sprach von einer lediglich technischen Erholung. Für den deutschen Leitindex Dax ging es bis zum Mittag um 0,35 Prozent nach oben auf 16 488,65 Punkte.
Der MDax der mittelgroßen Werte lag in etwa zeitgleich um 0,52 Prozent höher bei 25 380,81 Zählern. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 rückte um ein halbes Prozent auf 4425,05 Punkte vor.
Zuletzt hatten vor allem gedämpfte Hoffnungen auf schon baldige Leitzinssenkungen in den USA auf die Kurse an den Börsen gedrückt. Offenbar haben es die Notenbanker mit einer Kappung des Zinsniveaus weniger eilig, als am Markt in den vergangenen Wochen erwartet wurde. Vor diesem Hintergrund war der Dax zur Wochenmitte im Handelsverlauf auf das Kursniveau von Anfang Dezember zurückgefallen.
Damit hatte er von den Kursgewinnen aus der Rally von Oktober bis zum Rekordhoch bei etwas über 17 000 Punkten Mitte Dezember etwa ein Viertel eingebüßt. Seit Jahresbeginn summiert sich das Minus im deutschen Leitindex auf rund eineinhalb Prozent. Eine wichtige Unterstützung im Bereich von 16 300 Punkten hielt zuletzt aber.
Auf Unternehmensseite profitierten am Donnerstag Chipwerte von einem positiven Ausblick des taiwanischen Chipkonzerns TSMC . Für Infineon im Dax ging es um 2,8 Prozent nach oben, Aixtron Papiere im MDax verteuerten sich um 1,8 Prozent. Die TSMC-Aussagen stützten die Hoffnung, dass es dieses Jahr im globalen Technologiesektor zu einer Erholung kommt, hieß es am Markt.
Die Aussicht auf ein noch länger hohes Zinsniveau belastete unterdessen die als hierfür empfindlich geltenden Energietitel. Eon landete am Dax-Ende mit minus 1,8 Prozent, RWE dämmten ihre anfänglich noch größeren Verluste auf 0,7 Prozent ein. Auch die zinsabhängigen Immobilienwerte gehörten in Europa zu den Verlierern, hierzulande hielten sich einige Vertreter aber besser: Vonovia etwa stemmten sich dank einer Kaufempfehlung der Bank of America mit 1,4 Prozent Plus gegen den schwächeren Trend.
Generell bewegten zahlreiche Analystenstudien: Aktien des Triebwerkbauers MTU setzten ihre Rally nach einem positiven Votum der französischen Bank Exane BNP Paribas mit plus 3,4 Prozent fort. Die Anteile am Rüstungskonzern Rheinmetall krönten ihren guten Lauf mit einem weiteren Rekordhoch bei gut 335 Euro und standen zuletzt noch 2,8 Prozent höher. Das Investmenthaus Stifel sieht bei einem deutlich angehobenen Kursziel auf 420 Euro noch viel Luft nach oben.
Die Papiere des Softwareanbieters Teamviewer fielen unterdessen mit rund vier Prozent Minus an das MDax-Ende, nachdem Exane BNP Paribas sie auf "Underperform" abgestuft hatte.
Index-Kollege Evotec stoppte vorerst die Talfahrt. Nach einem anfänglichen Plus von bis zu vier Prozent standen zuletzt noch 0,7 Prozent zu Buche. Dabei nützte den Papieren des Wirkstoffforschers eine Hochstufung durch die kanadische Bank RBC auf "Outperform". Seit Jahresbeginn stehen die Hanseaten an der Börse jedoch enorm unter Druck, der Kurs sackte bisher um rund 30 Prozent ab. Gründe waren zunächst die überraschende Rücktrittsankündigung des langjährigen Konzernchefs Werner Lanthaler.
Ebenfalls einen Rekord markierten in den hinteren Börsenreihen Kontron , die zuletzt noch 1,8 Prozent höher notierten: Der österreichische Technologiekonzern übernimmt die Mehrheit am deutschen Elektronikunternehmen Katek und will daher auch seinen Ausblick aufstocken./tav/jha/
--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx