BOCHUM (dpa-AFX) - Höhere Mieteinnahmen treiben Deutschlands größten Immobilienkonzern Vonovia
Die Aktie gab ihre frühen Gewinne zuletzt ab und verlor rund 0,5 Prozent an Wert. Trotz des vom Bundesverfassungsgericht gekippten Mietendeckels in Berlin werde die Regulierungsdebatte die deutschen Wohnimmobilienkonzerne auch weiterhin begleiten, vor allem im Wahljahr 2021, schrieb Analyst Thomas Martin von der britische Investmentbank HSBC. In puncto Corona-Pandemie zeige sich der Sektor nach wie vor krisenfest. Analyst Neil Green von JPMorgan bleibt die Nachfrage nach Wohnraum in Deutschland trotz steigender Zinsen aber ungebrochen stark.
"Das Vonovia-Geschäftsmodell zeigt sich weiterhin krisenfest und widerstandsfähig", sagte Buch. Die Corona-Krise wirke sich kaum auf die operative und finanzielle Entwicklung aus. Die Miete erhöhte sich in den ersten drei Monaten im Schnitt auf 7,18 Euro pro Quadratmeter - das waren 3,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Zum Zuwachs trugen vor allem modernisierte Wohnungen bei. Die Kosten dafür legen die Konzerne nicht nur teilweise auf die Mieter um, sondern sie können die Mieten anschließend auch stärker erhöhen. Der Konzernumsatz kletterte um 14,7 Prozent auf rund 1,15 Milliarden Euro.
Gleichzeitig steckte Vonovia im Auftaktquartal mit knapp 380 Millionen Euro weniger in Modernisierung, Neubau und Instandhaltung als vor einem Jahr. Zudem habe es vereinzelte Einschränkungen im Rahmen der Covid-19-Pandemie gegeben, hieß es weiter. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 247 Millionen Euro. Ein Plus von rund 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Die Ziele für das laufende Jahr bestätigte Vonovia. Im laufenden Jahr soll das operative Ergebnis (FFO) weiterhin auf 1,415 bis 1,465 Milliarden Euro steigen. Beim Umsatz peilen die Bochumer 4,9 bis 5,1 Milliarden Euro an. Zudem will Vonovia 2021 bis zu 1,6 Milliarden Euro in Modernisierung und Neubau stecken.
Wachsen will das Unternehmen auch weiterhin über Zukäufe. Dabei blieben die skandinavischen Länder, Frankreich, die Niederlande und Österreich im Fokus, hieß es. Der Wohnimmobilien-Konzern wächst schon seit längerem durch Übernahmen im In- und zuletzt auch im Ausland. Vonovia ist mit etwa 355 000 Wohnungen der größte Vermieter in Deutschland. Damit hat der Konzern nach früheren eigenen Angaben hierzulande einen Marktanteil von 1,5 Prozent. Weitere etwa 60 000 Wohnungen besitzt das Unternehmen in Schweden und Österreich. Im Sommer 2020 war der Konzern beim niederländischen Immobilieninvestor Vesteda eingestiegen.
Aber auch in Deutschland gibt es laut dem Vonovia-Chef in den Ballungszentren einen steigenden Bedarf an neuen Wohnungen. Die geburtenstarken Jahrgänge gingen zwar in den nächsten 15 Jahren in den Ruhestand, erläuterte Buch. Der Arbeitsmarkt brauche aber dann den Zuzug aus dem Ausland. Dies werde aber auch automatisch passieren, da Deutschland wahrscheinlich gestärkter aus der Corona-Krise hervorgehen werde als insbesondere die süd- und osteuropäischen Länder. "Es wird deshalb eine starke Nachfrage nach Wohnungen in den Ballungszentren geben", so Buch.
Im Fokus stand bis vor kurzem vor allem der Berliner Wohnungsmarkt wegen des Mietendeckels. Erst jüngst erklärte das Bundesverfassungsgericht das seit mehr als einem Jahr geltende Berliner Mietendeckel-Gesetz in einem Beschluss für nichtig. Für das Mietrecht sei der Bund zuständig, daneben dürfe es kein Landesgesetz geben, hieß es zur Begründung. Damit gelten die im Landesgesetz festgelegten Mietobergrenzen nicht mehr. Auf viele Menschen in Wohnungen mit gedeckelter Miete in Berlin kommen Nachzahlungen zu.
Anders als etwa der Konkurrent Deutsche Wohnen teilte Vonovia am Tag der Verkündung mit, keine Mietnachforderungen zu stellen. Vorstandschef Buch bezifferte die Mietausfälle von Vonovia durch den Berliner Mietendeckel auf bis zu zehn Millionen Euro. Der Immobilienkonzern besitzt in Berlin etwa 42 000 Wohnungen. Bei zwei Drittel von ihnen musste die Miete trotz des Gesetzes nicht gekürzt werden, weil die Mieten unter den Grenzen des Mietendeckels lagen./mne/knd/mis
Quelle: dpa-Afx