HAMBURG (dpa-AFX) - Nach den jüngsten Personalquerelen und sinkenden Aktienkursen beim Hamburger Logistikkonzern HHLA
Auch der Aktienkurs erfreute die Anteilseigner nur wenig. Dieser sei seit dem Start der Vorstandsvorsitzenden Angela Titzrath im Jahr 2017 um 30 Prozent gefallen, klagte etwa der Aktionär und Geschäftsführer von Port Feeder Barge, Ulrich Malchow. Seit 2008 betrachtet sei er sogar von 65 Euro auf heute etwa 12 Euro abgestürzt. Eine Vertreterin der Klimabewegung Fridays for Future redete der Chefetage zudem ins Gewissen, die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) nicht nur bis 2040 klimaneutral zu machen, sondern bis dahin auch konkrete und messbare Zwischenschritte zu unternehmen.
Im Fall Dreilich zeigten sich die Aktionäre vor allem darüber verärgert, dass Aufsichtsratschef Grube jede Kommentierung verweigerte. Selbst auf mehrfache Nachfrage sagte er immer nur, dass in der Sache Stillschweigen vereinbart worden sei. "Wir haben uns im Interesse aller Beteiligten mit Frau Dreilich darauf verständigt, zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Details zu veröffentlichen."
Die HHLA hatte am Vortag mitgeteilt, dass Dreilich ihr Vorstandsmandat zum 30. Juni nach nur sechs Monaten niederlegen werde, um sich neuen beruflichen Herausforderungen zu widmen. Offiziell verlassen werde sie die HHLA zum Jahresende. Dreilich war erst am 1. Januar in den Vorstand berufen worden und verantwortete seit dem 1. Februar die Ressorts Finanzen und Immobilien. Zur Hauptversammlung war sie gar nicht mehr erschienen.
Mehreren Medien zufolge soll das Vertrauensverhältnis zwischen Dreilich und Titzrath erheblich gestört gewesen sein. Berichte, wonach Dreilich bespitzelt und bei einer Shopping-Tour während der Arbeitszeit ertappt worden sei, wiesen Grube und Titzrath jedoch empört zurück. "Weder ich noch irgendwer aus der Belegschaft noch irgendwer aus dem Vorstand noch irgendjemand aus dem Aufsichtsrat hat Detektive, Beschatter oder Spitzel (...) beauftragt, das ist Unsinn", sagte Titzrath. Und Grube betonte: "Es ist auch vollkommen unerheblich, wer wann ins Alsterhaus oder sonst wo einkaufen geht."
Grube wies auch jegliche Kritik an Titzrath zurück, stärkte ihr demonstrativ den Rücken und machte sich für eine Vertragsverlängerung stark. Der Aufsichtsrat sei mit ihrer Arbeit sehr zufrieden, sagte Grube. Eine offizielle Vertragsverlängerung sei zwar erst ein Jahr vor Ablauf des laufenden Vertrags, also am 30. September, möglich. Er sei aber vom Aufsichtsrat bereits beauftragt worden, sich um eine Vertragsverlängerung zu bemühen, sagte Grube und fügte in Richtung der HHLA-Chefin hinzu: "Liebe Angela, ich würde mich freuen, wenn Du die HHLA auch in den kommenden Jahren in die Zukunft führen wirst."
Titzrath wurde in Medienberichten unter anderem vorgeworfen, zu herrisch aufzutreten und so auch eine Mitschuld am Scheitern der Fusion der Containerterminals von HHLA und Eurogate zu tragen. Vor allem Vertreter der Stadt, der 69 Prozent der HHLA gehören, sollen unzufrieden gewesen sein. Titzrath ist mit einem Jahresgehalt von rund einer Million Euro die mit Abstand bestbezahlte Managerin eines Unternehmens mit städtischer Beteiligung.
Mit Blick auf sein Deufol-Verwaltungsratsmandat sagte Grube, dass es keinen Interessenkonflikt gebe, da diese Firma einen ganz anderen Schwerpunkt habe. Das Mandat sei auch kein Geheimnis und sei in seinem Lebenslauf auf der HHLA-Homepage veröffentlicht. "Insofern sehe ich keine akute Notwendigkeit das Mandat niederzulegen." Deufel beschäftigt sich nach eigenen Angaben vor allem mit Verpackungen, bietet auf seiner Homepage bei seinen Dienstleistungen aber auch unter anderem Lagermanagement, Containerstauung, Transportorganisation und einen Gefahrgutservice an./klm/DP/ngu
Quelle: dpa-Afx