Die USA setzten das Geschäftsverbot für Huawei für 90 Tage aus, damit das Unternehmen seine Netze in Betrieb halten und Smartphones mit Software-Updates versorgen kann. "Dies sorgt für Erleichterung, weil es die Furcht der Marktteilnehmer dämpft, dass wir uns in Richtung eines ausgewachsenen Handelskrieges bewegen", sagte Andrew Milligan, Chef-Anlagestratege beim Vermögensverwalter Aberdeen Standard. Die USA haben Huawei wegen angeblich drohender Spionage auf eine Schwarze Liste gesetzt. Firmen benötigen nun eine Genehmigung, um mit dem chinesischen Konzern Geschäfte zu machen.

Die Lockerung der US-Beschränkungen für Huawei gab den Technologiewerten Auftrieb, nachdem sie am Montag wegen des Streits noch unter die Räder gekommen waren. Der europäische Branchenindex gewann 1,6 Prozent. Gefragt waren auch die Aktien von Nokia und Ericsson, die sich um bis zu 2,4 Prozent verteuerten. Börsianern zufolge setzten Anleger darauf, dass die beiden europäischen Netzwerk-Ausrüster Huawei Marktanteile abjagen können.

Die Kauflaune der Anleger könne aber schnell verpuffen, solange es keine nachhaltige Entspannung im Handelskonflikt zwischen den USA und China gebe, warnte Rupert Thompson, Chef-Analyst des Vermögensverwalters Kingswood. "Wir glauben weiterhin, dass eine Einigung erzielt werden kann - am ehesten beim geplanten Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem chinesischen Kollegen Xi Jingping im Rahmen des G20-Gipfels Ende Juni."

TALFAHRT DES PFUND GEHT WEITER

Am Devisenmarkt zogen sich Investoren angesichts von Spekulationen auf einen baldigen Sturz von Premierministerin Theresa May erneut aus dem Pfund Sterling zurück. Die Währung kostete mit 1,2683 Dollar zeitweise so wenig wie zuletzt vor vier Monaten. Mays jüngster Vorschlag für einen Brexit-Deal sei schon vor der geplanten Parlamentsabstimmung dem Untergang geweiht, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Die oppositionelle Labour Party werde keinen Finger rühren, um May aus dieser Sackgasse zu befreien. "Wir bewegen uns entweder auf einen 'No Deal'-Brexit oder gar keinen Brexit zu."

Bei den Unternehmen stand unter anderem die Deutsche Telekom im Rampenlicht. Einem Medienbericht zufolge ist das US-Justizministerium weiter gegen eine Fusion der Tochter von T-Mobile US mit dem US-Mobilfunker Sprint. Die US-Kartellbehörde hatte dagegen unter Auflagen grünes Licht gegeben. Da beide Behörden meist eng zusammenarbeiteten, sei das Risiko einer Blockade des Deals gering, stellte Analyst Wolfgang Specht vom Bankhaus Lampe fest. Die Telekom-Aktie notierte 0,4 Prozent im Plus. T-Mobile und Sprint gaben dagegen im vorbörslichen US-Geschäft einen Teil ihrer kräftigen Kursgewinne vom Montag ab. Sie verloren 0,1 beziehungsweise 3,1 Prozent.

rtr