FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Kurs des Euro hat am Donnerstag nicht von der angekündigten Zinserhöhung in der Eurozone profitiert. Am Nachmittag geriet die Gemeinschaftswährung unter Verkaufsdruck und fiel auf ein Tagestief von 1,0645 Dollar. Damit notierte sie mehr als einen halben Cent niedriger als am Morgen. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0743 (Mittwoch: 1,0739) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9308 (0,9312) Euro.

Nur zeitweise stieg der Euro am frühen Nachmittag bis auf ein Tageshoch von 1,0774 Dollar, als die Notenbank ihre geldpolitischen Beschlüsse veröffentlichte. Die Rekordinflation im Euroraum bringt die Währungshüter der Eurozone zum Gegensteuern. Im Juli will die EZB erstmals seit elf Jahren die Zinsen wieder anheben, um 0,25 Prozentpunkte. Im September könnte der zweite Zinsschritt folgen.

Noch hält die Notenbank den Leitzins an der Nullmarke und den Einlagensatz bei minus 0,5 Prozent. Die geldpolitischen Entscheidungen waren am Markt so erwartet worden, nachdem EZB-Präsidentin Christine Lagarde die Vorgehensweise bereits im Mai in einem Beitrag auf der Internetseite der EZB beschrieben hatte.

Vor dem Hintergrund der rekordhohen Inflation in der Eurozone hätte einige Marktteilnehmer auf mehr Tempo bei der geldpolitischen Straffung spekuliert, hieß es aus dem Devisenhandel. "Mit der heutigen Entscheidung, die Zinsen im kommenden Monat zunächst vorsichtig zu erhöhen, versucht die EZB trotz des hohen Inflationsdrucks, nicht zu weiteren Unruhen an den Märkten beizutragen", kommentierte Chefvolkswirt Michael Holstein von der DZ Bank. Mehrere Ökonomen kritisierten allerdings die zögerliche Vorgehensweise der EZB im Kampf gegen die hohe Inflation.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,85653 (0,85575) britische Pfund, 143,93 (143,92) japanische Yen und 1,0495 (1,0486) Schweizer Franken fest. Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London mit 1841 US-Dollar gehandelt. Das waren zwölf Dollar weniger als am Vortag./jkr/bgf/he

Quelle: dpa-Afx