Wenn es um die Vorteile von Sparplänen geht, werden Banken und Finanzberater nicht müde, den Cost- Average-Effekt ins Feld zu führen. Auf Deutsch heißt er schlicht Durchschnittskosteneffekt und soll, so das Versprechen, einen Sparplan gegenüber einer Einmalanlage attraktiver machen.

Das Argument ist folgendes: Wer regelmäßig die gleiche Summe in Aktien oder Fondsanteile investiert, kauft bei niedrigeren Kursen mehr Anteile und bei höheren Notierungen weniger. Langfristig betrachtet kann so der Durchschnittspreis der gesamten Anlage gesenkt werden, was sich förderlich auf die Rendite auswirke.

Das klingt erst mal einleuchtend, ist aber leider falsch. "Das Kernelement des Cost-Average-Effekts - die Senkung der Kosten pro Fondsanteil - existiert zwar, aber für die Anlegerrendite hat die Senkung keine Bedeutung", erklärt Finanzberater und Buchautor Gerd Kommer. Zu diesem Ergebnis gelangen zahlreiche wissenschaftliche Studien, die in den vergangenen Jahrzehnten veröffentlicht wurden.

Auch Anlagestratege Jens Kummer vom Fondsanbieter StarCapital hat sich intensiv mit dem Durchschnittskosteneffekt befasst. Für seine Untersuchung betrachtete er unter anderem das gesamte Spektrum der DAX-Entwicklungen seit 1964 in rollierenden Zehnjahreszeiträumen. Die Frage war: Schneiden Sparplananleger in dieser langen Zeit tendenziell besser ab als Einmalanleger? Klare Antwort: Nein. Mit der Einmalanlage lassen sich in fast zwei Drittel der Fälle höhere Endvermögen erzielen als mit einem Sparplan (s. Investor-Info). "Damit verpufft der Cost-Average- Effekt an der Realität", so Kummer.

Zu ähnlichen Ergebnissen kommt Marcel Müller, Leiter des Portfoliomanagements beim Multi Family Office HQ Trust. Er hat für den Weltaktienindex MSCI World und die Zeit von 1969 bis 2019 die Wertentwicklung über zehn Jahre verglichen. Der Anlage eines Einmalbetrags stand auch hier ein gleichmäßiger Einstieg, verteilt über verschiedene Monatsraten, gegenüber. Müllers Erkenntnis: "Je länger der Zeitraum ist, auf den man sein Investment verteilt, desto schlechter ist die Rendite im Mittel." So hätten Investoren mit einer Einmalanlage im Schnitt eine jährliche Rendite von 8,7 Prozent erzielt, bei einer Verteilung über 60 Monate lag sie lediglich bei 7,1 Prozent per annum.

Die Macht des Zinseszinses


In puncto Rendite sollten sich Anleger bei Sparplänen also keine Illusionen machen. Eine Einmalanlage bringt in der überwiegenden Zahl der Fälle mehr. Der banale Grund: Aktienmärkte weisen auf lange Sicht eine positive Wertentwicklung auf. Und je mehr Geld man investiert hat, desto stärker kann der Hebel des Zinseszinseffekts wirken. In einem Zeitraum mit insgesamt positiver Rendite ist frühzeitiges Investieren daher meist rentabler als ein kontinuierlicher Einstieg in kleinen Raten.

Die große Ausnahme sind Phasen, in denen der Anleger an Indexhöchstständen mit einem Sparplan beginnt und während eines anschließenden Börsenabschwungs ungewöhnlich billig Anteile einsammeln kann. In diesen (wenigen) Fällen schneidet er besser ab als ein Einmalinvestor. Unweigerlich stellt sich die Frage, ob nicht gerade jetzt die Zeit günstig ist, mit einem Sparplan zu beginnen. Denn das Kursniveau an den Aktienbörsen ist hoch, ebenso die Rückschlagsgefahr infolge konjunktureller und politischer Risiken.

Ja, aktuell einen Einzahlplan zu starten, kann eine gute Idee sein. Denn sollte es zu einem ausgeprägten Börsenabschwung kommen, würde schrittweises Investieren im Vergleich zu einem Einmalinvestment den Verlust mindern. Und das ist für viele Anleger allein emotional betrachtet eine wichtige Stütze. Wie überhaupt die psychologischen Kriterien bei Sparplänen höher bewertet werden sollten als vermeintliche Renditevorteile. Denn wer sich für kontinuierliche Sparraten entschieden hat, diszipliniert sich in Sachen Geldanlage. Er muss nicht ständig neu überlegen, ob er investieren soll oder nicht.

Lediglich zum Ende des Sparplans hin sollte das Timing eine Rolle spielen. Denn dann ist wesentlich mehr Kapital den Marktschwankungen ausgesetzt als zu Beginn. Ein Ausstieg aus dem Sparplan sollte deswegen flexibel und schrittweise erfolgen. Oder aber der Anleger schichtet schon Jahre vor der geplanten Entnahme von Aktieninvestments peu à peu in weniger riskante Anlageklassen wie Anleihefonds oder Festgeld um. Alternativ gibt es entsprechende Fondslösungen (s. Investor-Info).

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Investor-Info

Sparplan-Rendite
Mit Abstrichen


Die Grafik zeigt die Renditen eines DAX-Sparplans im Vergleich zu einer Einmalanlage in rollierenden Zehnjahreszeiträumen von 1964 bis 2018. In zwei Dritteln der Fälle lassen sich mit der Einmalanlage höhere Endvermögen erzielen als mit einem Sparplan. Im Mittel hat die Einmalanlage eine jährliche Rendite von 4,4 Prozent erzielt, die durchschnittliche Rendite der Sparpläne lag bei 3,9 Prozent.

Sparplan-Tipp
Auf die Kosten achten


Auch wenn der Cost-Average-Effekt meist keine renditeförderde Wirkung hat, sind Sparpläne doch ein sehr sinnvolles Instrument des Vermögensaufbaus. Viele Anleger haben zudem auch gar nicht die Alternative eines großen Einmalinvestments. Wer regelmäßig spart, sollte aber besonders auf die Kosten achten. Speziell Ausgabeaufschläge und teure Verwaltungsgebühren bei Fonds knapsen auf Dauer viel vom Anlagevermögen ab. Anleger sollten deshalb bevorzugt günstige Konditionen bei Direktbanken nutzen. Auch eignen sich ETFs sehr gut für Sparpläne, da deren Gebühren oft um ein Vielfaches günstiger sind als bei aktiv gemanagten Fonds.

Fidelity Target 2040
Geordneter Ausstieg


Zum Sparplanende hin ist es sinnvoll, das Risiko zu reduzieren. Wer dafür eine bequeme Lösung sucht, kann zu sogenannten Lebenszyklus-Fonds greifen. Das Fidelity-Portfolio etwa eignet sich für Anleger, die spätestens 2040 über ihr Geld verfügen wollen. Aktuell sind rund 100 Prozent des Fondsvermögens in Aktien angelegt. Während der Lebensdauer des Fonds wird jedoch zunehmend diversifiziert. Ist das Zieldatum erreicht, besteht das Portfolio zu 100 Prozent aus Barmitteln.
ISIN: LU0251120084