Die Marke von 30 Euro ist zum Greifen nah. In der abgelaufenen Woche kletterte der Preis für eine Tonne CO2 im EU- Emissionshandel auf bis zu 29,95 Euro. Damit übertraf er seinen bisherigen Rekordstand aus dem Jahr 2008. Bereits seit 2017 ziehen die Preise für Emissionsrechte von einem Niveau von rund fünf Euro pro Tonne kräftig an.
Neben dem Ausbau von erneuerbaren Energien ist der Handel von C02-Zertifikaten eines der Instrumente, mit denen die Europäische Union ihre Klimaziele erreichen will. Die Zertifikate werden von den Staaten an die Unternehmen verteilt beziehungsweise müssen von diesen erworben werden. Ein Zertifikat erlaubt dem Inhaber, eine Tonne Kohlendioxid auszustoßen. Wer weniger emittiert, als ihm zugestanden wird, kann überschüssige Emissionsrechte verkaufen. Wer mehr verbraucht, muss zusätzliche Zertifikate erwerben.
Lange hat das System nicht richtig funktioniert, da zu viele CO2-Papiere im Umlauf waren. Der Preis blieb niedrig, und für viele Unternehmen war es günstiger, CO2-Zertifikate zu kaufen, als in umweltfreundliche Technologien zu investieren. Das hat sich geändert. Auch weil Brüssel den Bestand an CO2-Papieren, die vor allem an der Energiebörse EEX in Leipzig und in London gehandelt werden, verknappt. So wurde 2019 zum Beispiel die Marktstabilitätsreserve erhöht. Sie sorgt dafür, dass pro Jahr nun 24 Prozent der überschüssigen Zertifikate vom Markt genommen werden.
Den aktuellen Preisanstieg treiben aber auch saisonale Faktoren. "Anschub gibt die neue Hitzewelle in Europa, die den Strombedarf steigen lässt, während in Frankreich die Atomkraft wegen zu hoher Temperaturen in den Flüssen teilweise runtergefahren werden muss", so Barbara Lambrecht, Rohstoffanalystin bei der Commerzbank.
Ein Unsicherheitsfaktor für die künftige Preisentwicklung von CO2-Zertifikaten bleibt Großbritannien. Denn im Fall eines harten Brexit könnten sich die britischen Unternehmen rasch von überschüssigen Emissionsrechten trennen. "Der Markt scheint dieses Risiko zumindest momentan nicht zu sehen", so Lambrecht. Denn die weitgehend erwartete Wahl von Boris Johnson zum britischen Premierminister habe den jüngsten Preisanstieg bei den Emissionsrechten nicht ausgebremst.
Optimistisch bei CO2-Zertifikaten ist die Berenberg Bank eingestellt. Deren Analysten prognostizieren einen Anstieg des CO2-Preises bis Jahresende auf 45 Euro je Tonne. Im Durchschnitt 2020 werde der Preis dann bei 65 Euro liegen. Wer an der möglichen Verteuerung partizipieren will, kann auf ein Indexzertifikat der Commerzbank setzen (ISIN: DE 000 CU3 RPS 9). Damit nimmt der Anleger eins zu eins an der positiven und negativen Preisentwicklung von CO2-Emissionsrechten teil.