Gewinnmitnahmen seien trotz der rund 20-prozentigen Rally seit der US-Präsidentschaftswahl vom November bislang die Ausnahme, sagte Commerzbank-Analyst Andreas Hürkamp. "Denn angesichts der niedrigen Renditen am Geld- und Anleihenmarkt fehlen die Anlagealternativen."

Daneben hielten ermutigende Konjunkturdaten Investoren bei Laune. Die deutsche Wirtschaft wuchs im ersten Quartal um 0,6 Prozent - so stark wie seit einem Jahr nicht. "Die Unternehmen kommen in Investitionslaune", urteilte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. "Die Hoffnung wächst, dass es zu einem sich selbstverstärkenden Aufschwung kommt."

Wasser in den Wein gossen allerdings die US-Konjunkturdaten. Die dortigen Verbraucher gaben im April 0,4 Prozent mehr aus als im Vormonat. Von Reuters befragte Analysten hatten mit einem Plus von 0,6 Prozent gerechnet. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft. Gleichzeitig lag die Inflation bei wie erwartet bei 0,2 Prozent. Dies dämpfte Spekulationen auf rasche Zinserhöhungen der Notenbank Fed und drückte den Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, 0,1 Prozent ins Minus auf 99,514 Punkte. Der Euro verteuerte sich im Gegenzug auf 1,0888 von 1,0874 Dollar.

FUSIONSFIEBER IN DER TELEKOM-BRANCHE



Gleichzeitig grassierte die Fusionitis in der Telekom-Branche. Einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge nimmt der US-Mobilfunker Sprint einen neuen Anlauf für einen Zusammenschluss mit T-Mobile US. Deren Muttergesellschaft Deutsche Telekom, die prinzipiell offen für einen solchen Deal ist, wollte sich zu diesem Thema nicht äußern. Die T-Aktie stieg dennoch um bis zu 4,7 Prozent auf ein Eineinhalb-Jahres-Hoch von 17,51 Euro. T-Mobile gewannen im vorbörslichen US-Geschäft 1,4 Prozent und Sprint 2,3 Prozent.

Vor ihrer Hochzeit stehen auch United Internet und Drillisch. Der Telekom-Konzern will den kleineren Rivalen übernehmen und bietet den Drillisch-Eignern 50 Euro je Aktie. "Wir werten die Transaktion in einer Ersteinschätzung klar positiv", urteilte DZ Bank-Analyst Karsten Oblinger und bekräftige seine Kaufempfehlungen für beide Titel. Drillisch stiegen um bis zu 11,5 Prozent auf ein Rekordhoch von 54,13 Euro. Das ist der größte Kurssprung seit fünfeinhalb Jahren. United Internet steuerten mit einem Kursplus von bis zu 13,3 Prozent sogar auf den größten Tagesgewinn seit 14 Jahren zu.

MEDIENKONZERN VIVENDI AUF EINKAUFSTOUR



Aber auch Firmen aus anderen Bereichen sind im Übernahmefieber: So will in Frankreich der Medienkonzern Vivendi die Werbegruppe Havas übernehmen. Vivendi biete dem Geschäftsmann Vincent Bollore, der beide Firmen kontrolliert, 9,25 Euro je Aktie für dessen 60-Prozent-Anteil an Havas. Der Preis ist nach Einschätzung der Bank Morgan Stanley zwar in Ordnung. "Vivendi muss den Markt aber noch vollständig vom strategischen Nutzen und den Synergien dieses Deals überzeugen. Havas-Aktien stiegen in Paris um bis zu knapp elf Prozent auf ein 15-Jahres-Hoch von 9,37 Euro. Vivendi gewannen 4,7 Prozent.

Vor diesem Hintergrund kletterten Ubisoft auf ein Rekordhoch von 48,90 Euro. Früheren Informationen von Insidern zufolge könnte der Anbieter der Computerspiel-Reihen "Resident Evil" und Assassin's Creed" das nächste Übernahmeziel von Vivendi sein.

rtr