Zur Begründung der Aufhebung heißt es in dem Beschluss der Gesundheitsminister von Bund und Ländern, dass bis Ende Mai voraussichtlich mehr als 40 Prozent der Bürger mindestens einmal geimpft seien und jeder siebte über den vollen Impfschutz verfügten. "Im Bundesdurchschnitt sind zudem über 70 Prozent aller Über-60-Jährigen mindestens einmal geimpft, fast 25 Prozent sind in dieser Altersgruppe bereits voll geimpft", heißt es weiter. In den nächsten drei Wochen bis zum 7. Juni 2021 werden in Deutschland nach aktueller Planung noch mindestens 15 Millionen Erst- und Zweitimpfungen erfolgen.

Spahn hatte bisher die Aufhebung der Impfpriorisierung in einigen Bundesländern kritisch gesehen, weil es noch Millionen Personen aus den Risikogruppen gab, die bisher nicht geimpft werden konnten. Am Montag betonte er nun, dass sich die Lage in den verschiedenen Ländern wegen der unterschiedlichen Alterstruktur jeweils anders darstelle. In dem gemeinsamen Beschluss wird aber ausdrücklich betont, dass Länder und Kommunen weiter bestimmte Gruppen bevorzugt impfen lassen könnten. Dies war zuletzt etwa für Grenzregionen oder in sozial benachteiligten Stadtvierteln einiger Städte der Fall.

Spahn warnte zugleich vor überzogenen Erwartungen. Da der Impfstoff nur schrittweise von den Herstellern geliefert werde, könnten nicht alle Impfwilligen sofort im Juni geimpft werden. "Wir werden weiterhin Geduld brauchen miteinander", sagte Spahn. Zu dem erhöhten Bedarf an Impfstoff ab Juni könnte auch beitragen, dass die europäische Arzneimittelbehörde EMA den Impfstoff von Biontech/Pfizer für 12- bis 16-Jährige Ende des Monats freigeben könnte und dann auch für diese Personengruppe Impfstoff benötigt wird. Bisher ist für die 16- bis 18-Jährigen nur der Impfstoff von BioNTech zugelassen. Dies dürfte dann auch bei der Altersgruppe ab zwölf so sein.

Es werde eine Debatte einsetzen, ob es eine besondere Empfehlung für das Impfen von Schülern geben solle, unter denen zuletzt die Corona-Inzidenzen besonders hoch waren, sagte Spahn. Der Gesundheitsminister wollte sich nicht festlegen, wo die Schüler geimpft werden sollten, ob in Impfzentren, Schulen oder Praxen. Man werde mit fünf Bundesländern mit einem besonders frühen Ferienanfang beraten, wie man bei der Impfung vorgehen wolle.

Etliche Bundesländer waren mit einer teilweisen Aufhebung der Impfpriorisierung bereits vorgeprescht und hatten vor allem den Arztpraxen mehr Freiheiten eingeräumt. Diese müssen sich teilweise nicht mehr an die Reihenfolge bei der Impfung von Risikogruppen halten.

rtr