FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport zeichnet nach dem herben Geschäftseinbruch durch die Corona-Pandemie ein noch düstereres Bild von den nächsten Jahren. Nach Einschätzung von Vorstandschef Stefan Schulte dürfte sich der Flugverkehr deutlich langsamer von der Krise erholen als bisher gedacht. "Wir gehen aktuell davon aus, dass wir im kommenden Jahr in Frankfurt nur etwa 35 bis 45 Prozent des Passagieraufkommens von 2019 erreichen werden", sagte der Manager am Mittwoch bei Vorlage der Quartalsbilanz in Frankfurt. Im Mai hatte er noch auf rund 50 Prozent gehofft.
Doch die steigenden Infektionszahlen, neue Reisewarnungen und neue Lockdowns in vielen Ländern haben die leichte Erholung im Flugverkehr wieder abgewürgt. Im Oktober zählte Fraport in Frankfurt 83,4 Prozent weniger Passagiere als ein Jahr zuvor.
Für das laufende Jahr rechnet Schulte in Frankfurt daher nur noch mit 18 bis 19 Millionen Passagieren - ein Einbruch von mehr als 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Selbst in den Jahren 2023 und 2024 dürfte das Passagieraufkommen noch 10 bis 20 Prozent niedriger liegen als vor der Pandemie. Bisher hatte er dieses Niveau etwa ein Jahr früher erwartet.
An der Börse kamen die Nachrichten schlecht an. Die Fraport-Aktie verlor am Morgen zunächst rund sechs Prozent, dämmte die Verluste dann aber auf rund 0,60 Prozent ein. Seit Jahresbeginn hat das Papier fast 60 Prozent eingebüßt. Größte Anteilseigner des Konzerns sind das Land Hessen und die Stadt Frankfurt. Zusammen halten sie gut die Hälfte der Fraport-Aktien.
Im Sommer riss der Einbruch des Flugverkehrs den Flughafenbetreiber tief in die roten Zahlen. In den sonst besonders wichtigen Reisemonaten Juli bis September sackte der Umsatz im Jahresvergleich um 62 Prozent auf 407 Millionen Euro ab. Unter dem Strich stand im dritten Quartal daher ein Verlust von 304 Millionen Euro. Damit verfehlte Fraport die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten. Ein Jahr zuvor hatte der Konzern unter dem Strich noch 222 Millionen Euro verdient. Auch für das ganze Jahr 2020 rechnet Schulte weiterhin mit tiefroten Zahlen.
Besonders teuer schlug diesmal der Abbau von bis zu 4000 Arbeitsplätzen zu Buche. Fraport bezifferte die Belastung auf rund 280 Millionen Euro. Mit dem Stellenabbau ist der Konzern bereits deutlich vorangekommen. 1300 Jobs fielen bereits weg, weil Fraport Zeitverträge nicht verlängerte oder Mitarbeiter das Unternehmen ohnehin verließen. Weitere 2400 Beschäftigte sollen etwa mit Abfindungen, durch Altersteilzeit oder durch Eintritt in den Ruhestand sowie Aufhebungsverträge aus dem Konzern ausscheiden.
Unterdessen baut Fraport weiterhin im großen Stil auf Kurzarbeit. Seit dem zweiten Quartal waren den Angaben zufolge bis zu 18 000 der 22 000 Beschäftigten der Konzerngesellschaften in Frankfurt in Kurzarbeit - im Schnitt zu etwa 50 Prozent. Mit dem Stellenabbau will Fraport die jährlichen Personalkosten bis Ende nächsten Jahres um 250 Millionen Euro senken. Kürzungen bei den Sachkosten sollen ab sofort jährliche Einsparungen von bis zu 150 Millionen Euro bringen.
Um durch die Krise zu kommen, hat sich Fraport in diesem Jahr bereits 2,7 Milliarden Euro an zusätzlichen Finanzmitteln gesichert. Dadurch verfügt der Konzern nach eigenen Angaben über flüssige Mittel und zugesagte Kreditlinien von mehr als drei Milliarden Euro. Der Vorstand sieht den Flughafenbetreiber damit gut aufstellt, um die Krise zu bewältigen und in beschränktem Umfang in die Zukunft zu investieren. Allerdings hat das Unternehmen viele Investitionen gestrichen oder in die Zukunft verschoben und die Ausgaben mittel- bis längerfristig um eine Milliarde Euro reduziert.
Dennoch baut Fraport das Terminal 3 in Frankfurt weiter, wenn auch langsamer als ursprünglich geplant. Aus heutiger Sicht will Fraport das Gebäude im Süden des Flughafens zum Sommerflugplan 2025 in Betrieb nehmen. Letztlich hänge dies aber von der Entwicklung der Nachfrage ab, hieß es./stw/ngu/jha/
Quelle: dpa-Afx