FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Euro ist am Dienstag erstmals seit Ende April über 1,07 US-Dollar gestiegen. Am Mittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,0713 Dollar. Am Morgen hatte sie noch rund einen halben Cent niedriger notiert. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,0659 Dollar festgesetzt.

Gestützt wurde der Euro durch die Aussicht auf Leitzinsanhebungen durch die EZB. Präsidentin Christine Lagarde hatte bereits am Montag den erwarteten Straffungskurs der Zentralbank konkretisiert, indem sie für den Spätsommer ein Ende negativer Leitzinsen in Aussicht stellte. Den anschließenden Kurs ließ Lagarde jedoch weitgehend offen. Hintergrund der Straffung ist die hohe Inflation, auf die die EZB später als viele andere Notenbanken mit Zinsanhebungen reagiert.

Kurzzeitig war der Euro noch etwas höher gestiegen. Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Gallhau machte jedoch klar, dass die EZB derzeit für den Juli keinen großen Zinsschritt um 0,50 Prozentpunkte anstrebt. Die kommenden Zinsanhebungen würden vielmehr graduell ausfallen. Das spricht für Zinsschritte um 0,25 Punkte. Der Euro fiel daraufhin unter seine Tageshöchstkurse.

Die Unternehmensstimmung im Euroraum hat sich im Mai von hohem Niveau eingetrübt. "Die Wirtschaft im Euroraum verliert zunehmend an Dynamik", kommentierte Christoph Weil, Volkswirt bei der Commerzbank. "Die massive Verteuerung der Energie reißt Löcher in die Haushaltskassen und scheint die Verbraucher zu veranlassen, an anderer Stelle zu sparen." Analysten hatten im Schnitt mit einer Eintrübung gerechnet. Die Daten bewegten daher kaum.

Erheblich eingetrübt hat sich die Stimmung in Großbritannien. Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global signalisiert nur noch ein schwaches Wachstum. Besonders die Stimmung im Dienstleistungssektor trübte sich ein. "Die Umfragedaten deuten darauf hin, dass das Wirtschaftswachstum fast zum Stillstand gekommen ist, während der Inflationsdruck auf ein noch nie dagewesenes Niveau gestiegen ist", kommentierte Chris Williamson, Chefvolkswirt bei S&P Global Market Intelligence. "Die jüngsten Daten deuten auf ein erhöhtes Risiko einer Rezession hin." Das britische Pfund geriet daraufhin zum Dollar und zum Euro stark unter Druck./jsl/jkr/jha/

Quelle: dpa-Afx