(neu: Details aus der Bilanzpressekonferenz)
SALZGITTER (dpa-AFX) - Der Stahlhersteller Salzgitter
Sparen will Groebler vor allem bei Einkauf, Logistik und Vertrieb. Vor allem in der Beschaffung sehe er erhebliche Potenziale. Und auch die Investitionen nehme der Konzern noch einmal unter die Lupe und prüfe, was zwingend notwendig sei und was sich verschieben lasse.
Ganz ohne Stellenabbau werde es aber nicht gehen. "Wenn sie Effizienzvorteile heben, dann hat das am Ende des Tages auch eine Wirkung auf Arbeitsplätze" räumte Groebler ein. Hier setze man auf sozialverträgliche Instrumente. Über Details werde nun mit den Arbeitnehmervertretern verhandelt.
Umstellung auf grünen Stahl läuft
Keine Kürzungen soll es aber beim Aufbau der Grünstahl-Produktion geben. Das bereits laufende Umbauprogramm werde wie geplant umgesetzt, die Produktion des CO2-armen Stahls innerhalb der nächsten 18 Monate anlaufen. "Daran rütteln wir nicht." Derzeit laufen die Bauarbeiten für das Projekt Salcos, bei dem durch den Einsatz von Wasserstoff die CO2-Emissionen bei der Stahlproduktion drastisch gesenkt werden sollen.
Im vergangenen Jahr wurde die Entwicklung von Salzgitter durch eine schwache Nachfrage und sinkende Stahlpreise belastet. Zudem litt das Unternehmen unter Importen sowie hohen Energiepreisen. Unter dem Strich fiel ein Verlust von 348 Millionen Euro an, nach einem Gewinn von 204 Millionen Euro im Vorjahr. 2025 rechnet das Unternehmen mit einem bestenfalls stagnierenden Umsatz und einem etwas besseren Ergebnis.
Aussicht auf Militäraufträge
Neue Chancen rechnet sich das Unternehmen in den Bereichen Verteidigung und Infrastruktur aus, wo die kommende Bundesregierung Investitionen in Milliardenhöhe plant. "Das Thema Defense wird eine größere Bedeutung bekommen und daran werden wir und wollen wir partizipieren", sagte Groebler. Es gehe etwa um Sicherheitsstahl oder auch um Rohre für Militärfahrzeuge. Salzgitter habe dazu nun eine Taskforce gegründet, die das intern koordiniere.
Sorge um HKM-Beteiligung
Mit Blick auf das zusammen Thyssenkrupp
HKM sei ein wichtiger Zulieferer für Salzgitter. "So ganz ohne Weiteres können wir einer Schließung nicht zustimmen." Gerade für den Ausbau des Verteidigungsgeschäfts seien die Lieferungen von HKM wichtig. Für Salzgitter allein sei HKM, so wie sie heute dastehe, aber viel zu groß, sagte Groebler.
Salzgitter mit 30 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen beteiligt. 50 Prozent entfallen auf Thyssenkrupp Steel Europe (TKSE), die übrigen 20 Prozent auf den französischen Röhrenhersteller Vallourec. Seinen Anteil an HKM hat Salzgitter allerdings bereits komplett abgeschrieben und in der Bilanz auf Null gesetzt. Das führte zu einer Abwertung von 110 Millionen Euro.
Salzgitter wird Übernahmeziel
Weiter zurückhaltend äußerte sich Groebler zu einer möglichen Übernahme seines Unternehmens durch GP Günter Papenburg und TSR Recycling. "Ich begegne dem in meiner Rolle als Vorstandsvorsitzender neutral neugierig", so Groebler. "Wir sind in Gesprächen, um besser zu verstehen, was das industrielle Konzept ist." Bisher liege aber nur ein unverbindliches Angebot vor.
Der Stahlkonzern hatte im Januar ein Übernahmeangebot der Unternehmen GP Günter Papenburg und TSR Recycling bestätigt. Das Konsortium habe ein nicht bindendes Angebot von rund 18,50 Euro je Aktie vorgelegt. An der Börse notierte das Papier zuletzt dagegen bei rund 26 Euro.
GP Günter Papenburg ist mit 25 Prozent zweitgrößter Aktionär des Stahlherstellers. Der größte Anteilseigner - das Land Niedersachsen - steht einer Übernahme skeptisch gegenüber. Es gebe kleine Pläne, den Salzgitter-Anteil abzugeben, hieß es im Finanzministerium. Das Land ist mit 26,5 Prozent beteiligt./fjo/DP/nas
Quelle: dpa-Afx