ERKELENZ (dpa-AFX) - Gerade mal vor einem halben Jahr waren die Klimaaktivistinnen Greta Thunberg und Luisa Neubauer in dem Örtchen Lützerath und lobten den Protest gegen den Braunkohletagebau Garzweiler. Doch nun hat der letzte Landwirt aus dem weitgehend verlassenen Ort seinen Hof an den Betreiber des Tagebaus RWE verkauft. Das bestätigte seine Anwältin am Montag. Zuvor hatte das Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster entschieden, dass RWE Power das Grundstück am Braunkohletagebau abbaggern darf.

Damit ist an dem westlichen Rand des großen Lochs ein lange dauernder juristischer Konflikt geklärt: Der Abbau von Braunkohle kann hier weitergehen. Die nächste große Demonstration dagegen ist schon angekündigt für den 23. April. Fridays for Future, Greenpeace und örtliche Umweltgruppen rufen dazu auf.

Die Anwältin des Landwirts erklärte, ihr Mandant Eckardt Heukamp habe "schweren Herzens" die Niederlage beim OVG gegen die Besitzeinweisung angenommen und für sich entschieden, die noch anhängigen Verfahren nicht weiterzuführen.

"Mein Zuhause ist kein Spielball für Gerichte und Politik, die sich aus der Verantwortung für Klimaschutz ziehen wollen", erklärte Heukamp laut einer Mitteilung der Initiative "Alle Dörfer bleiben". "Nach zehn Jahren im Konflikt mit den Profitinteressen von RWE brauche ich eine Verschnaufpause", sagte der Landwirt. Demonstrieren will er aber trotzdem. Der Sprecher der Initiative, David Dresen, sagte, der juristische Kampf um Lützerath sei vorbei, aber der politische und zivilgesellschaftliche müsse weitergehen.

Der umkämpfte Ort am Tagebauloch auf dem Stadtgebiet von Erkelenz hat es sogar in den Koalitionsvertrag von SPD, FDP und Grünen in Berlin geschafft: Über Lützerath sollten die Gerichte entscheiden, steht dort. Andere Dörfer am Tagebaurand aus einem anderen Umsiedlungsabschnitt sollten erhalten bleiben. Damit diese fünf Dörfer zunächst nicht angetastet werden, wurde die Planung so gestaltet, dass der Tagebau zunächst in weitgehend unbewohntes Gebiet vordringt - eben in Richtung Lützerath.

Der Protest gegen den Braunkohleabbau war in den Ort inmitten von Feldern gezogen, nachdem feststand, dass der lange umkämpfte Hambacher Forst am benachbarten Tagebau Hambach erhalten bleibt. Aus "Hambi" wurde "Lützi". Hier leben Aktivisten in Zelten, Wohnwagen, Baumhäusern, Holzhütten und leerstehenden Häusern.

Die Abbruchkante des Tagebaus ist inzwischen nah. Aus Sicht der Klimaschützer verläuft vor dem Ort die Grenze der Klimaerwärmung auf 1,5 Grad. Sie wollen weiter gegen Abbau und Verstromung von Braunkohle protestieren. Ende Februar wurden aus dem Kreis der örtlichen Aktivisten Steine auf einen Bagger und später auf Polizisten und ihre Autos geworfen./uho/DP/eas

Quelle: dpa-Afx