Ein Börsencrash in China hat am ersten Handelstag des neuen Jahres die Aktienmärkte in Europa mit in die Tiefe gerissen. Dax und EuroStoxx50 brachen am Montag um mehr als vier und drei Prozent ein. Investoren fürchteten, dass die Schwäche der Volksrepublik Auswirkungen auf die exportorientierten Unternehmen und die Weltwirtschaft haben könnte, erläuterte Jochen Stanzl vom Brokerhaus CMC Markets. Verantwortlich für die miese Stimmung auf dem Börsenparkett waren vor allem schwache Daten aus der chinesischen Industrie, wo die Produktion im Dezember den zehnten Monat in Folge geschrumpft war. "Ein Traumstart ins neue Jahr sieht anders aus", sagte ein Händler.

Die Sorgen um den Zustand der chinesischen Wirtschaft sind nicht neu. Die nach den USA zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt steuert nach jahrelangem Boom auf das schwächste Wachstum seit einem Vierteljahrhundert zu. Schon im vergangenen Jahr hatten die sich mehrenden Zeichen für eine Konjunkturabkühlung zu Turbulenzen an den chinesischen wie auch europäischen Börsen geführt.

An der chinesischen Börse wurde der Aktienhandel am Montag vorzeitig beendet, nachdem sich die Verluste des Shanghai-Composite auf sieben Prozent aufgetürmt hatten. Diese Notbremse, ein automatischer Stopp-Mechanismus, ist erst zu Jahresbeginn in Kraft getreten. Experten fürchten, durch den plötzlichen Liquiditätsentzug sei der Ausverkauf noch verstärkt worden. Auch Chinas Währung, der Yuan, markierte mit 6,5365 Yuan zum Dollar den niedrigsten Stand seit fast fünf Jahren.

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DAX STEUERT AUF SCHWÄRZESTEN JAHRESAUFTAKT SEIT 1988 ZU



Der Dax fiel bis zum Nachmittag um bis zu 4,5 Prozent auf 10.260,08 Zähler. Das ist der größte Kursrutsch seit dem 24. August, als ebenfalls die Sorge um Chinas Konjunktur den Dax zeitweise um fast acht Prozent hatte einbrechen lassen. Zudem steuert der Leitindex auf den schwächsten Start eines Börsenjahres seit 1988 zu, als er 4,8 Prozent verloren hatte. Das Börsenjahr 2015 hatte der Dax, in dem die 30 größten börsennotierten deutschen Unternehmen gelistet sind, mit einem Plus von knapp zehn Prozent abgeschlossen.

Der EuroStoxx50 verlor am Montag 3,5 Prozent, der Nikkei-Index in Japan beendete den Handel rund drei Prozent schwächer. Für die Wall Street signalisierten die US-Futures zur Eröffnung Kursverluste von 1,6 Prozent. Am Rohstoffmarkt reagierten die Anleger ebenfalls mit Verkäufen: Kupfer verbilligte sich um bis zu 2,3 Prozent auf 4596 Dollar je Tonne. China ist der weltgrößte Konsument des vor allem im Bau benötigten Industriemetalls.

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GOLD GLÄNZT WIEDER MAL ALS KRISENWÄHRUNG



Für Nervosität sorgten auch die zunehmenden Spannungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran. Saudi-Arabien brach am Sonntag die diplomatischen Beziehungen zum Iran ab.. Vor allem am Ölmarkt schwankten die Preise teils heftig. Am Nachmittag lag der Preis für die wichtige Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee mit 37,95 Dollar je Fass (159 Liter) 1,8 Prozent höher. Zuvor hatte er noch 0,7 Prozent verloren. Die Anleger seien hin- und hergerissen zwischen der Angst vor Versorgungsengpässen in Folge der Spannungen und einer möglicherweise weiter schrumpfenden Nachfrage durch die chinesische Konjunkturentwicklung, sagte ein Börsianer.

Deutlich nach oben ging es dagegen für den Goldpreis, da das Edelmetall vor allem in Krisenzeiten gern als sicherer Hafen angesteuert wird. Gold verteuerte sich um 1,7 Prozent auf 1078,20 Dollar je Feinunze.

Unter den Einzelwerten hatten am deutschen Aktienmarkt die Kursverlierer des vergangenen Jahres erneut das Nachsehen. RWE und E.ON, die 2015 54 und 37 Prozent verloren hatten, fielen um bis zu 6,5 und 5,5 Prozent.

Reuters