Wenden wir den Blick ab vom deutschen Elektrodilemma und schauen wir ins Ausland, dort sieht die Sache nämlich ganz anders aus. Die Elektrifizierung des Transports hat bereits begonnen. Das chinesische Unternehmen BYD (Build Your Dreams) zum Beispiel hat schon seit einigen Monaten einen fast 20 Meter langen Bus im Einsatz, der von einer 550 Kilowattstunden starken Batterie angetrieben wird. Auch die Schweizer Firma E-Force stellte bereits im Jahr 2013 einen rein elektrisch betriebenen 18-Tonnen-Lkw vor und erzielte damit in der Alpenrepublik beachtliche Erfolge. So nutzen verschiedene Unternehmen wie Lidl längst einzelne dieser Elektrolaster.

Das Geschäft mit der E-Lkw-Logistik auf der sogenannten letzten Meile - bei der Endlieferung oder in Innenstädten - funktioniert auch schon in Deutschland. Doch hier sind es ausschließlich Mittelständler und Quereinsteiger wie die Posttochter DHL, die den Wandel prägen. In drei bis vier Jahren werden aber auch die großen Sattelschlepper und Megatrucks verfügbar sein, die - autonom fahrend und immer häufiger mit Elektroantrieb - den Güterverkehr revolutionieren werden.

Diesen Markt haben "Mr. DAX" Dirk Müller und der Zukunftsforscher Eike Wenzel unter die Lupe genommen. Regelmäßig widmen sie sich mit ihrem Dienst Cashkurs*Trends (www.cashkurs-trends.de) den großen Trends der Gesellschaft. Sie analysieren Branchen und präsentieren potenzielle Aktien, die vom jeweiligen Trend profitieren können.

Der Gütertransport wird in den kommenden zehn Jahren einen radikalen Wandel durchmachen. Weiterhin wird die Warenbeförderung in diesem Zeitraum zwar mehrheitlich auf der Straße stattfinden. Allerdings kommen dabei ab 2020 mehr Lkw mit Elektroantrieb zum Einsatz. Die dramatischen Konsequenzen dieses Wandels sind bereits absehbar: Beginnt das Szenario der selbstfahrenden E-Lkw in den nächsten Jahren zu greifen, könnten eine Menge Arbeitsplätze für Fernfahrer verschwinden, ab 2045 wird es vielleicht die gesamte Berufsgruppe sein (siehe Grafik).



Größte Einsparungen im Stadtverkehr



Das Einsparpotenzial seitens der Industrie hat die US-Bank Morgan Stanley auf 170 Milliarden Euro beziffert. Der E-Lkw wird kommen, weil er zeitgemäß ist, abgasfrei, leise und flexibel. Die erheblichen Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt sind ebenfalls ein Faktor. Die technologischen Grundlagen einer Logistikwelt, basierend auf Elektroantrieben und autonomem Fahren, sprechen eindeutig für den Wandel: Der geringe Energieverbrauch der Elektrolaster ergibt sich aus dem hohen Wirkungsgrad der Motoren mit bis zu 97 Prozent (Diesel: 45 Prozent). Daher wird entscheidend mehr an Primärenergie in Bewegung umgesetzt als bei Verbrennungsmotoren.

Im innerstädtischen Verkehr mit seinen zahlreichen Stop-and-go-Wechseln ist dieser Effekt am größten. Gerade die häufigen Lastwechsel beim Bremsen und Anfahren führen bei Diesellastwagen zu größerem Verschleiß bei den Bremsen und folglich zu hohen Wartungs- und Reparaturkosten. Die Sicherheit ist das andere Argument: In den USA sterben jährlich fast 4000 Menschen bei Lkw-Unfällen.

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Chinesischer E-Pionier



Durch die selbstfahrenden Transporter, so die Hoffnung, könnte diese Zahl nahezu auf null sinken. Während Elektronutzfahrzeuge für die meisten Autobauer bestenfalls eine Vision darstellen, macht BYD bereits Nägel mit Köpfen. Die Chinesen haben die weltweit erste Elektrosattelzugmaschine, den ersten Elektrogelenkbus und den ersten Elektrodoppeldeckerbus auf dem Markt. Daneben ist BYD im klassischen Autogeschäft und in der Batterieherstellung tätig.

Längst ist das Unternehmen mit seinen Elektronutzfahrzeugen auch in den USA und Europa kein Unbekannter mehr. So sind in New York und London sowie in zahlreichen anderen Großstädten bereits Elektrobusse der Chinesen im Einsatz. Gerade im innerstädtischen Verkehr spielen E-Busse ihre Vorteile klar aus: geringere Kosten, weniger Lärm und Verschmutzung sowie weniger Wartungsaufwand ohne Einbußen bei der Reichweite. Schon 2010 wurde BYD vom US-Wirtschaftsmagazin "Bloomberg Businessweek" zum leistungsfähigsten Technologieunternehmen der Welt gewählt. Auch Starinvestor Warren Buffett ist über seine Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway an dem chinesischen Konzern beteiligt.

Der aktuelle deutsche Lkw-Platzhirsch Daimler sowie der amerikanische Elektropionier Tesla arbeiten ebenfalls an eigenen Konzepten, um vom Megatrend E-Truck dauerhaft profitieren zu können. Bei Cashkurs*Trends werden beide Werte auf qualitativer und quantitativer Basis in ausführlichen Analysen durchleuchtet.

Bislang ist das Angebot an E-Lastwagen jedoch noch lückenhaft. Die Fahrzeuge sind darüber hinaus auf dem deutschen Markt noch doppelt bis dreimal so teuer wie ein Dieselpendant. Was also endlich gebraucht wird, sind Serienfahrzeuge - und gleichzeitig ein nicht zu hoher Strompreis. Dann können sich die Vorzüge aus Effektivitätssteigerung bei einem wachsenden Logistikmarkt (siehe Grafik) für Lastwagen auszahlen.



Zukunftsmarkt Elektrotechnologie



Trotzdem ist Lkw 2.0 schon jetzt als Zukunftsmarkt erkennbar. Die letzte Meile, auf der E-Laster bereits unterwegs sind, ist zugleich das teuerste Teilstück im Transportprozess. Deswegen ist es ratsam, hier den Einstieg in die E-Mobilität zu wagen - Einsparungen werden sich durch Umweltauflagen, Automatisierung und niedrige Nutzungs- und Verschleißkosten schnell ergeben.

Geht die Entwicklung der Elektrotechnologie dynamisch weiter, könnten in fünf bis zehn Jahren weltweit jährlich rund 50 000 Elektro-Lkw nur für die letzte Lieferetappe verkauft werden. Bis 2030 könnten dann laut Daimler-Prognose weltweit 250 000 E-Trucks durch die Städte kurven.