Eine böse Überraschung erlebten vor allem die Aktionäre der österreichischen Raiffeisen Bank International, deren Papiere um fast 7 Prozent absackten. Die Tester der Europäischen Bankenaufsicht EBA hatten der Konzernmutter, der Raiffeisen Zentralbank, ein sehr schwaches Zeugnis ausgestellt.
Hierzulande erwiesen sich die zwar die getesteten Banken als ausreichend mit Kapital ausgestattet, allerdings erfüllten sie die Anforderungen teils nur knapp. Im Fokus der Kritik standen insbesondere die Deutsche Bank und die Commerzbank, deren Anteilsscheine sich am Ende des Leitindex DAX versammelten. Dabei wurden die Aktien der Commerzbank mit minus 3,61 Prozent besonders deutlich abgestraft, während die Papiere des Branchenprimus Deutsche Bank um gut 2 Prozent nachgaben.
VERSCHIEDENE KRISENSZENARIEN
Der Stresstest sollte zeigen, ob die Banken für einen Einbruch der Wirtschaft gerüstet sind oder ob die Kapitalpuffer der Geldhäuser ausreichen, wenn die Immobilienpreise einbrechen. Veröffentlicht wurde, wie die Banken unter den verschiedenen Szenarien abschnitten mithilfe der so genannten harten Kernkapitalquote. Sie gilt als entscheidende Kennziffer. Die harte Kernkapitalquote setzt das Eigenkapital von Banken ins Verhältnis zu den Risikoposten und gibt Aufschluss über den jeweiligen Kapitalpuffer.
DEUTSCHE BANK BESSER ALS BEFÜRCHTET
Bei der Deutschen Bank nun ergab sich für den Fall eines angenommenen Krisenszenarios bezüglich dieser harten Kernkapitalquote ein Wert von 7,80 Prozent. Damit habe das Institut zwar Schwächen gezeigt, aber fraglos besser abgeschnitten als gefürchtet, schrieb Analyst Mike Harrison von der britische Investmentbank Barclays.
Der Anleihen-Analyst Ingo Frommen von der Landesbank Baden-Württemberg schrieb, die Deutsche Bank habe den Bankenstresstest 2016 überraschend zufriedenstellend absolviert. Abgesehen vom Thema der Rechtsrisiken scheine das Institut geringere Risiken zu haben als erwartet.
Allerdings habe der Stresstest auch die Schwachstellen der Deutschen Bank sehr deutlich gezeigt, fuhr Frommen fort. So sei die sogenannte Leverage Ratio in einem bestimmten Szenario auf 3,0 Prozent und damit genau auf den Wert der Mindestvorgabe des Regulators gefallen. Diese Kenngröße setzt das Eigenkapital einer Bank ins Verhältnis zur gesamten Bilanzsumme, und zwar unabhängig vom Risikogehalt der Anlagen.
COMMERZBANK DEUTLICH UNTER DEM BRANCHENDURCHSCHNITT
Die Commerzbank erreichte in dem Krisenszenario eine harte Kernkapitalquote von lediglich 7,42 Prozent. Damit liege das Geldhaus deutlich unter dem Branchenschnitt von 9,2 Prozent, schrieb Analyst Geoff Dawes von der Societe Generale. Insgesamt habe die Commerzbank in mehreren Disziplinen mit am schwächsten abschnitten, ergänzte der Barclays-Experte Harrison.
Unter den italienischen Kreditinstituten schließlich gerieten die Großbanken teils stark unter Druck. So sackten die Papiere der Unicredit (UniCredito Italiano (vor Aktienzusammenlegung)) um rund 6 Prozent ab, und für die Anteilsscheine von Intesa Sanpaolo ging es um mehr als 3 Prozent nach unten.
Die leidgeprüften Aktionäre der Banca Monte dei Paschi di Siena (BMPS) konnten sich derweil über ein Plus von rund 2,5 Prozent freuen. Das Traditionshaus schnitt zwar in dem Test am schlechtesten ab. Kurz vor der Präsentation der Stresstest-Ergebnisse wurde aber ein milliardenschwerer Rettungsplan vorgelegt, so dass die Anleger erleichtert reagierten.