FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat sich nach drei Verlusttagen in Folge mit einer Stabilisierung schwer getan. Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect blickt denn auch eher skeptisch in die nahe Zukunft: "Die Situation bleibt weiterhin angespannt und viele negative Impulse wirken derzeit auf die Finanzmärkte ein." Zum einen machten die weiter ansteigenden Energieträgerpreise den Marktteilnehmern das Leben schwer und heizten die Befürchtungen einer sich weiter beschleunigenden Inflation an.

Auf der anderen Seite bleibt Lipkow zufolge die Situation am chinesischen Immobilienmarkt rund um den Konzern China Evergrande angespannt. Evergrande gilt als das weltweit am höchsten verschuldete Immobilienunternehmen. Es muss dringend Geld auftreiben, um Banken, Zulieferer und Anleihegläubiger fristgerecht bezahlen zu können. Der Konzern ist so groß, dass einige Experten eine "Ansteckungsgefahr" für Chinas Wirtschaft und darüber hinaus befürchten.

Der deutsche Leitindex pendelte am Dienstag um seinen Vortagesschluss und gab zuletzt minimal nach auf 15 022,84 Punkte. Im Bereich von 15 000 Punkten liegt die 200-Tage-Durchschnittslinie als längerfristiges Trendbarometer. Ein Rutsch unter diese Unterstützung würde das Chartbild deutlich eintrüben.

Der MDax der mittelgroßen Börsenwerte fiel um 0,30 Prozent auf 33 727,53 Punkte. Beim EuroStoxx 50 , dem Leitindex der Eurozone, hingegen stand zuletzt ein Plus von 0,2 Prozent zu Buche.

Positive Nachrichten indes kamen von Infineon : Der Halbleiterhersteller erwartet auch für das kommende Geschäftsjahr steigende Umsätze und Ergebnisse. Die Ziele lägen über den gegenwärtigen Erwartungen der Analysten, schrieb Sandeep Deshpande von der US-Investmentbank JPMorgan. Infineon profitiert derzeit von der boomenden Nachfrage nach Chips. Die Aktien des Halbleiterherstellers stiegen unter den größten Gewinnern im Dax um rund ein Prozent.

Demgegenüber trifft die oft coronabedingte Knappheit von bestimmten Gütern wie etwa Computerchips in vielen Bereichen der Wirtschaft immer mehr Unternehmen. So brach bei dem Leasingspezialisten Grenke das Neugeschäft ein. Ursache dafür waren dem Unternehmen zufolge globale Lieferengpässe, vor allem bei Herstellern von Computer- und Bürotechnikum. Die Aktien knickten um mehr als zwölf Prozent ein und waren damit das klare Schlusslicht im Nebenwerteindex SDax .

Am MDax-Ende büßten die Anteilsscheine von Rational mehr als drei Prozent ein. Wegen Lieferproblemen stehe bei dem Großküchenausstatter ein Fragezeichen hinter tausenden Ofen-Auslieferungen, schrieb Analyst Sebastian Kuenne von der kanadische Bank RBC.

Die Aktien von Compleo rutschten um knapp 14 Prozent ab. Der Ladesäulenanbieter stellte die Anleger nach dem dritten Quartal nun auf einen operativen Jahresverlust (bereinigtes Ebitda) im hohen einstelligen Millionenbereich ein, nachdem bislang ein ausgeglichenes Ergebnis angepeilt worden war. Auch hier wurden Lieferkettenprobleme zur Begründung genannt.

Die Aktionäre der Shop Apotheke aber konnten sich über ein Plus von gut acht Prozent freuen, was den ersten Platz im SDax bedeutete. Der Online-Arzneimittelhändler sieht sich nach neun Monaten auf Kurs. Die Kapazitätsengpässe seien inzwischen beseitigt, es gebe keinen Personalmangel mehr in der Logistik./la/mis

Quelle: dpa-Afx