MONTABAUR/MAINTAL (dpa-AFX) - Der Internetkonzern United Internet will in den kommenden Jahren deutlich mehr Geld für den Netzausbau in die Hand nehmen. "Der Höhepunkt der Investitionen ist 2022 noch nicht erreicht. Auch in den kommenden Jahren werden wir erheblich in unser Netz investieren", sagte Mehrheitsaktionär- und Konzernchef Ralph Dommermuth der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Sein Ziel: So schnell wie möglich das vierte Handynetz in Deutschland aufbauen. Zwar startet dieses bereits in diesem Jahr - allerdings nur mit stark begrenzter Reichweite. An der Börse legten die Aktien von United Internet und der Tochter 1&1 zum Auftakt leicht zu.

Zunächst will 1&1 bis Jahresende ihr Netz an 1000 Basisstationen verfügbar machen - oder muss, denn das sehen die Auflagen der Bundesnetzagentur aus der Frequenzauktion 2019 vor. In dieser ersten Phase haben Kunden in Großstädten nur über ein Gerät an einem festen Platz zu Hause Zugang. Erst ab Sommer 2023 sollen 1&1-Kunden dann deutschlandweit und auch unterwegs Empfang haben. "Ich habe vor dieser Aufgabe großen Respekt", sagte Dommermuth.

Einem Preiskampf durch einen vierten Spieler neben den bisherigen Telekomanbietern Telefonica Deutschland , Vodafone und Deutsche Telekom erteilte der Manager aber eine Absage: "Wir werden weiterhin attraktive Preise haben. Unser Team hat aber nicht den Auftrag "baut das billigste Netz", sondern "baut ein hervorragendes Netz"." Bis Ende 2025 muss 1&1 nach Auflagen der Bundesnetzagentur ein Viertel der Fläche in Deutschland abdecken können, bis Ende 2030 soll es die Hälfte sein.

Im laufenden Jahr will der Manager, wie bereits bekannt, bis zu einer Milliarde Euro insgesamt ausgeben - das wären mehr als dreimal so viel wie 2021. Wie geplant sollen rund 400 Millionen Euro in das 1&1-Netz fließen, sagte Dommermuth.

Beim Konzernumsatz rechnet United Internet 2022 nun mit etwas mehr als seit Dezember bekannt, wie das im MDax notierte Unternehmen am Donnerstag in Montabaur mitteilte. So soll der Erlös auf rund 5,85 Milliarden Euro steigen statt bislang 5,8 Milliarden Euro. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll auf dem Niveau von 2021 von 1,26 Milliarden Euro bleiben. Damit hatte United Internet das operative Ergebnis von 2020 um rund drei Prozent übertroffen.

Die im SDax notierte Tochter 1&1 hält an ihrer Prognose fest. Demnach soll der Service-Umsatz des laufenden Jahres bei rund 3,2 Milliarden Euro liegen. Das wären 100 Millionen Euro mehr als 2020. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll mit rund 672 Millionen Euro auf Höhe des Vorjahreswertes liegen. Da waren es circa fünf Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Der Konzernerlös von United Internet wuchs vergangenes Jahr um fünf Prozent auf knapp 5,65 Milliarden Euro. Die Finanzkennziffern der beiden Unternehmen fielen in etwa so aus, wie von Analysten erwartet.

Der United-Internet-Konzern ist neben seiner Telefon-Marke 1&1 auch für Marken wie GMX und web.de sowie seine Dienstleister Ionos bekannt. Das Unternehmen beschäftigt derzeit nach eigenen Angaben rund 10000 Mitarbeiter und betreibt zehn Rechenzentren in Europa und den USA.

Der Vorstand will den United-Internet-Aktionären eine Dividende von 50 Cent je Aktie ausschütten, Anteilseigner von 1&1 sollen pro Aktie 5 Cent bekommen. Die Vorschläge müssen noch bei der Hauptversammlung am 18. Mai genehmigt werden - davon ist aber auszugehen. Dommermuth hält etwas mehr als die Hälfte der United-Internet-Aktien. Von den 1&1-Anteilen liegen rund 78 Prozent bei United Internet./ngu/lew/mis

Quelle: dpa-Afx