Vorstandschef Werner Baumann hob zwar die Prognose für das Gesamtjahr an, musste aber im zweiten Quartal wegen höherer Kosten und Währungseffekten einen Dämpfer hinnehmen. Zudem verbuchte Bayer die in der vergangenen Woche angekündigten weiteren Milliarden-Rückstellungen für die nicht enden wollende Klagewelle im Streit um den Unkrautvernichter Glyphosat. Unter dem Strich stand im abgelaufenen Quartal somit ein Verlust in Höhe von 2,3 Milliarden Euro. Seine Pharmaforschung will Bayer unterdessen mit einem Zukauf in den USA stärken.

Insgesamt schrumpfte im Gesamtkonzern das operatives Ergebnis (Ebitda) vor Sondereinflüssen im zweiten Quartal um 10,6 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. Analysten hatten im Schnitt mit 2,79 Milliarden Euro gerechnet. Konzern-Chef Baumann hob dennoch den Ausblick an und erwartet nun 2021 ein um Sondereinflüsse bereinigtes Ebitda von 10,6 bis 10,9 Milliarden Euro nach bislang 10,5 bis 10,8 Milliarden Euro. Die Leverkusener wappnen sich für weitere Klagen im US-Streit um die angeblich krebserregende Wirkung des Unkrautvernichters Glyphosat. Bayer hatte in der vergangenen Woche angekündigt, mit Wirkung im zweiten Quartal zusätzliche Rückstellungen über 4,5 Milliarden Dollar zu bilden.

Im Berichtszeitraum konnte der Konzern in der Sparte Pharmaceuticals mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln das Ebitda vor Sondereinflüssen um drei Prozent auf rund 1,4 Milliarden Euro erhöhen. Bayer habe hier auch von der Erholung des Geschäfts nach dem Höhepunkt der Corona-Krise profitiert. Die Bereiche Augenheilkunde, Frauengesundheit und Radiologie hätten deutlich zugelegt, ebenso das neue eingeführte Krebsmedikament Nubeqa und der Blutgerinnungshemmer Xarelto. Der Bereich Consumer Health mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten habe von der weiterhin hohen Nachfrage nach Nahrungsergänzungsmitteln profitiert. Das Ebitda vor Sondereinflüssen stieg um 9,4 Prozent auf 278 Millionen Euro.

Gegenläufig entwickelte sich jedoch der Bereich des Agrargeschäfts Cropscience. "Preis- und Absatzsteigerungen sowie Beiträge aus bestehenden Effizienzprogrammen konnten gestiegene Kosten - insbesondere bei der Herstellung - nur teilweise ausgleichen", erklärte Bayer. Auch ein negativer Produktmix sowie Währungseffekte belasteten. Das Ebitda vor Sondereinflüssen brach um gut 25 Prozent auf rund eine Milliarde Euro ein.

BAYER WILL MIT ZUKAUF IN USA PHARMAFORSCHUNG STÄRKEN


"Wir haben große Erfolge bei der Entwicklung und Einführung von Medikamenten erzielt, von denen einige Blockbuster-Potenzial haben", hob Baumann hervor. "Wir erwarten für all unsere Geschäfte eine anhaltend positive Umsatzdynamik. Deshalb heben wir die Prognose für das Gesamtjahr an." Basierend auf den Wechselkursen vom 30. Juni erwarte Bayer 2021 einen Umsatz von 43 Milliarden Euro - etwa zwei Milliarden mehr als bislang angenommen. Das bereinigte Ergebnis je Aktie solle etwa sechs bis 6,20 Euro betragen. Bisher hatte der Vorstand 5,60 bis 5,80 Euro in Aussicht gestellt.

Bayer kündigte am Donnerstag auch einen weiteren Zukauf an. Der Konzern will mit der Übernahme des in den USA ansässigen Biotech-Unternehmens Vividion Therapeutics seine Pharmaforschung stärken. Der Kaufpreis für die Firma mit rund 125 Mitarbeitern betrage 1,5 Milliarden Dollar (rund 1,3 Milliarden Euro). Hinzu könnten noch erfolgsabhängige Meilensteinzahlungen von bis zu 500 Millionen Dollar kommen. Mit seiner Technologieplattform sei Vividion in der Lage, unterschiedliche Therapien mit niedermolekularen Wirkstoffen für verschiedene Indikationen zu entwickeln. Ziel sei es, Patienten, deren medizinische Bedürfnisse durch die heute verfügbaren Behandlungsoptionen noch nicht abgedeckt werden, neue Therapien anzubieten.

rtr