BERLIN (dpa-AFX) - Beim Verabreichen der neuen, an Omikron angepassten Impfstoffe wollen die Bundesländer vor allem auf niedergelassene Ärzte und Impfstellen setzen - mit einem großen Andrang rechnen sie aber nicht. Das geht aus einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter den Ländern hervor. Impfungen in Apotheken dürften dagegen kaum eine Rolle spielen.
Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hatte am Donnerstag grünes Licht für die beiden Impfstoffe von Biontech
Schon in den beiden Wochen ab Montag sollen rund 14 Millionen Dosen des BA.1-Präparats von Biontech/Pfizer und Moderna kommen. Wie der Impfstoff in die Arme der Menschen kommt, organisieren die Länder und die Kommunen. Im Detail unterscheiden sich die Strategien.
Während etwa in Nordrhein-Westfalen, die einst 53 Impfzentren bereits im Herbst vergangenen Jahres ihren Betrieb eingestellt hatten, gibt es in Bayern derzeit trotz geringer Impfnachfrage noch 80 Impfzentren - teils mit eingeschränkten Öffnungszeiten. "Wir können in Bayern zügig mit den Impfungen beginnen, sobald der angepasste Impfstoff im September angekommen ist", sagte der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU).
Auch Mecklenburg-Vorpommern hält an Impfzentren fest, die zunächst noch bis April 2023 laufen sollen. Insbesondere für Menschen, die keinen Hausarzt oder aufgrund eingeschränkter Mobilität keinen Zugang zu einer Arztpraxis hätten, seien die Impfzentren und mobilen Teams ein wichtiges Angebot, teilte das Gesundheitsministerium Mecklenburg-Vorpommerns mit.
In Sachsen werden die 13 Impfstellen aufgestockt. Auf Anfrage teilte das Sozialministerium in Dresden mit, dass die bestehenden Impfstellen zur kühlen Jahreszeit besonders personell verstärkt werden sollen.
In Bremen gibt es noch vier zentrale Impfstellen, ein Kinderimpfzentrum, mobile Teams und Impffahrzeuge, wie das Gesundheitsressort mitteilte. Man könne ""auch bei kurzfristig steigender Nachfrage die Kapazitäten hochfahren", teilte eine Sprecherin mit.
Auch wenn in den Ländern die Vorbereitungen für die Impfungen mit den neuen Vakzinen bereits laufen, wollen sie ihre vorhandenen Impf-Kapazitäten noch nicht vollständig hochfahren. Schleswig-Holstein etwa hat ausgerechnet, auf wie viele Impfungen die Kapazitäten ausgeweitet werden können: "Bei Bedarf können vorhandene Kapazitäten (Impflinien) und die Öffnungszeiten in den vorhandenen Impfstellen aufgestockt werden", erklärte das Gesundheitsministerium in Kiel. Demnach sei es dann möglich, innerhalb von sechs Wochen mehr als 1,8 Millionen Impfungen durchzuführen.
Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) geht davon aus, dass die vorhandenen Kapazitäten in seinem Bundesland ausreichen. Eine massenhafte Impfung wie Anfang 2021 erwarte das Land aktuell nicht. Für den Fall können die Impfkoordinatoren in jeder Stadt und jedem Landkreis die Infrastruktur hochfahren, hieß es.
Auch in Thüringen werden die Kapazitäten abgesehen von zwei Städten - Erfurt und Gera - vorerst nicht hochgefahren. Dort seien die Öffnungszeiten nicht reduziert worden, so der Impfmanager der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), Jörg Metz. Gerade sei die Bereitschaft, sich zu impfen, gering. "Wenn die Nachfrage wieder größer wird, werden wir reagieren", sagte Mertz. Das Bundesland hat die Impfstellen bereits halbiert. Unklar sei, wie sich die Zulassung von Impfstoffen, die auf die Spielarten der Omikron-Varianten angepasst sind, auf die Nachfrage auswirke.
In Hamburg, Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt werden die Corona-Impfstoffe vorrangig über die Arztpraxen verimpft. Impfzentren gebe es in Hamburg nur noch zwei, die bei einer größeren Nachfrage personell verstärkt werden können, erklärte die Gesundheitsbehörde. "Wir haben uns schon bei dem Aufbau der beiden Impfzentren und des mobilen Angebots darauf vorbereitet, die Kapazitäten hochzuskalieren", hieß es dort mit Blick auf den Herbst.
Auch das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen setzt vor allem auf Impfungen in den Arztpraxen. Dies ermögliche eine flexible Steuerung des lokalen Impfgeschehens und orientiere sich an der Nachfrage, teilte das nordrhein-westfälische Sozialministerium auf Anfrage mit. Den Angaben zufolge könne das Impfen bei Bedarf im Herbst kurzfristig wieder deutlich hochgefahren werden. Das Bundesland besitze Ressourcen, innerhalb 14 Tagen "wöchentlich mindestens 250 000 Impfungen durchzuführen - ergänzend zum Angebot in Arztpraxen und bei Betriebsärztinnen und -ärzten." Auch Hessen unterhält nach eigenen Angaben seit Ende September 2021 keine landeseigenen Impfzentren mehr.
In den NRW-Nachbarbundesländern Rheinland-Pfalz und Niedersachsen sind auch etliche mobile Impfteams unterwegs. Rund 150 sind es derzeit allein in Niedersachsen. In Rheinland-Pfalz könne das Deutsche Rote Kreuz mit seinen mobilen Teams rund 35 000 Menschen pro Monat impfen - vor allem in Altenheimen, wie das Gesundheitsministerium in Mainz mitteilte. Hinzu kämen 26 stationäre Impfangebote und sechs Impfbusse mit insgesamt rund 200 000 Impfungen pro Monat./höz/DP/mis
Quelle: dpa-Afx