Geht nicht, gibt’s nicht - dass dieser Spruch auch für die politische Bühne taugt, haben die vergangenen Monate zur Genüge bewiesen: erst Großbritanniens Entscheidung für den Auszug aus der Europäischen Union, dann Donald Trumps Einzug ins Weiße Haus. Beides ist von vielen weder gewünscht noch erwartet worden. Aber mindestens ebenso überraschend war, dass in beiden Fällen ein Beben an den Aktienbörsen ausblieb.

Doch ist die Vergangenheit niemals ein Garant für die Zukunft. Europa steht auch jetzt wieder vor Monaten mit wichtigen Entscheidungen, die je nach Ausgang viel Unsicherheit an die Märkte zurückbringen könnten. Beispiel Italien: Das wirtschaftlich drittgrößte EU-Mitglied steht nicht nur vor Neuwahlen mit völlig ungewissem Ausgang. Auch die Bankenkrise ist nicht gelöst und hat die Renditen für zehnjährige italienische Staatspapiere auf den höchsten Stand seit drei Jahren getrieben. Ähnliches gilt für Staatsanleihen aus Portugal, das wegen seiner hohen Euro-Schulden besonders abhängig vom Fortbestand der Europäischen Union ist.

Doch dieser könnte durch den Ausgang der französischen Präsidentschaftswahlen im April und Mai bedroht sein, bei denen die Rechtsextreme Marine Le Pen gute Chancen auf die Stichwahl hat. Sollte Le Pen auch diese gewinnen, stünde es schlecht um die Zukunft der Gemeinschaft. Die Chefin des Front National will Frankreich aus der EU führen. Wenn auch die Niederländer im März Eurokritisch wählen, könnte das der Anfang vom Ende des gemeinsamen Wirtschafts- und Währungsraums sein.

Gift für die Börsen



Eine solche Verunsicherung über die Zukunft Europas wäre schlecht für die Aktienkurse. Gerade nachdem DAX, MDAX und Co sich in den vergangenen Monaten so gut entwickelt haben, könnten dann große Korrekturen anstehen. Um Aktiendepots dagegen zu schützen, kommen verschiedene Strategien infrage. In der aktuellen Situation zählen dazu Investments in Gold, deutsche Staatsanleihen und Schweizer Franken. Die Volatilität komplettiert das Quartett der Sicherungsmöglichkeiten. Ideale Instrumente zur Umsetzung solcher Strategien sind CFDs (Contracts for Differences - Differenzkontrakte), bei denen Anleger schon mit kleinem Kapitaleinsatz ihr Depot schützen können. Dabei erwerben sie die Basiswerte, die sie zur Absicherung nutzen wollen, nicht selbst, sondern ein CFD-Anbieter. Der Privatanleger hinterlegt bei seinem CFD-Broker lediglich eine Sicherheitsleistung (Margin). Für den Bund Future beträgt diese Margin beim Anbieter CMC Markets mindestens 0,25 Prozent, für den Future auf den Volatilitätsindex VDAX mindestens zehn Prozent. Selbst im letzten Fall bewegen Anleger mit einem CFD also immer noch mindestens das Zehnfache an Volumen.

Der Vorteil: Schon mit kleinem Einsatz kann das Depot komplett abgesichert werden. Und dank des Hebels sind hohe Gewinne drin. Der Nachteil: Zwar wird der Anbieter die Position glattstellen, sobald die Margin aufgebraucht ist. Und sollte es zu extremen Kurssprüngen kommen, müssen Anleger eventuell sogar Geld nachschießen, wenn ihre Position erst am nächsten Tag geschlossen werden kann. Um dieses Risiko zu minimieren, können CFDs auch mit deutlich geringerem Hebel gehandelt werden, etwa mit Faktor 2 - dann zahlt der Anleger als Margin die Hälfte des Kapitals. Der CFD-Anbieter selbst verdient zum einen an der Differenz zwischen An- und Verkaufskursen sowie an Zinsen, die er als eine Art Haltegebühr verbucht. Wer etwa den Bund Future ein Jahr hält, muss aktuell mit Haltekosten von 4,8 Prozent rechnen. Jedoch ist der Zeitwertverlust bei klassischen Optionsscheinen meist deutlich höher als die CFD-Haltekosten.

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Gold



Gold ist bekannt als klassischer sicherer Hafen par excellence - insbesondere in seiner physischen Form als Barren und Münzen. Aber auch als Wertpapier, das an den Goldpreis gekoppelt ist, machen sich Anleger unabhängig von Turbulenzen an den Finanzmärkten - und es ist auch deutlich praktikabler, CFDs zur Absicherung zu kaufen als physisches Gold.

Für Thorsten Proettel, Edelmetallexperte der Landesbank Baden-Württemberg, ist Gold das ideale Mittel, um Vermögen gegen drohende Verwerfungen in Europa abzusichern, die eine "große Sprengkraft für den Euro" haben und eine Flucht in Gold auslösen könnten. Wie es beim Ausbruch der Finanzkrise zu sehen war, als sich der Goldpreis innerhalb von zwei Jahren auf über 1800 Dollar je Unze verdoppelte. Damals glaubten viele nicht mehr, dass das Weltfinanzsystem noch funktioniert.

Aber auch wenn ein solches Extrem-Szenario nicht eintritt, machen Anleger mit dem Kauf von Gold laut Proettel nichts falsch. "Indien, das für ein Fünftel der Goldnachfrage verantwortlich ist, wird dieses Jahr deutlich mehr Gold kaufen als im letzten Jahr, als die Beschränkungen im Bargeldverkehr für einen Einbruch gesorgt hatten", nennt er einen Grund für seine Erwartung steigender Goldpreise. Außerdem sei Gold angesichts steigender Inflation auch ein guter Schutz vor der Geldentwertung.

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Schweizer Franken



Ähnliches wie für Gold gilt auch für den Schweizer Franken. Zwar müssten Anleger mit nachlassenden politischen wie wirtschaftlichen Unsicherheiten im Euroraum auch mit einer Abwertung der Währung der Eidgenossen rechnen. "Dann könnte die Risikoprämie abnehmen, die derzeit im Franken eingepreist ist", sagt Thomas Härter, Chefvolkswirt der Schweizer Investmentgesellschaft Aquila. Ein Kurs von 1,15 bis 1,20 Franken je Euro sei dann durchaus denkbar. "Im umgekehrten Fall kann es aber auch in Richtung Parität und kurzfristig darüber hinausgehen." Mehr als die Parität werde die Schweizerische Notenbank SNB auf Dauer aber nicht zulassen. "Das wäre für die Schweizer nicht tragfähig. Im Zweifel kann die SNB so viele Franken drucken wie nötig, um die Aufwertung zu begrenzen", sagt Härter.

Damit sind zwar mögliche Kursgewinne begrenzt, doch gleichzeitig ist der Franken ein sehr guter Schutz im Fall eines als möglich erachteten Zerfalls des Euro. Die Schweizer Währung wäre in diesem Fall auch deutschen Staatsanleihen überlegen, die ihrerseits ja in Euro denominiert sind.

Für die Schweiz als sicheren Hafen spricht auch ihre wirtschaftliche Robustheit. Obwohl die SNB Anfang 2015 den bis dato festgeschriebenen Wechselkurs von 1,20 Franken zum Euro über Nacht fallen ließ und die Währung kräftig aufwertete, blieben größere Schocks aus. Im Gegenteil: 2016 stiegen die Exporte der Schweiz auf ein neues Rekordniveau.

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Bundesanleihen



Eine andere Variante sind deutsche Staatsanleihen. Selbst bei einem Kollaps des Euro fiele es keinem Mitgliedsstaat der Eurozone leichter, seine Schulden zu bezahlen als Deutschland. Für Bondanleger wäre Deutschland der sichere Hafen. Sie dürften schon dann anfangen, Staatsanleihen aus Paris gegen solche aus Berlin zu tauschen, sobald der Austritt Frankreichs aus der EU etwa wegen immer positiverer Wahlprognosen für einen Sieg Le Pens an Wahrscheinlichkeit gewinnt.

Der Bund Future, der zehnjährige Staatspapiere repräsentiert und in den vergangenen Jahren unter den Bondbarometern am stärksten zugelegt hat, könnte neue Rekordhöhen markieren. Die Zinsen könnten immer weiter in den Negativbereich gedrückt werden. Und auch wenn solche Krisenszenarien nicht eintreten und Europas Wirtschaft stattdessen etwas Fahrt aufnimmt, ist das Risiko großer Rückschläge für Bondanleger begrenzt. "Ein Ausverkauf deutscher Staatsanleihen ist nicht zu erwarten", sagt Oliver Eichmann aus dem Bond-Team der Deutsche Asset Management.

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Volatilität



Während Gold, Staatsanleihen und Währungen als Anlagen in der Finanzwelt Standard sind, ist die Volatilität, also das Barometer, das die Schwankungen der Kurse wiedergibt, noch ein Exot. Dabei bietet sie Anlegern in unsicheren Zeiten gute Absicherungsmöglichkeiten - und zudem hohe Gewinnchancen. Denn: Je stärker die Kurse schwanken, desto angespannter ist in den meisten Fällen die Lage an den Aktienmärkten. Hohe Volatilität geht daher fast immer mit fallenden Kursen einher.

Das Schwankungsbarometer der 30 DAX-Werte ist der VDAX. Anleger können sich mit CFDs und Zertifikaten beteiligen. CFDs sind die übersichtlichere Wahl. Die Kontrakte auf den VDAX laufen immer nur drei Monate, werden mit Auslaufen in den nächsten "Future" gerollt, was zu Verlusten führen kann.

Aktuell notiert der VDAX mit 14 Punkten so tief wie selten in den vergangenen zehn Jahren. Das sollte weiteres Abwärtspotenzial begrenzen. Während der Finanzkrise stieg er auf über 70 Punkte; nach der Brexit-Entscheidung auf mehr als 30.