"Die aktuelle Rally basiert vor allem auf der Hoffnung, dass die Pandemie bereits unter Kontrolle gebracht wurde und die wirtschaftliche Erholung dank der Maßnahmen der Regierungen und Zentralbanken weltweit beschleunigt werden kann", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. Es entstehe eine gefährliche Sorglosigkeit, warnte dagegen Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Die große Gefahr bestehe darin, dass eben nicht wie erwartet alles zügig wieder zum alten Normalzustand zurückkehren werde.
Auch die wachsenden Spannungen zwischen den USA und China würden verdrängt, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. Wegen des Streits um das chinesische Sicherheitsgesetz für Hongkong erwägen die USA Insidern zufolge, der Sonderverwaltungszone den bevorzugten Zollstatus zu entziehen. "China wird Vergeltung üben und die USA mit ähnlichen Sanktionen belegen", fügte Aslam hinzu. "Das wird das Wirtschaftswachstum zusätzlich belasten." Diese Sorgen spiegelten sich im Goldpreis wider. Die "Antikrisen-Währung" verteuerte sich um 0,8 Prozent auf 1721 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).
INNOGY-AUFTRAG BEFLÜGELT NORDEX - EASYJET HEBEN AB
Im Halbleitersektor hellte der US-Konzern Micron die Stimmung mit einer angehobenen Umsatzprognose für das dritte Quartal auf. Aktien von Infineon, Dialog Semiconductor und ASML legten bis zu 3,7 Prozent zu. Die zuletzt gut gelaufenen Autowerte notierten hingegen überwiegend im Minus.
Bei den deutschen Aktienwerten heimsten Nordex Kursgewinne von mehr als zehn Prozent ein, die im Verlauf aber auf rund zwei Prozent abschmolzen. Der Windkraftanlagen-Bauer erhielt vom Versorger Innogy einen Auftrag zum Bau eines Windparks mit einer Leistung von 27 Megawatt.
In Paris stiegen die Papiere von Safran um 2,6 Prozent. Der französische Konzern, der gemeinsam mit General Electric (GE) Triebwerke produziert, profitierte von der Ankündigung des US-Flugzeugbauers Boeing, die Produktion des Unglücksfliegers 737 MAX wieder aufzunehmen.
In London gewannen die Titel von EasyJet rund vier Prozent. Der Billig-Flieger will wegen der Virus-Krise etwa 30 Prozent der Stellen streichen. Der skandinavischen Fluggesellschaft SAS brockte die Pandemie-Restriktionen einen Quartalsverlust von umgerechnet 352 Millionen Euro ein - rund drei Mal so viel wie im Vorjahreszeitraum. SAS-Papiere rutschten daraufhin in Stockholm um rund zehn Prozent ab.
Vor der geplanten Wiedereröffnung der Kinos sind die Aktien des angeschlagenen Betreibers Cineworld gefragt. Sie schnellten um mehr als ein Viertel nach oben auf knapp 98 Pence und notieren damit so hoch wie seit dem 11. März nicht mehr. Das Unternehmen will seine Kinos im Juli wieder öffnen.
rtr