FRANKFURT (dpa-AFX) - In der verkürzten Handelswoche vor dem Osterfest dürften die jüngsten Rekorde am deutschen Aktienmarkt eher auf den Prüfstand gestellt werden. Zinssenkungshoffnungen gepaart mit einer nach wie vor robusten US-Wirtschaft hatten zuletzt die Indizes beiderseits des Atlantiks in bisher nicht gekannte Höhen getrieben. Auch in der deutschen Wirtschaft hellt sich die Stimmung auf, wie das jüngste Ifo-Geschäftsklima zeigte. Ifo-Chef Clemens Fuest sieht einen "Silberstreif am Horizont".

Der Dax notiert mittlerweile recht komfortabel über der Marke von 18 000 Punkten. In New York fehlt dem US-Leitindex Dow Jones Industrial nicht mehr viel bis zum Erreichen von 40 000 Punkten und in Japan schaffte es der Nikkei 225 sogar erstmals über 41 000 Punkte. Die US-Notenbank Fed rechnet 2024 mit einem deutlich höheren Wirtschaftswachstum als noch vor drei Monaten. Dennoch stellt die Fed erste Zinssenkungen noch in diesem Jahr in Aussicht. Die Notenbanker hätten den Märkten ein ideales Szenario aus hohen Wachstumsraten und Zinssenkungen serviert - "was will man mehr?", schrieben die Experten von Index Radar.

Mit Blick auf einzelne Branchen bleibt im Technologiesektor der Trend zu Künstlicher Intelligenz (KI) das bestimmende Thema und treibt die Kurse von Chipherstellern. Der Chipsektor bleibe unter Volldampf, hieß es von den Autoren vom Börsenbrief "Fuchs-Kapital". Sie betonten die von US-Präsident Joe Biden angekündigten Milliarden-Hilfen für den Sektor. Zudem seien die USA offensichtlich strategisch bemüht, sich schnell unabhängiger von China zu machen. Analyst Andreas Hürkamp von der Commerzbank verwies zudem auf neue KI-Chips des Branchenvorreiters Nvidia sowie auf jüngste Spekulationen, wonach Apple mit Google über eine Zusammenarbeit im Bereich KI verhandle.

Haupttreiber für steigende Aktienkurse bleibt gleichwohl die Perspektive für sinkende Zinsen. So können sich Unternehmen bei niedrigeren Zinsen günstiger finanzieren und Aktien werden im Vergleich mit anderen Anlageklassen wieder attraktiver. Marktbeobachter rechnen damit, dass zur Jahresmitte sowohl die US-Notenbank Fed als auch die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen senken werden. Aus dieser Fantasie werde bald Zinssenkungsrealität, erläuterte Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank, in einem Ausblick.

An den Aktienmärkten herrsche daher weiter Goldgräberstimmung, schrieb Analyst Jens Herdack von der Weberbank. Es gebe für die Aktienmärkte gute Voraussetzungen für weitere Kursanstiege im Jahresverlauf 2024. Allerdings agierten die Investoren aktuell sehr euphorisch, weshalb eine zwischenzeitliche Korrektur gedanklich eingeplant werden sollte. Die Aktien-Experten der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) gehen davon aus, dass es nach der Rekordjagd an den Finanzmärkten vor Ostern vermutlich erst einmal ruhiger zugehen wird.

Am deutschen Aktienmarkt legen in der neuen Woche einige Unternehmen aus den Reihen hinter dem Dax detaillierte Jahreszahlen vor. Am Karfreitag bleiben die Börsen hierzulande wie auch in den USA geschlossen. Wirtschaftsdaten werden aber veröffentlicht. So stehen mit den Preisindizes der US-Konsumausgaben die laut Commerzbank wichtigsten Zahlen einer ansonsten recht datenarmen Woche am Freitag auf der Agenda./ajx/ag/jha/nas

--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx