Für BASF ist es ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2050, wie Vorstandschef Martin Brudermüller am Donnerstag sagte. "Mit dieser Investition sichern wir uns signifikante Mengen an Strom aus erneuerbaren Quellen."
Der Ludwigshafener Chemiekonzern übernimmt dafür einen Anteil von 49,5 Prozent an dem geplanten Windpark Hollandse Kust Zuid von Vattenfall für 300 Millionen Euro. Insgesamt will BASF, einschließlich seines Beitrags zum Bau des Windparks, rund 1,6 Milliarden Euro investieren. Mit dem Abschluss der Transaktion rechnet Brudermüller im vierten Quartal. Die Montagearbeiten sollen bereits im Juli beginnen, 2023 ist die vollständige Inbetriebnahme geplant.
Der Windpark soll mit 140 Windturbinen und einer installierten Gesamtleistung von 1,5 Gigawatt der weltgrößte auf See werden. Er soll keine Subventionen für den produzierten Strom erhalten. Ein erheblicher Teil der Stromproduktion des Windparks ist für die niederländischen Kunden von Vattenfall reserviert. Der schwedische Energiekonzern hatte 2018 den Zuschlag für das Projekt erhalten. BASF erwirbt den Strom aus seinem Anteil über einen langfristigen Stromabnahmevertrag. In "erheblichem Maße" soll dieser den Verbundstandort Antwerpen versorgen, aber auch andere europäische Standorte des Konzerns.
Solche langfristigen Stromkaufvereinbarungen, auch PPA genannt, sind ein immer bliebter werdendes Finanzierungsinstrument auf den Stromgroßhandelsmärkten, das Investoren gerantierte Einnahmequellen bietet - und den Kunden Versorgungssicherheit. BASF plant, einen Teil seiner Beteiligung an dem Windpark - etwa die Hälfte davon - an einen dritten Investor wieder abzugeben, wie Brudermüller sagte. "Das ermöglicht uns den Zugang zu erneuerbaren Energien zu wettbewerbsfähigen Preisen bei gleichzeitiger Wahrung unserer Finanzkraft als Unternehmen, um weitere notwendige Investitionen in Technologien sowie unseren Portfolioaufbau und weiteres Wachstum zu tätigen."
Brudermüller hatte im März bekannt gegeben, dass der weltgrößte Chemiekonzern mit Investitionen von bis zu vier Milliarden Euro schneller grüner werden soll. Dabei hatte er bereits Investitionen in Windenergieanlagen angekündigt, etwa Co-Investitionen in einen neuen Offshore-Windpark oder in den Bau lokaler Solarflächen. Im Mai hatten BASF und der Energiekonzern RWE mitgeteilt, zusammen einen Offshore-Windpark mit einer Kapazität von zwei Gigawatt in der Nordsee zu planen. Dafür müssen aber erst Flächen für Offshore-Projekte ausgeschrieben werden, deren Nutzung nach heutiger Planung erst nach 2030 vorgesehen ist. Dieser Windpark soll den Stammsitz Ludwigshafen ab 2030 mit grünem Strom versorgen.
Derzeit erzeugt der Chemiekonzern 80 Prozent seines Energiebedarfs selbst, alle großen Standorte haben dafür entsprechende Kraftwerke. Durch die Umstellung auf klimaneutrale Produktionsverfahren wird der Strombedarf von BASF allerdings stark ansteigen: Bis 2035 voraussichtlich auf das mehr als Dreifache als derzeit.
rtr