Bei beiden Produkten verliert der Anleger sein investiertes Geld komplett, wenn das Ereignis, auf das er gewettet hat, nicht eintritt. Bei einer Nachschusspflicht riskiert er sogar sein ganzes Vermögen. "Ein Risiko, das wir als Verbraucherschützer nicht hinnehmen können", sagte Roegele am Dienstag in Frankfurt.
Der CFD-Verband begrüßte das Verkaufsverbot, warnte aber davor, alle Käufer über einen Kamm zu scheren. "Man sollte erfahrenen Anlegern die Möglichkeiten lassen", sagte Verbandsgeschäftsführer Rafael Neustadt. "Wenn ein Investor jahrzehntelang mit diesen Produkten gehandelt hat und sich auskennt, dann ist Bevormundung nicht der richtige Ansatz." Zu den wichtigsten Anbietern von CFDs gehört neben den aus Großbritannien stammenden Handelshäusern CMC Markets und IG Group auch die Commerzbank. Die Tochter Comdirect lässt ihre Kunden online mit CFDs handeln. "Wir glauben an den selbstbestimmten Privatanleger", sagte eine Comdirect-Sprecherin. "Die Kunden, die damit handeln, sind sehr erfahren und können damit umgehen."
Die BaFin ist da skeptischer. "In CFDs mit Nachschusspflicht zu investieren, ist wie Glücksspiel", sagte Roegele. So könne es passieren, dass aus einer Investition von einigen tausend Euro plötzlich eine Nachforderung von mehr als 100.000 Euro werde. Am Montag untersagte die BaFin deshalb den Verkauf dieser Papiere an private Kunden - das erste Verkaufsverbot, das sie überhaupt verhängt hat. Bei binären Optionen seien solche Nachschusspflichten zwar bisher nicht gebräuchlich, die BaFin beobachte jedoch den Markt. "Jetzt werden wir mal gucken, wie unsere derzeitige Maßnahme greift, und ob es weitere Maßnahmen erfordert in diesem Umfeld", sagte Roegele.
CMC Markets und IG Group kündigten an, die von der BaFin geforderte Streichung der Nachschusspflicht binnen drei Monaten umzusetzen. Wenigstens habe die Behörde die Zeit der regulatorischen Unsicherheit für den CFD-Handel in Deutschland beendet, hieß es bei CMC Markets. Die Aktienkurse von CMC und IG waren Anfang Dezember in die Tiefe gerauscht, als die Finanzaufsicht das CFD-Verbot angedroht hatte. Im Sommer war sie bereits gegen Bonitätsanleihen vorgegangen. Hier hatten die Anbieter aber - unter anderem mit einer Umbenennung - ein Verbot verhindert.
MARKTVOLUMEN: 1,9 BILLIONEN EURO
Bei Differenzgeschäften spekulieren Anleger auf die Kursentwicklung von Basiswerten - etwa von Aktien, Rohstoffen, Währungspaaren oder Zinssätzen. Bei einer positiven Kursänderung des Basiswerts erhält der Anleger den Differenzbetrag, bei einer negativen muss er ihn ausgleichen. 2016 wurden nach einer Studie des CFin Research Center in Deutschland CFDs im Volumen von 1,9 Billionen Euro gehandelt, die meisten davon auf Aktienindizes. Sie sind vor allem deshalb attraktiv, weil der Kapitaleinsatz gering ist und die Gebühren günstiger sind als für andere Wetten wie Optionsscheine. Die Zahl der Konten, über die CFDs gehandelt wurden, stieg 2016 um 37 Prozent auf 174.000. Wie viele davon auf Privatanleger entfallen, erhob das CFin nicht.
CFDs waren 2015 in den Fokus der Öffentlichkeit geraten, als die Schweiz die Bindung des Franken an den Euro überraschend aufgab. Der Euro brach daraufhin gegenüber dem Franken ein - und auf viele CFD-Investoren kamen hohe Nachschusspflichten zu. Bei Verbraucherschützern gingen in der Folge zahlreiche Beschwerden ein.
rtr