FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Euro hat am Mittwoch anfängliche Verluste wettgemacht und die Marke von 1,07 US-Dollar wieder überwunden. Die Gemeinschaftswährung notierte am Mittag bei 1,0721 Dollar und damit etwas über dem Niveau vom Vorabend. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,0683 Dollar festgesetzt.

Produktionsdaten aus Deutschland belasteten den Euro nur kurz. Die Industrie weitete ihre Produktion zu Beginn des zweiten Quartals zwar weniger stark aus als von Experten erwartet. Der Rückgang im März allerdings fiel nicht ganz so kräftig aus wie zunächst ermittelt. Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen schrieb, die Produktionsentwicklung sei besser, als dies nach den schwachen Zahlen zu Auftragseingängen und Umsätzen vom Vortag zu befürchten gewesen sei. "Offensichtlich stützen die während Corona angesammelten Auftragsbestände derzeit noch die Produktion."

Für etwas Schwung sorgten zuletzt Aussagen des niederländischen Notenbankchefs Klaas Knot. "Die Inflation könnte noch lange Zeit zu hoch bleiben und weitere Zinserhöhungen werden dann notwendig sein", sagte Knot im niederländischen Parlament in Den Haag. Die EZB wird die Zinsen voraussichtlich nächste Woche am Donnerstag und erneut im Juli anheben. Knot gilt als sogenannter geldpolitischer Falke, der sich im Zweifel für eine schärfere Gangart in der Zinspolitik einsetzt. Zuletzt hatte Knot gesagt, dass er auch für eine mögliche Zinserhöhung im September "offen" sei. Höhere Zinsen kommen einer Währung in der Regel zugute.

Spekulationen über nachlassende Eingriffe der Türkei am Devisenmarkt beschleunigten indes die Talfahrt der Lira. Sie fiel zum Dollar sowie zum Euro um jeweils fast sieben Prozent und markierte damit abermals historische Tiefstände.

Experten zufolge hatte die türkische Notenbank vor der Präsidentschaftswahl die Lira wegen des politischen Drucks durch Dollarverkäufe gestützt, um ein positiveres Bild von der wirtschaftlichen Lage zu zeichnen. Aktuell schwächelt die Wirtschaft des Landes, die Inflation ist hoch. Nun will der wiedergewählte Präsident Recep Tayyip Erdogan mit einem neuen Wirtschaftsteam Vertrauen an den Finanzmärkten zurückgewinnen. Laut Börsianern sollen jetzt staatliche Banken die Verteidigung des Wechselkurses durch den Verkauf von Dollarbeständen beendet haben. Beobachter werten dies als Zeichen für eine mögliche Abkehr von teuren Eingriffen in den Devisenmarkt./la/jsl/jha/

Quelle: dpa-Afx