Dax und EuroStoxx50 verloren am Donnerstag jeweils ein knappes Prozent auf 11.009 und 2973 Punkte, nachdem sie in den vorangegangenen Tagen etwa sieben Prozent zugelegt hatten.
Der Index für die Banken der Euro-Zone büßte sogar 3,8 Prozent ein. Italienische Anleihen gerieten ebenfalls unter Verkaufsdruck. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Titel auf 1,858 Prozent.
Ähnlich wie die US-Notenbank Fed beschränkte sich die EZB darauf, ihre Bereitschaft zu weiteren Konjunkturhilfen zu betonen, sollten diese notwendig werden. Die von einigen erhoffte Aufstockung der Wertpapierkäufe wäre verfrüht, sagte Commerzbank-Anlagestratege Christoph Rieger. Schließlich ließen sich die Effekte der bisherigen Maßnahmen nur schwer abschätzen. Außerdem verringere sie den Druck auf die Regierungen, Hilfsprogramme aufzulegen und ihre Staaten zu reformieren.
ERNÜCHTERNDE KONJUNKTURDATEN
Unterdessen schlägt sich die Coronavirus-Pandemie in den Konjunkturdaten nieder: So brach die Wirtschaft der Euro-Zone im ersten Quartal um 3,8 Prozent ein. Das ist der größte Rückgang seit beginn der Aufzeichnungen 1995. "Fast der gesamte Schaden entstand in den letzten beiden Wochen des Quartals", sagte Volkswirt Bert Colijn von der ING Bank. Daher müsse für das laufende Quartal mit weiteren Rückschlägen gerechnet werden.
In Deutschland stieg die Zahl der Arbeitslosen um den saisonbereinigten Rekordwert von gut 373.000 auf 2,65 Millionen. Die Arbeitslosenquote stieg auf 5,8 Prozent.
ERNEUTER PREISSPRUNG BEI ROHÖL
Am Rohölmarkt nährte der überraschende Rückgang der US-Benzinbestände Hoffnungen, dass die Nachfrage wieder anzieht. Dies verhalft der Sorte Brent aus der Nordsee zu einem Preisanstieg von zwölf Prozent auf 25,26 Dollar je Barrel (159 Liter). Die US-Sorte WTI verteuerte sich um 15 Prozent auf 17,34 Dollar.
Diese Rally sei aber nur ein Strohfeuer, warnte Bjornar Tonhaugen, Chef des Ölgeschäfts beim vom Brokerhaus Rystad. Die fast erschöpften Lagerkapazitäten füllten sich schließlich weiter, nur etwas langsamer.
SHELL ERSTMALS SEIT ZWEITEM WELTKRIEG MIT DIVIDENDENKÜRZUNG
Ein weiterer Belastungsfaktor für die Stimmung am europäischen Aktienmarkt waren die Zahlen von Royal Dutch Shell. Der Ölkonzern kürzte nach einem Gewinneinbruch erstmals seit 80 Jahren seine Dividende. "Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen", schrieben die Analysten der Investmentbank SP Angelt. Da sich die Öl-Nachfrage so schnell wohl nicht bessern werde, müssten sich die Anleger des Konkurrenten BP auf ähnliches einstellen. Shell-Aktien fielen in London um 8,5 Prozent, BP-Papiere gaben 4,6 Prozent nach.
Auch der deutsche Chemiekonzern BASF hat mit den Folgen der Corona-Beschränkungen zu kämpfen. Die Aktien verloren 4,1 Prozent. Zum Jahresauftakt schmolz der Gewinn ab, die Jahresprognose wurde zurückgezogen. Konzernchef Martin Brudermüller schloß nicht aus, dass das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen im zweiten Quartal null oder negativ sein kann.
rtr