Der Leitindex dürfte von einigen positiven Faktoren auf diesem Niveau gestützt werden, sagt Commerzbank-Stratege Alexander Hürkamp. Neben der Hoffnung auf Impfstoffe seien das eine kurzfristige Erholung von konjunkturellen Frühindikatoren und neue Fiskalprogramme. "Zudem dürfte die EZB ihr Anleihekaufprogramm trotz des Zwischenrufs aus Karlsruhe noch einmal aufstocken, so dass Europa gute Chancen hat, mit einem starken Aufschwung aus der Krise zu kommen", fasst Fondsmanager Daniel Pfändler von MainSky Asset Management zusammen.

SPANNUNGEN ZWISCHEN CHINA UND USA IM FOKUS


Dennoch rechnen Marktteilnehmer damit, dass die Börsenerholung vorerst nicht mit derselben Dynamik weitergeht. Denn neben der Coronavirus-Krise rückt mit dem Streit zwischen den USA und China ein altbekanntes Problem wieder ins Rampenlicht. Je näher die US-Präsidentenwahl rückt, desto mehr dürfte Amtsinhaber Donald Trump Kritik am Reich der Mitte üben, erwartet Stratege Milan Cutkovic vom Handelshaus AxiTrader. Investoren befürchten, dass es nicht bei einem Krieg der Worte bleiben, sondern es auch zur erneuten Eskalation der Handelskonflikts mit gegenseitigen Strafzöllen und anderen Sanktionen kommen wird. "Ein Wiederaufflammen des Handelskonflikts ist möglich", stellt Helaba-Analyst Christian Apelt fest. China will die Kontrolle über Hongkong verstärken, was neue Proteste und eine weitere Belastung für das Verhältnis mit den USA bedeuten könnte.

Gleichzeitig schwirre die Angst vor einer zweiten Infektionswelle in den Hinterköpfen herum, sagt Anlagestratege Felix Herrmann vom weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock. "In Deutschland, wie auch in vielen anderen Ländern, stehen uns nach den Lockerungen vom 11. Mai Wochen der Wahrheit bevor."

ZAHLREICHE KONJUNKTURDATEN VORAUS


Daneben stehen in der neuen Woche zahlreiche Konjunkturdaten auf dem Programm. Den Anfang macht der Ifo-Index am Montag, der die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen widerspiegelt. "Nach einem dramatischen Rückgang im April, rechnen wir bei diesem Stimmungsindikator mit einer weiteren Verschlechterung im Mai", sagt DZ-Bank-Ökonom Alexander Buhrow. Über die Kauflaune der heimischen Verbraucher gibt der GfK-Index am Tag darauf Antwort. Am Donnerstag folgen die entsprechenden Barometer für die Euro-Zone. Zwar erholten sich die Stimmungsindikatoren insgesamt, "allerdings nur von Depressions- auf normales Rezessionsniveau", konstatiert Helaba-Analyst Apelt.

In den USA richtet sich die Aufmerksamkeit auf die Konsumausgaben am Freitag. Die Käufe der US-Verbraucher gelten als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft. Moderat erfreuliche Konjunkturdaten würden die Finanzmärkte kaum zusätzlich befeuern, da sie schon vorab gefeiert worden seien, sagt Apelt.

Bei den Unternehmen rückt am Mittwoch Volkswagen ins Rampenlicht. Der Bundesgerichtshof wird im Dieselskandal einem Kläger voraussichtlich Schadenersatz zuerkennen. Dies könnte eine Lawine weiterer Urteile gegen den Autobauer auslösen.

Unabhängig davon erwarten Experten zum Wochenauftakt geringe Börsenumsätze. Die Anleger in den USA und Großbritannien greifen wegen eines Feiertages erst ab Dienstag wieder in das Geschehen ein.

rtr