Textilien aus nachhaltiger Baumwolle und Möbel aus FSC-zertifiziertem Holz - was mit dem Erlös aus der neuen Anleihe eingekauft werden soll, hat die Otto Group klar festgelegt. Der Versandhändler hat jüngst seinen ersten Sustainable Bond platziert. Seit einigen Tagen wird die nachhaltige Anleihe an den Börsen gehandelt, sodass nun auch Privatanleger das Papier kaufen können.
Mit einer Rendite von 2,6 Prozent per annum bis April 2026 ist der Bond nicht nur für Anleger, die beim Investieren besonderen Wert auf Nachhaltigkeit legen, einen Blick wert. Zum Vergleich: Eine bis Juni 2024 laufende normale Anleihe des Hamburger Emittenten verspricht beim aktuellen Börsenkurs eine Rendite von 1,8 Prozent per annum.
Erweiterter Investorenkreis
"Ein Sustainable Bond passt zum Unternehmen, die Otto Group hat im Bereich Nachhaltigkeit eine jahrzehntelange Historie", erläutert Boris Jendruschewitz, Leiter des Finanzbereichs bei der Otto Group. "Michael Otto hat den Umweltschutz bereits 1986 zu einem der Unternehmensziele erklärt." Bis 2025 soll das gesamte Möbelsortiment der Otto Group mit dem FSC-Siegel für verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung zertifiziert sein. Schon 2020 soll im Textilbereich bei den Eigenmarken ein Anteil von 100 Prozent an nachhaltiger Baumwolle erreicht sein; aktuell wird der Wert auf 90 Prozent beziffert.
Zwar seien die Investoren zurzeit zum Teil auch bereit, bei einem Sustainable Bond einen kleinen Abschlag bei der Rendite zu akzeptieren. "Das war für die Otto Group aber nicht der ausschlaggebende Punkt bei der Entscheidung, eine nachhaltige Anleihe zu emittieren", stellt Jendruschewitz fest. Ein weiterer Aspekt sei die Erweiterung des Investorenkreises mithilfe der Anleihe gewesen, denn viele institutionelle Anleger seien auf der Suche nach solchen Papieren. "Mit einem Emissionsvolumen von 250 Millionen Euro erfüllt die Anleihe auch die Erwartungen dieser Investoren an die Liquidität einer Anleihe", sagt Jendruschewitz.
Die Otto Group ist hinter Amazon die Nummer 2 im Onlinehandel in Deutschland, Zalando folgt auf dem dritten Platz. Dabei setzt die Gruppe auf eine Vielzahl verschiedener Plattformen für unterschiedliche Zielgruppen - von Bonprix über Baur, Schwab, Neckermann und Quelle bis hin zu MyToys, Mirapodo, Limango und Sport-Scheck. Neben der Einzelhandelssparte hat die Otto Group eine Logistiksparte rund um den Lieferdienst Hermes sowie eine Finanzsparte rund um den Inkassodienst EOS und die Hanseatic Bank. Rund 52 000 Beschäftigte zählt die Gruppe, die in weltweit mehr als 30 Ländern in Europa, Nord- und Südamerika sowie Asien aktiv ist, wobei Deutschland und das restliche Europa für einen Großteil des Umsatzes stehen.
Ehrgeizige Ziele
Details zum Geschäftsjahr 2018/19, das mit dem Februar endete, präsentiert das Unternehmen erst Mitte Mai. Nach den vorläufigen, bereits veröffentlichten Zahlen hat die Otto Group den Umsatz auf vergleichbarer Basis um 3,5 Prozent auf 13,5 Milliarden Euro erhöht. Wegen mehrerer Sondereffekte werde nominell aber ein leichter Umsatzrückgang gegenüber 2017/18 ausgewiesen, teilt das Unternehmen mit. Das Textil- und Möbelgeschäft habe unter dem langen und heißen Sommer gelitten. Auch wegen der hohen Investitionen seien die Ergebnisse unter denen des sehr starken Vorjahres geblieben. In die roten Zahlen sei die Otto Group allerdings nicht gerutscht, hieß es. Am ehrgeizigen Ziel, den Umsatz bis 2022 auf vergleichbarer Basis auf 17 Milliarden Euro zu steigern, hält die Otto Group fest.
Sustainable Bond: Ein unabhängiges Rating hat die Otto Group nicht, das Risiko ist aber überschaubar.
ISIN: XS1979274708