FRANKFURT (dpa-AFX) - Mit deutlichen Kursgewinnen hat der Dax am Dienstag auf Signale Moskaus für eine mögliche Entschärfung des Ukraine-Konflikts reagiert. Laut Angaben des russischen Verteidigungsministeriums zieht Russland nach Manövern Truppen im Süden und Westen in die Kasernen zurück. Am Aktienmarkt reagierten die Anleger darauf erleichtert. Analyst Craig Erlam vom Broker Oanda sprach von einem großen Schritt in die richtige Richtung. Der Dax gewann am Nachmittag 1,62 Prozent auf 15 358 Punkte.

Die internationalen diplomatischen Zahnräder drehten sich weiter auf Hochtouren und versuchten die Situation im Ukraine-Konflikt zu entspannen, wovon der Dax profitiere, erläuterte Marktbeobachter Andreas Lipkow vom Online-Broker Comdirect. Mit Blick auf die weiteren Schritte Moskaus sei aber weiter erhöhte Vorsicht geboten, die Investoren reagierten sensibel auf die geopolitische Situation, schrieb Analystin Susannah Streeter vom Finanzdienstleister Hargreaves Landsdown.

Der MDax der mittelgroßen Werte rückte zuletzt um 1,89 Prozent auf 33 351 Punkte vor. Das Leitbarometer der Eurozone, der EuroStoxx 50 , gewann 1,4 Prozent.

Die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten hellten sich im Februar erneut auf, wie das Stimmungsbarometer des Mannheimer Forschungsinstituts ZEW zeigte. Allerdings hatten Analysten mit einer noch freundlicheren Entwicklung gerechnet. "Marktteilnehmer hoffen darauf, dass die Corona-Einschränkungen bald gelockert werden und sich die wirtschaftlichen Perspektiven bessern", kommentierte die Helaba. Zwar sorge der Ukraine-Konflikt für Unsicherheit, dennoch steige der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB), von ihrer extrem lockeren Geldpolitik allmählich abzurücken.

Die US-Notenbank Fed hat dies bereits getan. Inzwischen rechnen viele Marktbeobachter im März sogar mit einer Anhebung des US-Leitzinses um 0,50 Prozentpunkte. Neben den geopolitischen Risiken bleibt die schärfere Gangart der Fed zur Bekämpfung der Inflation eine der zentralen Belastungen für den Aktienmarkt. Auf Erzeugerebene verstärkte sich der Preisauftrieb im Januar nochmals deutlicher als von Ökonomen erwartet, wie neue Daten belegten. Am Mittwoch wird das Protokoll der jüngsten US-Notenbanksitzung veröffentlicht. Es sollte den Anlegern weiter Hinweise auf den geldpolitischen Straffungskurs geben.

Auf Erholungskurs schwenkten am Dienstag die Aktien von Delivery Hero gemeinsam mit anderen deutschen Online-Werten. In der Vorwoche hatte der Essenslieferdienst den Aktienkurs mit einem düsteren Ausblick in schwere Turbulenzen gebracht. Am Dienstag gewannen die Titel vorne im Dax fast zwölf Prozent. Es wurde zudem bekannt, dass Konzernchef Niklas Östberg am 10. Februar für fast 14 Millionen Euro Aktien von Delivery Hero gekauft hatte, was als Vertrauensbeweis in das Unternehmen gewertet werden kann.

Konjunkturzyklische Aktien aus den Sektoren Automobil, Chemie und Industrie waren am Aktienmarkt unter den Favoriten. Thyssenkrupp etwa holten an der MDax-Spitze mit einem Kurssprung von gut acht Prozent ihre hohen Verluste vom Wochenauftakt wieder auf.

In der Chipbranche sorgte die milliardenschwere Übernahme der israelischen Firma Tower Semiconductor durch den US-Konzern Intel für gute Stimmung. Zudem verwiesen Händler auf die im Dezember weltweit besser als erwartet ausgefallenen Halbleiter-Umsätze. Infineon profitieren von dieser Nachrichtenlage mit einem Plus von zweieinhalb Prozent, Aixtron mit einem Aufschlag von vier Prozent.

In einem Umfeld generell erholter Werte auch aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien knüpften die Aktien des Biosprit-Herstellers Verbio an ihren guten Lauf vom Vortag an und setzten sich mit einem Plus von 6,4 Prozent an die Spitze im SDax der kleineren Werte. Auch Windkraftaktien waren wieder auf dem Vormarsch, wie Kursgewinne von etwa viereinhalb Prozent bei Nordex zeigten.

Der Euro erholte sich von seinen deutlichen Verlusten zum US-Dollar vom Wochenstart. Am Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,1358 Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,1316 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,08 Prozent am Vortag auf 0,15 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,31 Prozent auf 141,02 Punkte. Der Bund-Future sank zuletzt um 0,44 Prozent auf 164,58 Zähler./ajx/jha/

--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx