Als weiterer Unsicherheitsfaktor kommen die jüngsten Kursturbulenzen um den US-Videospielehändler GameStop und andere Firmen hinzu. Kleinanleger hatten mit konzertierten Käufen Hedgefonds zur Auflösung ihrer Wetten auf den Kursverfall bestimmter Papiere gezwungen und sie teilweise an den Rand des Ruins getrieben. "Da an den Finanzmärkten alle Rädchen eng ineinandergreifen, kann das Herausspringen von zu vielen Rädchen dazu führen, dass das Gesamtsystem nicht mehr richtig funktioniert", warnt Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets.

In den vergangenen Tagen rutschte der Dax insgesamt um knapp drei Prozent ab und stand vor dem größten Wochenverlust seit drei Monaten. "Wir sehen bisher keinen generellen Stimmungsumschwung", betont Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Bei den aktuellen Verlusten handele es sich lediglich um überfällige Gewinnmitnahmen. Zwischen Ende Oktober und Anfang Januar hatte der Leitindex mehr als 20 Prozent zugelegt und war zeitweise auf ein Rekordhoch von 14.131,52 Punkten gestiegen.

In der neuen Woche sei jedoch ein Lichtblick zu erwarten, sagt Altmann. Diejenigen Komponenten des geplanten Corona-Konjunkturpakets des neuen US-Präsidenten Joe Biden, für die eine einfache Mehrheit seiner Demokratischen Partei reiche, könnten kurzfristig durch den Kongress gebracht werden.

US-ARBEITSMARKTDATEN IM BLICK


Vor diesem Hintergrund warten Börsianer gespannt auf die US-Arbeitsmarktdaten am Freitag. Experten rechnen für Januar wieder mit einem Jobaufbau, nachdem im Vormonat überraschend Stellen abgebaut worden waren. Da die Pandemie-Beschränkungen in den USA vor allem von November auf Dezember verschärft worden seien, erwarte er keine weitere Entlassungswelle, prognostiziert Commerzbank-Analyst Christoph Weil. "In den meisten übrigen Branchen wurde selbst im Dezember noch Personal aufgebaut." Einen Vorgeschmack auf die offiziellen Zahlen liefern die Daten der privaten US-Arbeitsagentur ADP am Mittwoch.

Die deutschen (Montag) und europäischen (Donnerstag) Einzelhandelsumsätze werden Investoren auf den Einfluss der aktuellen Lockdowns abklopfen. Gleiches gilt für die Stimmungsbarometer der deutschen und europäischen Einkaufsmanager (jeweils Montag).

DEUTSCHE BILANZSAISON KOMMT IN FAHRT


Unterdessen gewinnt auch die deutsche Bilanzsaison an Schwung, während sie in den USA bereits auf vollen Touren läuft. In der neuen Woche öffnen dort unter anderem die Google-Mutter Alphabet, der Online-Händler Amazon und Pfizer - Partner der deutschen Biotechfirma BioNTech bei der Produktion eines Coronavirus-Impfstoffs - ihre Bücher.

Aus dem Dax legen unter anderem Deutsche Bank und Infineon Zahlen vor. Siemens präsentiert detaillierte Ergebnisse, nachdem Eckdaten die Aktien des Industriekonzerns zuletzt auf ein Rekordhoch gehievt hatten.

rtr